Mihai Stanca schraubt mit einigen anderen Männern an einer Maschine herum. Sie soll Netze spannen, um die Apfelbäume vor Hagelschlag zu schützen, aber sie funktioniert nicht richtig. Stanca ist gebürtiger Rumäne, besitzt aber seit einigen Tagen den britischen Pass, wie er stolz erzählt. Er hat bei Adrian Scripps vor 12 Jahren als Apfelpflücker angefangen, jetzt ist er Vorarbeiter und leitet die ausländischen Arbeitskräfte an. Im Herbst, wenn geerntet wird, benötigt der Hof wieder besonders viele Helfer, betont James Simpson, der Managing Director des Betriebs:
"Die Ernte wird fast komplett von Saisonarbeitern aus Osteuropa eingebracht. Insofern sind wir zu 100 Prozent abhängig. Man kann wirklich sagen: Unsere Branche ist zu 100 Prozent abhängig von osteuropäischen Arbeitern, befristeten Arbeitern."
Die meisten von ihnen kommen wie Mihai Stanca aus Rumänien oder aus Bulgarien – wenn sie denn noch kommen:
"Die richtigen Leute zu kriegen und genügend von ihnen zu kriegen, das wird deutlich schwieriger", meint James Simpson. Außerdem seien 20 Prozent von denen, die zugesagt hätten zu kommen, einfach nicht aufgetaucht. Das würden auch andere Höfe erleben. Die Gründe dafür scheinen vielfältig zu sein. Zum einen, zeigt sich Vorarbeiter Stanca überzeugt, hätten Rumänen und Bulgaren inzwischen auch in ihren Heimatländern gute Verdienstmöglichkeiten. Zum anderen habe die Diskussion um den Brexit für Verunsicherung gesorgt:
Britische Willkommenskultur
"Seit Beginn der Brexit-Debatte versuchen wir, den Saisonarbeitern zu versichern, dass sie willkommen sind. Es gibt nichts auf dem Feld, nichts auf der Straße, was sie empfinden lassen könnte, nicht willkommen zu sein."
Andrea, die ebenfalls aus Rumänien kommt, legt sich für die Zukunft nicht fest. Ob sie im nächsten Jahr wieder hier sein wird?
Im Augenblick sei es für sie okay, meint sie, was nach dem Brexit passiere, wisse sie nicht. Schätzungen zufolge werden auf der Insel etwa 80.000 Saisonarbeiter für die Obst- und Gemüseernte benötigt.
Es geht ums Geld
In den letzten beiden Jahren haben so viele gefehlt, dass ein Teil der Ernte auf den Feldern verrottet ist. Das wird auch in diesem Jahr wieder passieren, meint Managing Director James Simpson. Auch er glaubt, dass die besseren Arbeitsbedingungen in Osteuropa eine Rolle spielen und ja, auch dass sich die Unsicherheit über den Brexit niederschlägt. Aber der wirklich entscheidende Punkt, sagt Simpson, sei der Wertverlust des britischen Pfunds:
"Das ist der wichtigste Faktor, ehrlich. Was unsere Arbeiter wollen, ist Bargeld in der Tasche. Wir zahlen sehr gut! Aber wenn der Verdienst beim Umtausch in Euro an Wert verliert, dann ist es für sie attraktiver zum Beispiel direkt nach Deutschland zu gehen, wo der Umtauschkurs keine Rolle spielt."
Der Hof kann nur hoffen, auch in Zukunft noch genügend helfende Hände zu finden, für die Apfelernte und für die Reparatur von Maschinen.