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Brexit-Gespräche
EU-Ratspräsident will den Knoten durchschlagen

Wenn EU-Ratspräsident Donald Tusk mit der britischen Regierungschefin Theresa May zusammenkommt, dann ist damit auch die Hoffnung verbunden, dass Bewegung in die Brexit-Verhandlungen kommt. Bevor die nächste, konkretere Verhandlungsphase beginnen kann, soll es aber klare Zusagen aus London in strittigen Fragen geben.

Von Karin Bensch |
    Die britische Premierministerin May und EU-Ratspräsident Tusk
    Ganz frei dürften sich beide beim heutigen Treffen nicht fühlen. Theresa May (l.) hat in London radikale Brexiteers im Nacken. Und Donald Tusk will zwar hart bleiben, sucht aber zugleich energisch nach einem Durchbruch. (dpa / AP / Geert van den Wijngaert)
    Eine deutsche Journalistin hatte die Frage gestellt. Herr Barnier, können Sie bestätigen, dass Sie in den kommenden zwei Wochen klare Zusagen von der britischen Regierung brauchen, damit im Dezember die zweite Verhandlungsphase starten kann, in der es um die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien gehen soll? Michel Barnier, der für die EU am Brexit-Verhandlungstisch sitzt, hatte die Frage kurz und knapp mit "Ja" beantwortet.
    Barniers zweiwöchige Frist, sie endet heute. Doch das vermeintliche Ultimatum bröckelt. Von EU-Diplomaten ist zu hören, es gebe Spielraum. Ratspräsident Donald Tusk wird die britische Premierministerin Theresa May heute am Rande des EU-Gipfels zur östlichen Partnerschaft in Brüssel treffen. Für ihn liegt es an London, wie die Verhandlungen ausgehen werden. Ob mit einem guten Deal, ohne einen Deal oder ohne Brexit, hatte Tusk vor einigen Wochen im Europaparlament gesagt.
    Theresa May fordert Kreativität und Ehrgeiz
    Tusk ist dringend auf der Suche nach einem Durchbruch. Der soll gelingen, indem die britische Regierung bis spätestens Anfang Dezember mehr Zugeständnisse macht. Sonst könne der nächste EU-Gipfel kurz vor Weihnachten nicht die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen beider Seiten einläuten. Die Briten interessiert dabei vor allem ein künftiges Handelsabkommen mit der Europäischen Union. Premierministerin Theresa May fordert Kreativität und Ehrgeiz, um einen neue Partnerschaft zu formen, die Bürgern auf beiden Seiten zugutekommen würde. Ich glaube, das müssen wir schaffen und das können wir schaffen, sagte May.
    Streit gibt es nach wie vor um die Austrittsrechnung. Also das Geld, das die Briten an die EU zahlen müssen. In Brüssel kursierten Summen zwischen 60 und 100 Milliarden Euro. Darüber hinaus verlangen Irland und die EU, dass keine feste Grenze zum britischen Nordirland errichtet wird. Und es geht um die Rechte der gut drei Millionen EU-Bürger, die in Großbritannien leben, und der gut eine Million Briten, die in der EU wohnen – und zwar auch nach dem Brexit. Die Zeit drängt, sollten die Verhandlungen nicht doch noch in die Verlängerung gehen.
    Brexiteers durch derzeitige deutsche Schwäche noch kühner?
    In Großbritannien gibt es einige Brexit-Hardliner, die sich durch die derzeitige Schwäche der Bundesregierung eine Stärke für die britische Regierung in den Brexit-Verhandlungen erhoffen, meint der Grünen-Europapolitiker Reinhard Bütikofer:
    "Weil offensichtlich die radikalen Brexiteers in London sich der Illusion hingeben, das würde ihnen irgendeine Erleichterung verschaffen und dann werden die vielleicht noch dickköpfiger. Aber in der Wirklichkeit hat das keine Auswirkungen. Da wird sich an der deutschen Haltung nichts ändern."
    Die deutsche Haltung, sie ähnelt der vieler anderer europäischer Regierungen: Erst müssen die Altlasten beseitigt werden, dann kann man in die Zukunft schauen und über ein neues Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien verhandeln. Ein Abkommen, das übrigens beide Seiten wollen, weil beide Seiten daran verdienen.