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Brexit-Folgen
Schlechte Karriereaussichten für britische Nachwuchsforscher

Der Brexit wird unter jungen Forschern heiß diskutiert. Viele Nachwuchs-Wissenschaftler in Europa haben zudem mit prekären Arbeitsverhältnissen zu kämpfen. Über die Zukunft der akademischen Elite sprachen diese Woche Experten auf dem EuroScience Open Forum (ESOF) in Toulouse.

Von Michael Stang |
    Anti-Brexit-Demonstranten vor dem Parlament in London
    Anti-Brexit-Proteste in London (AFP/ Tolga Akmen)
    Unruhig und teilweise laut wurde es auf der ESOF in Toulouse bei Veranstaltungen, die sich mit der Zukunft der Wissenschaft beschäftigten beziehungsweise mit der Zukunft der künftigen Generation an Forschenden. Und diese ist nicht rosig, gibt Rolf Tarrach von der Universität Luxemburg zu. Der Präsident der European University Association kann die Bedenken verstehen.
    "Es stimmt, dass viele diese Menschen unruhig sind, die Zukunft ist eben nicht mehr so klar, wie sie früher einmal war", sagt Tarrach. Früher, so Tarrach, Jahrgang 1948, war es mit einer exzellenten Doktorarbeit im Vergleich zu heute recht einfach möglich, eine Professur zu erhalten. Heute hangeln sich viele von einem Zeitvertrag zum nächsten ohne langfristige Perspektive. Daher bedarf es einer Transparenz und Planbarkeit für junge Akademiker.
    Kritik an Ketten-Arbeitsverträgen
    Der Präsident weiter: "Man kann ja die Daten der letzten fünf Jahre nehmen. Die Leute, die solche Stellen hatten, mit welcher Wahrscheinlichkeit haben die dann weitergemacht im universitären, im akademischen System oder sind sie dann rausgegangen in die Industrie oder sind sie irgendwie in der Verwaltung? Und diese Daten sollte man öffentlich machen und dann wissen die Leute ein bisschen mehr, welche Risiken sie haben und welche Chancen sie haben. Ja, also irgendwann muss es so sein: entweder Up or out oder einen festen Vertrag, aber nicht dieses ständige Ein-, Zwei, Drei- Jahresverträge immer, immer weiterzuführen, das ist nicht gut."
    Auf bessere Zeiten zu hoffen oder zu beschwichtigen sei der falsche Weg. Davon hält auch Mark Ferguson nichts, wenngleich in anderer Hinsicht. Er ist der Generaldirektor der Science Foundation Ireland und wissenschaftlicher Chefberater der irischen Regierung. Einen Großteil seiner Arbeit widmet er den Brexitverhandlungen und den Auswirkungen des britischen EU-Austritts auf die Wissenschaft.
    Ferguson: "Die meisten Dinge in der Geschichte haben sich als nicht so schlimm entwickelt wie befürchtet und nie so gut, wie erhofft, es ist immer irgendwo in der Mitte. Wir wissen nicht, wohin sich die finalen Breitverhandlungen entwickeln werden, aber die derzeitigen Signale hinsichtlich eines weichen Brexit klingen nicht furchterregend und je mehr es davon gibt, desto besser."
    EU-Forschungskollaps prophezeit
    Nach dem Referendum 2016 gab es Befürchtungen, dass EU-Forschende nicht nur das Vereinigte Königreich verlassen müssen, sondern Europa gleich ganz den Rücken kehren. Pessimisten prophezeiten gar einen EU-Forschungskollaps.
    Ferguson: "Im schlimmsten Fall wird es zwar möglich sein, dass das Vereinigte Königreich an einigen Europäischen Wissenschaftsprogramm teilhaben kann, aber es wird nicht mehr dieselbe Vereinigung sein, der wir uns derzeit erfreuen. Wir müssen realistisch sein, aber der Brexit kommt und wir müssen versuchen, das Beste aus dieser Situation zu machen."
    Mark Ferguson will sich nicht als Pessimisten verstanden wissen, sondern als Optimisten. Seine positive Sichtweise will er vor allem der nächsten Generation vermitteln. Denn der Brexit sei gleichzeitig eine große Chance: "Nein, ich denke, es gab nie eine bessere Zeit für die Forschung in Europa. Die europäische Forschung ist stark. Das ist unsere Zeit, wir sollten die Anführer in Forschungsbereichen wie Klimawandel und ähnlicher Felder sein. Das ist die Zeit für Europa und ich denke, dass eine Art Wiedererwachen bereits begonnen hat."