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Breslau
Ein neues Musikforum für die Stadt

Breslau wird Kulturhauptstadt 2016 - ein Argument für ihre Ernennung war das neue Musikforum, ein Bau mit fünf Konzertsälen und über 2.000 Plätzen, einer davon 19 Meter unter der Erde. Bereits Anfang September wird das Konzerthaus eröffnet.

Von Joachim Hildebrandt |
    Blick über Breslau
    Blick über Breslau (dpa/picture alliance/Forum Marek Maruszak)
    Der äußere Bau des neuen Musikforums Breslau ist fertiggestellt. Die Verkleidung des Dachs besteht aus einem goldfarbenen Blech. Das glänzende Material ist jetzt so heiß, sagen die Arbeiter, dass man es dort kaum aushalten kann. Der Dirigent und künstlerische Direktor des Musikforums Andrzej Kosendiak:
    "Wir begannen unser Projekt vor zehn Jahren. Damals dachten wir natürlich noch nicht an die künftige Kulturhauptstadt Breslau. Aber als wir uns beworben haben für die Kulturhauptstadt 2016, war das Musikforum ein wichtiges Argument dafür. Wir haben auch Konzertsäle hier unter der Straße gebaut, der Hauptsaal hat als tiefsten Punkt 19 Meter unter der Straßenoberfläche."
    Da das Gebäude im ehemaligen Südflügel des Königsschlosses in der Nähe einer großen Straße liegt, musste es vor allem sehr gut isoliert sein, um jegliche Vibration innerhalb des Gebäudes zu vermeiden. Als Material für die Wände wurde eine speziell für Konzertsäle produzierte Betonmischung verwendet. Der Hauptkonzertsaal bietet für 1.800 Zuhörer Platz, in den vier Kammersälen sind weitere 200 bis 450 Sitzplätze verfügbar.
    "Sehr wichtig für uns ist, einen Raum für Musik zu schaffen auf dem höchsten akustischen Niveau. Unser Programm enthält nicht nur klassische Musik. Wir werden Jazz bringen und Musik, die junge Leute interessiert."
    Gute Akustik ist schon erkennbar
    Die Akustik kann in jedem Raum verändert und dem jeweiligen Musikstil angepasst werden. Um das zu realisieren, wurde die Firma Artec Consultants aus New York beauftragt, eine Lösung für eine perfekte Akustik im Konzerthaus zu entwickeln. Diese Firma hat schon in Luzern sowie in Konzerthäusern von Singapur und Philadelphia für die Klangqualität gesorgt. Durch das Öffnen und Schließen von Türen und Paneelen wird die Größe des Raums und damit auch seine Akustik verändert.
    "Dieser Raum, der sich ausbreitet - "hu" - wird Türen öffnen. Besonders gut geeignet für Chöre. Wir können Türen öffnen und schließen. Etwa 40 Türen. Oben an der Decke sind überall verstellbare Paneele, entsprechend der Musik, die wir hören. Sehr bedeutend ist der Weg vom Ohr zum Gehirn. Es ist eine psychologische Sache. Die Stimme, der Klang sind verbunden mit dem, was wir sehen können. Das ist eine Art von Vermischung von dem, was man fühlt, was man denkt, was man riecht. Wenn man das Gefühl hat, der Weg zur Bühne ist nicht weit, dann hört man viel besser. Wenn die Bühne sehr weit entfernt ist, denkt man, es ist nicht laut genug. Das ist nur ein Eindruck, den man hat."
    Da fragt man sich: Was ist hier Illusion, was Tatsache? Schon jetzt, während die letzten Arbeiten im Inneren ausgeführt werden, ist eine gute Akustik erkennbar.
    Das Nationale Musikforum Breslau wird am 4. September mit einem feierlichen Konzert des Sinfonieorchesters, des Chors sowie des Kammerorchesters des Nationalen Musikforums eröffnet. Am 7. September spielt Zubin Mehta mit der Israelischen Philharmonie. Später sind die Wiener Philharmoniker oder das Londoner Sinfonieorchester zu hören. So beginnt das Kulturhauptstadtjahr für Breslau schon vier Monate früher mit der Eröffnung eines Konzerthauses, in dem 2016 zahlreiche Konzerte im Rahmen des Kulturhauptstadt-Programms geplant sind.