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Briefe an Beethoven
"Lieber Ludwig, gefangen nimmt mich Musik von dir"

In seinem CD-Projekt „Mein Beethoven“ hat sich Jazz-Kontrabassist Dieter Ilg intensiv mit der Musik des Komponisten auseinander gesetzt. Sein Brief an Beethoven ist verbunden mit einer Einladung. Bei Sonntagsbraten und Wein mit dem Wiener Klassiker über Musik zu diskutieren, wäre ganz nach Ilgs Geschmack.

Von Dieter Ilg |
Ein Mann spielt Kontrabass vor schwarzem Hintergrund
Kontrabassist Dieter Ilg gehört zu den erfolgreichsten deutschen Jazzmusikern (imago stock&people)
Lieber Ludwig,
wärst du noch leiblich leibhaftig auf dieser Welt und ansprechbar, würde ich dir eine Einladung schicken. Klar, per Postkutsche. Zum sonntäglichen Mittagessen. Ein Burgunderbraten oder Rehhalsragout könnte uns wie im Paradies fühlen lassen. Genauso wie Wein aus Glaskelchen; keine gefährlichen Bleibecher oder ähnliches. Teller aus Porzellan.
Der Grund und Boden auf dem ich heute zuhause bin, war einst habsburgisch. Du wohntest in Wien. Rastlos scheinst du deine Wohnungen gewechselt zu haben. Im Gegensatz zu mir. Gegensätze ziehen sich an.
Alles unverfänglich. Gefangen nimmt mich Musik von dir bis in die Gegenwart. Sehnsucht, Melancholie, Aggressivität, Verzweiflung, Introvertiertheit. Alles ist da. Vollendet klingend.
Deine Kompositionen ändertest du fast regelmäßig, immer in der Bewegung. Ob du mit meinen Interpretationen deiner Werke und unserem improvisatorischen Ansatz im sogenannten klassischen Klaviertrio des Jazz erfreut wärst? Ich weiß es nicht, doch hoffe ich schon. Immer wieder aufs Neue. Mein Beethoven.
Herzliche Grüße
Dieter Ilg