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Bremen im Bildungsranking
"Wir nehmen die Zahlen dahinter sehr ernst"

Im Bildungsmonitor 2017 landet Bremen nur auf dem vorletzten Platz. Als Haushaltsnotlageland könne das Bundesland nicht dieselben Entwicklungen wie andere mitmachen, sagte Bildungssenatorin Claudia Bogedan im Dlf. Wichtiger als die Platzierung seien ihr deshalb die Daten hinter dem Ranking.

Claudia Bogedan im Gespräch mit Michael Böddeker |
    Die Bremer Senatorin für Bildung und Kinder Claudia Bogedan (SPD)
    Die Senatorin für Bildung und Kinder Claudia Bogedan (SPD) will die Begabungsförderung in Bremen stärken (dpa/picture alliance/Ingo Wagner)
    Michael Böddeker: Der Bildungsmonitor 2017 vergleicht die Leistungen der Bundesländer in Sachen Bildung. Einige Ergebnisse haben wir jetzt schon gehört, zum Beispiel auch, wer die Schlusslichter in der Tabelle sind: Berlin nämlich, und auf dem vorletzten Platz Bremen. Darüber habe ich mit Claudia Bogedan gesprochen, der Bildungssenatorin von Bremen. Ich habe sie gefragt: Der vorletzte Platz, Platz 15 von 16 im Bildungsmonitor 2017, was sagen Sie zu dem Ergebnis?
    Claudia Bogedan: Erst mal ist es kein überraschendes Ergebnis, weil der Bildungsmonitor natürlich auf Zahlen beruht, die uns hier im Haus auch schon lange bekannt sind. Insofern ist es überraschungsfrei, wenn natürlich auch nach wie vor das immer wieder schmerzt, dass die Mühen und auch die gute Qualität der Bildungsarbeit, die in den Einrichtungen bei uns hier geleistet wird, immer noch nicht dazu geführt hat, dass wir uns auf den Plätzen so in der Richtung verbessern konnten, die wir uns wünschen würden.
    "Rankings sind immer gut für das Marketing"
    Böddeker: So ein Ranking, so eine Tabelle wie in der Fußballbundesliga, bringt Ihnen das eigentlich etwas? Können Sie daraus Impulse ziehen für die bildungspolitische Arbeit?
    Bogedan: Ehrlich gesagt: Nein. Rankings sind immer gut für das Marketing, weil sie natürlich noch mal sehr plakativ die Dinge zusammenführen. Für uns ist natürlich absolut wichtig, in die einzelnen Daten reinzuschauen und uns sehr gezielt mit den einzelnen Fragen auseinanderzusetzen, daraus dann tatsächlich Impulse für Steuerung, für Qualitätsentwicklung ziehen zu können.
    Insofern, wir nehmen die dahinterliegenden Zahlen sehr ernst und auch die dazugehörige Forschung, die ja auch von der KMK stark mit unterstützt wird. Wir haben uns im Rahmen der Kultusministerkonferenz darauf verständigt, dass wir unsere Bildungssysteme regelmäßig auch anhand von Daten eben betrachten und damit auch in Vergleich eintreten.
    Aber für uns, für die Steuerung ist nicht das Entscheidende das Ranking, sondern entscheidend sind die Informationen, die wir bekommen: Wo haben wir uns in welche Richtung in der letzten Zeit entwickelt und wo droht man womöglich den Anschluss zu verlieren, wo ist aber auch eben gelungen, uns zu verbessern? Und man kann eben diese Initiativen weiter dann auch stärken.
    Bremen in der Haushaltsnotlage
    Böddeker: Dann lassen Sie uns mal ein bisschen in die Details schauen! Eine Information aus dem Bildungsmonitor neben dem Ranking ist zum Beispiel, dass die öffentlichen Ausgaben für Bildung in Bremen im Bundesvergleich am niedrigsten sind. Können Sie daraus dann etwas ableiten? Also, können Sie jetzt einfach besser argumentieren und sagen: Gut, dann brauchen wir mehr Geld im Budget?
    Bogedan: Bremen ist ein Haushaltsnotlageland und bekommt vom Bund da besondere Hilfen, und wir haben aber auch dadurch strengere Vorgaben, wie wir mit Ausgaben auch umgehen müssen als Bundesland, und unterliegen da auch den strengen Kontrollen des Stabilitätsrates und können die eine oder andere Entwicklung, die in den anderen Bundesländern in den letzten Jahren vollzogen wurde, nicht in dem gleichen Maße nachvollziehen. Und da ist für uns natürlich ganz wichtig, dass wir zu einer neuen Bund-Länder-Vereinbarung gekommen sind, die die Finanzierung da auch anders auf die Füße stellt.
