Im monatelangen Kampf um den Breitbandausbau kann die Deutsche Telekom einen Sieg verbuchen. Die Bundesnetzagentur, oberste staatliche Regulierungsbehörde für den Breitbandausbau in Deutschland, will der Deutschen Telekom erlauben, das Internet über herkömmliche Kupferkabel mit der umstrittenen Vectoring-Technik schneller zu machen. Im Gegenzug hat die Deutsche Telekom versprochen, rund sechs Milliarde zu investieren, um in vielen Gebieten schnelleres Internet anzubieten. Ein Sprecher der Bundesnetzagentur sagte:
"Die Bundesnetzagentur hat heute einen Entscheidungsvorschlag veröffentlichst, nach dem die Telekom in den Nahbereichen um die sogenannten Hauptverteiler ihr Netz mit Vectoring-Technik aufrüsten kann."
Telekom-Konkurrenten befürchten eine "Remonopolisierung"
Vectoring ist umstritten und bedeutet: Die Kupferkabel, die von den grauen Kästen auf der Straße in unsere Häuser laufen, stören sich gegenseitig und schränken die mögliche Internetgeschwindigkeit ein. Mit Vectoring werden diese Störungen raus gerechnet, so dass bis zum 100 Mbit pro Sekunde möglich werden. Nachteil: Damit Vectoring funktioniert, müssen alle Kabel, die aus einer grauen Kiste abgehen, einem Anbieter gehören. Das bedeutet: setzt die Telekom in einem Straßenabschnitt Vectoring ein, müssen Telekom-Wettbewerber Kupferkabel abgeben. Telekom-Konkurrenten befürchten eine "Remonopolisierung". Sie kritisieren, dass mit der Genehmigung dieses Kupfer-Turbos der Ausbau mit zukunftssicherer Glasfaser unwirtschaftlich werde. Dazu der Sprecher der Bundesnetzagentur entgegnet:
"Wir kommen auch nach nochmaliger sehr, sehr intensiver Analyse zu dem Schluss, dass ein Vectoring-Ausbau der Nahbereiche hilft, den Breitbandausbau in Deutschland insgesamt zu fördern. Dabei werden aber nach unserer festen Überzeugung weder der Wettbewerb außer Kraft gesetzt, noch werden andere Technologien ausgebremst. Wichtig ist, dass Verbraucher auch zukünftig eine breite Auswahl zwischen Anbietern, Preisen und Qualitäten haben werden."
Heftige Kritik vom Verband der Telekom-Konkurrenten BREKO
In Gebieten, in denen die Deutsche Telekom Vectoring einsetzt, müssen die Wettbewerber bei der Telekom noch undefinierte Vorprodukte einkaufen, wollen sie in diesem Gebiet ebenfalls Kunden mit Internet versorgen. Telekom-Wettbewerber dürften selbst in mehr gebieten als bisher vorgesehen, Kupferkabel mit Vectoring aufrüsten, heißt es in der Pressemitteilung der Bundesnetzagentur. Auch sieht die Beschlussvorlage der Regulierungsbehörde vor: Hat die Telekom ein Gebiet mit Glasfaser erschlossen, dürfen die Telekom-Konkurrenten die Kupferkabel mit Vectoring beschleunigen. Diese Möglichkeit laufe "ins Leere", klagt der Verband der Telekom-Konkurrenten BREKO. Denn es sei nicht wirtschaftlich in Kupfer zu investieren, wenn die Telekom bereits Glasfaser verlegt habe.
Der Breko lehnte ein Interview ab und zeigte sich empört, dass die Regulierungsbehörde einen so weitreichenden Beschluss per Pressemitteilung bekannt mache, den eigentlichen Beschluss mit allen wichtigen Details aber nicht veröffentliche. So fehlten zu entscheidenden Punkten noch konkrete Angaben, etwa wie sich die Investitionsmöglichkeiten der Telekom-Wettbewerber verbessert haben sollen. Die Deutsche Telekom hingegen begrüßte, dass sich die Bundesnetzagentur um eine "Versachlichung der Debatte" bemüht habe. Bevor die Vectoring-Genehmigung wirksam wird, muss noch die EU-Kommission Stellung nehmen.