"Breitbart" führt Krieg. Jedenfalls hisst das rechtspopulistische Medienunternehmen den Hashtag #war ("Krieg"), wann immer es auf seine drei bevorzugten Ziele losgeht.
Und das sind, wie "Breitbart"-Nachrichtenchef Joel Pollack dem Fernsehsender MSNBC kürzlich erklärte: "Erstens Hollywood und die Mainstreammedien, zweitens die demokratische Partei und die institutionalisierte Linke und drittens das republikanischen Establishment in Washington".
Kampf um die Vorherschaft unter den konservativen Medien
Auch Steve Coll spricht von "Kampf". Coll ist Dekan der journalistischen Fakultät an der New Yorker Columbia Universität. Wie die meisten, die nicht zum Kernpublikum von "Breitbart" gehören, hat er während der letzten Präsidentschaftswahlen angefangen, die Nachrichtenwebsite regelmässig zu besuchen. Der Kampf, den er beobachtet, ist der um die Vorherrschaft unter den konservativen Medien.
"Man merkt, wie sich 'Breitbart' als profitable Organisation zu etablieren versucht und mit traditionellen konservativen Medien wie Fox News um die Aufmerksamkeit von rund einem Drittel Amerikas wetteifert. Das sind die Republikaner freundlichen Fundamentalisten, deren Vorstellungen von Konservatismus und Nationalismus dabei sind, sich zu verändern. 'Breitbart' will von dieser Veränderung profitieren."
Vom Spielplatz für Nazi-Sympathisanten zur quasi-legitimen Nachrichtenquelle
An vorderster Front steht wieder und immer noch Steve Bannon. Nach seiner Entlassung aus dem Weissen Haus ist der gewesene Berater von Präsident Donald Trump als Vorsitzender zu "Breitbart" zurückgekehrt. Als Chefideologe hat Bannon das Unternehmen nie wirklich verlassen, das unter seiner Ägide vom obskuren Spielplatz für Nazi-Sympathisanten zur quasi-legitimen Nachrichtenquelle für Millionen Webseiten-Besucher geworden ist. In manchen Monaten wurde die Seite bis zu 240 Millionen Mal aufgerufen.
Steve Coll reagiert deshalb auch mit Skepsis auf Äusserungen des "Breitbart"-Chefredakteurs Alex Marlow, wonach man künftig einen gemässigteren Kurs fahren will.
"Das ist eine Absichtserklärung, die man von extremistischen Bewegungen immer wieder hört. Die starten irgendwo in der Wildnis, gewinnen an Anhängern und sind sogar ein bisschen überrascht vom Erfolg, den sie plötzlich haben. Dann beginnen die internen Diskussionen darüber, ob man sich nun, da man über politische Macht verfügt, anständiger benehmen müsse oder nicht. Die Puristen finden natürlich, nein, die anderen finden, man müsse sich mehr dem Mainstream anpassen."
Der Ton von "Breitbart" News bleibt reisserisch
Der Ton von "Breitbart" News ist allerdings so reisserisch wie eh und je. Vor einigen Tagen lautete eine der Schlagzeilen: "Beziehungen von Massenvergewaltiger Harvey Weinstein zu Schlüsselfiguren der demokratischen Partei"; eine andere: "Muslimische Homophobe bringen Liberale in Verlegenheit: Ein schwuler Pornostar erzählt". Noch immer versprechen solche Titel weit mehr, als die Artikel darunter halten. Inhalt und Wahrheitsgehalt wiederum erweisen sich als vollkommen nebensächlich, da die Berichte ohnehin nur als Vorwand für Leser zu dienen scheinen, sich in den Kommentarspalten die Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens aus dem Leib zu schreiben.
Auf mehrere Interview-Anfragen von mediasres hat man bei "Breitbart" News nicht geantwortet. Trotzdem oder eben deshalb sei "Breitbart"-Tribun Steve Bannon hier via Fox News das letzte Wort eingeräumt.
"Niemand ist sicher, wir kriegen sie alle, und wir werden gewinnen."
Hashtag "Krieg", kein Zweifel.