Die Korrespondenz zwischen dem deutschen Jesuiten Lothar König und Pius' Sekretär Robert Leiber, ebenfalls ein Jesuit aus Deutschland, hat jetzt die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" veröffentlicht. In dem Brief vom 14. Dezember 1942 berichtet König, dass die Nazis täglich bis zu 6.000 Polen und Juden in das Vernichtungslager Belzec im besetzten Polen transportierten und sie dort töteten. In Belzec wurden insgesamt 500.000 Menschen umgebracht. In seiner Weihnachtsansprache von 1942 hatte der Papst von "Hunderttausenden, die persönlich schuldlos bisweilen nur um ihrer Volkszugehörigkeit oder Abstammung willen dem Tode geweiht oder einer fortschreitenden Verelendung preisgegeben sind" gesprochen. Der Begriff Juden kommt in der Ansprache nicht vor, auch die Täter erwähnte Pius nicht.
Bis heute wird darüber gestritten, was Pius über den Holocaust wusste. Er gilt als eine der umstrittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Für die einen ist er "Hitlers Papst", der sich durch sein Schweigen zur Ermordung der Juden der Kollaboration mit dem NS-Regime schuldig gemacht hat. Andere ehren ihn dafür, dass er vielen Juden das Leben gerettet hat, indem er ihnen direkt oder indirekt die Flucht oder ein Versteck in kirchlichen Einrichtungen ermöglichte.
Mit der Rolle von Papst Pius in der Nazizeit wird sich ein internationaler Kongress von Historikern und Theologen vom 9. bis 11. Oktober in Rom beschäftigen.