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Bremen
Die Pfandbeauftragten

Schon seit 2006 dürfen Reisende keine Flaschen mit Flüssigkeiten mehr mit ins Flugzeug nehmen. Für Pfandsammler eine gute Nachricht, auch wenn die Flughäfen es nicht gern sahen. Heute gibt es am Flughafen Bremen fest angestellte Pfandbeauftragte - zum Beispiel Stipo aus Kroatien.

Von Almuth Knigge |
    Ein Mann mit blauer Schutzweste zieht einen Plastikbehälter, der gefüllt ist mit leeren Pfandflaschen, durch einen Gang auf einem Flughafen. Spende dein Pfand - heißt die Aktion.
    Stipo aus Kroatien, seit kurzem Leergutbeauftragter am Flughafen Bremen (Deutschlandfunk/Almuth Knigge)
    Flughafen Bremen – der Ferienflieger wartet. Die Abflughalle ist voll. Draußen ist es heiß – fast alle haben eine Getränkeflasche in der Hand.
    Vor den Sicherheitskontrollen stehen zwei große Plexiglastonnen – ungefähr so groß wie Ölfässer.
    "Oh, die ist aber voll!"
    Stipo wuchtet das Plastikfass behutsam auf die gepolsterte Sackkarre – soll ja kein Kratzer drankommen.
    Dann manövriert er die Fracht zu seinem Arbeitsplatz mitten durch die Passagiere.
    "Da ist der Raum, wo wir sortieren und das werden die Säcke gefüllt.
    WinWin Situation für Flughafen und Pfandsammler
    Das ist jetzt das Aufkommen von wie viel Tagen? Jetzt ist ja auch momentan ein bisschen mehr, weil Ferien sind."
    Zehn gelbe Riesensäcke mit Leergut, geschätzt vielleicht 2.000 Flaschen, warten darauf, dass sie abgeholt werden und den nächsten Schritt im Wertstoffkreislauf des Grünen Punktes machen können. Ein toller Anblick – alles das, was jetzt hier in den Tüten ist, landet nicht in der Botanik – oder auf dem Müll.
    Denn für alles, was die Passagiere nicht mit durch die Sicherheitsschleuse nehmen dürfen ist die Bundespolizei zuständig – und die recycelt nicht. "Also, da 25er, ja überall das ist zum Wegschmeißen und das auch. Diese süßen Sachen die stinken aber."
    Flughafen: Soziales Engagement und Dienst an der Umwelt
    Das Prinzip des festangestellten Leergutbeauftragten ist so einfach wie großartig: Leere Pfandflaschen können in speziell dafür aufgestellten Behältern eingeworfen und dadurch gespendet werden. Eine WinWin Situation – auch Andrea Hartmann, die Pressesprecherin des Flughafens, spendet regelmäßig ihre Flaschen.
    "Ja im Prinzip haben wir zwei Sachen gewonnen dadurch, auf der einen Seite können wir damit soziales Engagement zeigen und auf der anderen Seite tun wir noch was für die Umwelt, weil die Flaschen da landen, wo sie hingehören, nämlich im Kreislauf des dualen Systems."
    In Bremen ist Stipo seit April für die Pfandflaschen zuständig – er schließt die volle Tonne auf und sortiert die Flaschen in große Kisten.
    Nach Einweg, Mehrweg, Pfandfrei, die, die noch nicht ganz leer sind, stellt er neben die Kisten ...
    "Und da kommen jetzt erst mal die hin, die noch voll sind und die noch ausgeschüttet werden müssen. Wenn nur ein bisschen drin ist, kann man das lassen - die ist ja noch ganz voll."
    Stipo: sein erster sozialversicherungspflichtiger Job seit 12 Jahren
    Eine Wasserflasche mit Mineralwasser aus der Region – noch nicht mal geöffnet – Stipo stellt sie auf den Schrank: "Wir können das trinken, ohne Glasflasche auch."
    Man erkennt Stipo ihn an der grauen Kappe und der blauen Arbeitsweste mit dem Schriftzug "Spende dein Pfand". Es ist ein sein erster sozialversicherungspflichtiger seit 12 Jahren. Stundenlohn neun Euro 13. 40 Stunden in der Woche. Finanziert wird das Ganze von Jobcenter und einem gemeinnützigen Träger – in Bremen von der Inneren Mission und deren Tochter Projob. Der Pfanderlös – geschätzte 15.000 Euro im ersten Jahr, fließt mit in die Finanzierung ein.
    "Was ist das denn für 'ne Flasche? Das ist polnisches Bier. Dafür gibt es aber auch acht Cent - Edeka hat das inzwischen auch - bis zum vorletzten Jahr haben sie das nicht angenommen."
    13 Arbeitsplätze für Pfandbeauftragte durch Pfand finanziert
    Stipo wird bald 63 Jahre alt - er ist in Kroatien geboren, lebt aber schon seit 43 Jahren in Deutschland. Eine richtige Ausbildung hat er nicht - aber er hat immer gearbeitet - meist in Jobs, die mies bezahlt wurden. Er hat, wie es im Behördendeutsch heißt, eine schwierige Erwerbsbiografie. Irgendwann wurde er arbeitslos. Was blieb, waren Ein-Euro Jobs. Als die auch noch wegfielen, blieb das Ehrenamt und das Flaschensammeln.
    "Es kommt darauf an, wenn schöne Jahreszeit kommt, ab April oder so und wenn schöne Tage sind dann trinken die Leute auch mehr und dann kann man auch bis zehn Euro an einem normalen Tag machen und am Wochenende 20 - 30 Euro."
    Bis zu 30 Euro kann man einem guten Wochenende bei schönem Wetter mit Pfandsammeln verdienen. Deshalb macht er das neben seinem Job als Leergutbeauftragter auch weiter.
    Aktuell werden in ganz Deutschland durch die Pfanderlöse 13 Arbeitsplätze für Pfandbeauftragte finanziert. Bis heute wurden so knapp 1,4 Millionen Flaschen gespendet – im Gegenwert von rund 350.000 Euro – Tendenz steigend.