Keith Stoner, Bauarbeiter, Anfang 40, ist ein leidenschaftlicher Fuβballfan. Er reist zu internationalen Turnieren, steckt seinen halben Lohn in Fuβballkarten. Und als Karren Brady, Vereins-Vize von Westham United, vor den verheerenden Konsequenzen warnte, die ein Brexit für britische Fuβballclubs haben könnte, war er zunächst höchst alarmiert. Frau Brady erklärte, zahlreiche Spitzen-Spieler aus EU Ländern in der Premier League würden womöglich keine Arbeitserlaubnis erhalten, und Groβbritannien liefe Gefahr, zu einer einsamen Fuβballinsel zu verkommen.
Clubs könnten Geld sparen
Dann aber meldete sich der renommierte Ex-Fuβballspieler Sol Campbell zu Wort. Bestimmte Arbeitsbeschränkungen könnten durchaus auch Vorteile bringen: Denn manchmal müsse er mit ansehen, wie englische Clubs ausländische Spieler einstellten, die sehr leicht von einheimischen Spielern ersetzt werden könnten - einfach weil die Clubs Geld sparen und sich nicht die Mühe machen wollten, eigene Talente heranzuziehen.
Sol Campbells Argument hat Keith Stoner überzeugt. Er stimmte am Donnerstag für einen Austritt aus der EU. Und ist überzeugt, dem englischen Fußball damit sogar etwas Gutes zu tun:
"Wenn man sich die deutsche Bundesliga anschaut, die reguliert ja auch die Zahl internationaler Spieler, die in die Liga hereingelassen werden. Und sie hat glänzende Erfolge", sagt Keith Stoner. Die Briten hingegen dächten viel zu kurzfristig, und das sei nicht gesund. Sie sollten längerfristige Ziele ins Auge nehmen. Wenn britische Clubs mehr Trainingsprogramme für einheimische Jugendliche aufbauen würden, könnte das Land hoffentlich auch mehr eigene Talente für internationale Begegnungen heranbilden.
FA-Chef Dyke: Brexit könnte einheimische Talente fördern
Wie sich der Brexit auf den englischen Fuβball auswirken wird, darüber sind die Meinungen weiterhin gespalten. In der heutigen Ausgabe der "Saturday Times" wird der Chef des englischen Fuβballverbands, Greg Dyke, mit den Worten zitiert, der Brexit könnte einheimisches Talent fördern. Der Premier-League-Fuβballer Harry Kane hingegen hält sich bedeckt: Er sei im Moment zu busy, um sich mit dieser Frage zu beschäftigen.