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Bremer Sportsenatorin zu Bundesliga-Neustart
"Es ist hoch risikobehaftet"

Die Bremer Sportsenatorin Anja Stahmann würde sich das Saisonende in der Fußball-Bundesliga wünschen. Mit dem Liga-Konzept für Geisterspiele könne man aber arbeiten. Nun wolle sie eine gemeinsame, solidarische Lösung für den Fußball und die Bundesliga finden, sagte sie im Dlf.

Anja Stahmann im Gespräch mit Astrid Rawohl |
GEISTERSPIEL ohne Zuschauer DFL Fussball Bundesliga Saison 2019 - 2020 Spiel Borussia Moenchengladbach - 1. FC Koeln am11. 03. 2020 in Moenchengladbach
Die Fußball-Bundesliga möchte mit Spielen ohne Zuschauer die Saison zu Ende bringen (dpa/ Laci Perenyi)
"Das ist wirklich eine Sache mit Risiken und Nebenwirkungen, wenn man Geisterspiele stattfinden lassen will. Wir haben gesagt, es wäre vorstellbar. Es muss aber über die Rahmenbedingungen klar miteinander gesprochen werden", sagte Anja Stahmann, die Bremer Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport und Vorsitzende der Sportministerkonferenz (SMK). Diese Konferenz sei aktuell schwerer zu koordinieren als einen Sack Flöhe zu hüten, sagte sie im Dlf. Über die Bundesligafortsetzung sei kontrovers diskutiert worden.
"In der Öffentlichkeit sagen die Leute zu recht, warum ein Geisterspiel und noch kein Gottesdienst? Warum sind die Spielplätze zu, aber die Millionäre dürfen Fußball spielen? Und das ist eine Debatte, die man auch öffentlich miteinander führen muss."
16.03.2020, Hessen, Frankfurt/Main: Coronavirus - DFL-Pressekonferenz am 16.03.2020 im Sheraton Airport Hotel & Conference Center in Frankfurt am Main Christian Seifert ( Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL, Mitglied des Ligavorstands und Vizepräsident des DFB ) spricht im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Deutschen Fu all Liga (DFL) auf einer Pressekonferenz. Die 36 Profi-Clubs entschieden angesichts der Coronavirus-Krise, die Bundesliga und 2. Liga bis mindestens zum 2. April auszusetzen. Foto: Poolfoto Arne Detert ( dpa ) Foto: Revierfoto/Revierfoto/dpa | Verwendung weltweit
DFL-Konzept zur Bundesliga - Sportminister stimmen Geisterspielen zu
Das letzte Wort haben die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten – doch viele Zeichen deuten darauf hin, dass die Fußball-Bundesliga bald fortgesetzt wird. Die Sportminister der Länder haben einer Fortführung der Liga zugestimmt.
Stahmann erklärte, für wie wichtig sie den Breitensport hält. Allerdings sei die Debatte um den Profisport davon abzulösen:
"Da geht es wirklich darum, dass da Verträge sind, Geld verdient werden muss oder Geld verdient werden soll. Und darüber muss man eben auch kritisch sprechen. Was kann man da wirklich machen verantwortlich und was nicht?"
33D-Modell des Coronavirus SARS-CoV2
Die Vorschläge der Deutschen Fußballliga (DFL) für die Fortführung des Ligabetriebs seien aber gut, sagte Stahmann:
"Das Konzept der DFL ist ambitioniert, aber auch wirklich ein Konzept, mit dem man arbeiten kann. Da hat man sich nicht versucht, durchzuschummeln. Aber wenn es Geisterspiele gibt, fordert die SMK höchstmögliche Transparenz."
Bremen hatte schon früh die Idee von Geisterspielen kritisiert - im Hinblick auf die gesundheitliche Gefährdung von Polizisten. Bremen werde sich aber nicht von den anderen Bundesländern absondern, sagte Stahmann.
Stahmann fordert perspektivisch eine Veränderung in der starken Abhängigkeit der Bundesliga von Sportrechten und Sponsoren. Auch die finanziellen Abhängigkeiten bei Ablösen und Spielergehältern sieht sie kritisch:
"Da ist etwas in eine absolute Schieflage gekommen. Der Sport steht gar nicht mehr so im Fokus. Man hat das Gefühl, nicht nur das Gefühl, man sieht es: Da geht es verstärkt um wirtschaftliche Interessen, da geht es auch um Sportwetten. Das wird natürlich kritisch gesehen. Da hängt eine ganze Industrie dran, und die Frage ist: Findet man den Weg zurück in Richtung Sport und sportlicher Ausrichtung?"
Deutschland und vor allem die Vereine und die DFL müssten eine internationale Debatte etwa um Obergrenzen bei Gehältern anstoßen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.