Mindestens 30 Mbits für 100 Prozent aller Europäer. So lautet das Breitbandziel der EU-Kommission bis zum Jahr 2020. Noch allerdings sind nur wenige Mitgliedsländer dabei, das Ziel zu erreichen, erklärt Johannes Feldmann von der Unternehmensberatung atene KOM auf dem Broadband World Forum in Berlin.
"Die führende Nation im Moment, was das Abdeckungsziel anbelangt, ist Malta. Die haben das Ziel bereits erreicht. Ganz hinten ist Griechenland, was aber auch ein Stück weit auf die Topografie zurückzuführen ist, sehr viele Insel-Gruppierungen, die es dort gibt, die einfach schwierig sind mit Glasfaser zu erschließen. Deutschland liegt ungefähr im Mittelfeld."
Kupferleitungen bremsen den Ausbau
Ein Problem beim Ausbau seien die Zeitpläne dafür. Manche EU-Länder hätten zwar gleich ein ganzes Sammelsurium an Dokumenten, aber ein zusammengefasster Zeitplan für einen koordinierten Ausbau - den könnten nur wenige vorweisen.
"Das führt dazu, dass generell in Europa immer noch ein sehr hoher Nachholbedarf herrscht, was digitale Infrastrukturen anbelangt."
Beim Breitbandausbau zeigt sich im globalen Vergleich, dass vor allem die Kernländer der EU auch durch ihre an sich gute Infrastruktur gebremst werden. Denn wo Kupferleitungen weit verbreitet seien, da kommt der Ausbau nicht richtig voran. Das hat Analyst Roland Montagne von IDATE Digiworld in seinen Untersuchungen herausgefunden: "Wenn sie auf die Technologie von Morgen schauen, das ist ganz klar Glasfaser bis in die Wohnung. Da ist Asien ganz klar vorn, vor allem China. Ein gutes Beispiel ist auch Russland. Kupferleitungen gab es da kaum im Boden und so wurde dieser Schritt übersprungen direkt hin zu Glasfaser."
G.fast als Zwischenlösung
Ähnlich sei es in Portugal, in Rumänien und in den baltischen Staaten. Dass die Kupferleitungen dennoch noch nicht zum Altmetall gehören, zeigen die Aktivitäten der Netzbetreiber. In Berlin kündigten gleich zwei Unternehmen den Praxiseinsatz der Beschleunigertechnik G.fast an. G.fast macht aus Kupfer ein hoch breitbandiges Medium.
"Heute haben wir den Start von G.fast als Gigabit-Technologie bekannt gegeben. Über existierende Kupferleitungen bedienen wir künftig unsere Kunden."
In Berlin verkündete Steve Collins, Chief Technology Officer beim Netzausrüster NetComm Wireless, im Netz des Betreibers nbn in Australien künftig die letzten Meter zwischen der Zubringer-Glasfaser und dem Kunden mit G.fast zu realisieren. Ankommen sollen bis 1,3 Gigabit pro Sekunde im Download. Auch die Deutsche Telekom nutzte das Breitband-Forum, um ihr G.fast-Testfeld in Frankfurt am Main vorzustellen. Bis Ende des Jahres soll die Technik regulär ausgerollt werden. Kritiker bemängeln, dass unter anderem mit G.fast der zukunftssichere Ausbau behindert werde. Der Australier Tom Collins widerspricht dem nicht, verweist aber auf Kosten und bauliche Schwierigkeiten, durch die G.fast vorerst der bessere Weg zum Gigabit-Anschluss sei.
"Glasfaser bis in die Wohnung"
"G.fast wird einige Zeit lang da sein. Das ist zwar nichts, was sie unbedingt wollen, wenn sie ihre Netze ausbauen. Aber sie nutzen es da, wo sie müssen. Glasfaser nehmen sie dort, wo es geht. Ich glaube, G.fast hat noch ein langes Leben vor sich. Es ist aber eine Lösung für den zielgerichteten Einsatz und keine universelle Lösung."
Analyst Roland Montagne sieht im Kupfer-"Schrittmacher" trotzdem eher ein Hindernis. Wer ihn einsetze, zahle halt mehrfach für den Netzausbau.
"Man kann immer noch besser werden auf Kupfer. Aber es ist die Physik, die irgendwann den Schlussstrich setzt. Kupfer bringt die Glasfaser dichter und dichter an den Kunden heran. Klar ist aber auch, die einzige Technologie, die schlussendlich wirklich zukunftsfähig ist, ist Glasfaser bis in die Wohnung."