    Böddeker: Ein anderes Detail besagt auch, dass in Bremen nicht alles schlecht ist. Zum Beispiel heißt es da, dass im Handlungsfeld Hochschule und MINT, also naturwissenschaftliche Fächer, dass Bremen da bundesweit am besten aufgestellt ist. Freut Sie das?
    Bogedan: Ja. Sozusagen, die Hochschulen leisten hier exzellente Forschung, das ist schon lange Jahre bekannt und dafür wird auch viel getan. Und das Gleiche gilt für den MINT-Bereich. Wir haben hier auch einen Arbeitsmarkt, der insbesondere natürlich auch darauf abgestellt ist, dass wir MINT-Förderung ganz nach vorne stellen.
    Und wenn man sieht, dass Förderung eben funktioniert, dann heißt das eben auch im Umkehrschluss, dass, wenn man in anderen Bereichen auch die Förderung in der Form intensiviert bekommt, wie uns das bei MINT gelungen ist, dass wir auch zuversichtlich sind, dass wir auch weiter die Qualität dann auch in anderen Bereichen stärken können.
    Sprachförderung ein Schwerpunkt in Bremen
    Böddeker: Was machen Sie da in Bremen zum Beispiel, um das zu fördern?
    Bogedan: Na ja, wir haben einen sehr starken Fokus jetzt auf das Thema Sprachförderung gelegt. Das hat in einer Gesellschaft, die von Einwanderung geprägt ist, eine höhere Bedeutung bekommen. Wir sehen, dass im sprachlichen Bereich unsere Schülerinnen und Schüler besondere Unterstützungsbedarfe haben, und haben, sowohl was die Ressourcenausstattung der Schulen betrifft, als auch was die konzeptionelle Ausrichtung betrifft, da in den letzten Jahren eben auch Anpassung vorgenommen und werden auch weiter da die Sprachförderung jetzt ins Zentrum des Handelns stecken, und zwar von der frühkindlichen Bildung an eben bis zur weiterführenden Schule.
    Böddeker: Dieses Ranking, was jetzt wieder erschienen ist und was die Bundesländer in einen Vergleich stellt, was halten Sie davon grundsätzlich? Ist das überhaupt sinnvoll, verschiedene Bundesländer mit unterschiedlichen Voraussetzungen so zu vergleichen, oder werden da Äpfel mit Birnen verglichen?
    Bogedan: Es kommt eben genau darauf an, wo man hinguckt. Hinter diesem Monitor, den die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft jetzt herausgegeben hat, stecken ja Daten, die an anderer Stelle schon erhoben worden sind und wo diese Daten auch in einen sehr umfänglichen Kontext gestellt werden und wir beispielsweise auch die Möglichkeit haben, diese Daten mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Rahmen der Kultusministerkonferenz auch zu beratschlagen. Und das ist natürlich hilfreich.
    Hilfreich ist es auch, dass diese Wissenschaftler unter anderem auch die Daten, die sie an den Einzelsystemen eben erheben, in den einzelnen Schulen erheben, den Schulen auch widerspiegeln für deren Schulentwicklung und da Hilfestellung geben. Insofern ist das schon wichtig, dass man Leistung eben auch misst, um zu wissen, wo steht man, wo hat man Verbesserungsbedarf, wo hat man sich weiterentwickelt, dass man Zeitvergleiche eben auch macht. Aber wie gesagt, ein Ranking in der Einfachheit einer Tabelle, das ist natürlich nicht hilfreich, weil das keine Auskunft darüber gibt, wo muss man Dinge anders anpacken und wo kann man eingeschlagene Wege verstärken.
    Böddeker: Was ist denn für Sie der wichtigste Punkt, den Sie gerne angehen möchten in Zukunft in Sachen Bildung?
    Bogedan: Begabungsförderung steht bei uns ganz oben auf der Agenda. Das haben wir hier auch mit dem Bund im letzten Jahr verabredet. Uns geht es darum, dass wir die Potenziale aller Kinder so fördern wollen, dass jedes Kind darauf vertrauen kann, die optimale individuelle Förderung in unseren Schulen zu erhalten.
    Böddeker: Das sagt Claudia Bogedan, die Bildungssenatorin von Bremen. Mit ihr habe ich über den Bildungsmonitor 2017 gesprochen, da landet Bremen dieses Jahr nur auf dem vorletzten Platz. Aber Claudia Bogedan sagt: Wichtiger als die bloße Rangliste seien für ihre Arbeit die Details und die Daten, die dem Ganzen zugrunde liegen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.