Auf 800 Meter Höhe begegneten sie sich. Im entlegenen Valle Onsernone im Tessin, im Dörfchen Berzona, hatte sich Alfred Andersch 1958 niedergelassen, und er verstand das durchaus als eine Art Emigration aus dem für ihn nicht mehr erträglichen Deutschland – und Max Frisch, der originäre Schweizer, folgte ihm nach. Zwischen 1965 und 1970 lebten sie mit ihren Familien ziemlich nah beieinander. Sie begegneten sich unweigerlich auf der Dorfstraße und besuchten sich oft. Im Briefwechsel der beiden herausragenden Schriftsteller spielt dieser Zeitraum, in dem ihre Beziehung wohl am intensivsten war, naturgemäß kaum eine Rolle – wenn man sich ständig sieht, schreibt man sich nicht. So bildet den Schwerpunkt ihres Briefwechsels die Zeit davor und danach. Das Naturell der beiden Protagonisten ist recht unterschiedlich, sie treffen sich aber in allgemeinen politischen Einschätzungen. Sie fühlen sich beide unorthodox links. Im Jahr 1957 wendet sich der 43-jährige Andersch als hochgeschätzter Herausgeber der fulminanten Literaturzeitschrift "Texte und Zeichen", die bald danach aus finanziellen Gründen eingestellt werden wird, an den drei Jahre älteren Erfolgsautor Max Frisch und bittet ihn um einen Vorabdruck seines neuen Romans. Der etwas herrische und apodiktische Ton, der dabei in manchen Sätzen mitklingt, ist charakteristisch: "Wählen Sie bitte einen stilistisch und inhaltlich möglichst schockierenden und gewagten Abschnitt."
Ob er damit bei Frisch an der richtigen Adresse war, muss von Anfang an bezweifelt werden. Andersch wurde Zeit seines Lebens etwas Elitäres, Selbstgewisses zugeschrieben, während Frisch nie Probleme mit publikumswirksamen Stoffen hatte. Das wirkte sich auch auf ihre Sprache aus: Andersch versuchte nach 1945, sich mit der deutschen Vergangenheit und ihrer Sprache auseinanderzusetzen, der Nationalsozialismus und insbesondere die Niederlage der KPD beschäftigte ihn in all seinen zentralen Arbeiten. Frischs Verhältnis zur deutschen Sprache indes ist viel weniger gebrochen. Er arbeitet sich aber am politischen Konstrukt der Schweiz ab, die für Andersch wiederum einen positiven Fluchtpunkt darstellte.
Annäherung in Rom
Die Beziehung intensiviert sich, als die beiden Paare 1963 gleichzeitig einige Wochen in Rom verbringen. Andersch feiert danach die „Max- und Marianne-Wochen“, Max Frisch übernimmt das Künstler-Atelier von Anderschs Gisela in der Via Margutta, und wir erfahren auch einige atmosphärisch neue Details über das Ende von Frischs Beziehung zu Ingeborg Bachmann. Öffentlich war bereits in seinem autobiografischen Buch "Montauk" von 1975 in zwei Zeilen davon zu lesen: Bachmann hatte in der gemeinsamen Wohnung in Uetikon ein Tagebuch Frischs aus dem Jahr 1959 entdeckt und vernichtet. In einem späteren Interview 1982 spielte er die Bedeutung seiner damaligen Notizen ziemlich herunter. Im soeben aus dem Nachlass veröffentlichten „Berliner Journal“ erwähnt Frisch rückblickend die Szene ebenfalls, hält sich und seine Gefühle aber genauso heraus wie in "Montauk". Im Briefwechsel mit Andersch, der aus Anlass von Anderschs 100. Geburtstag am 4. Februar zufällig gleichzeitig erscheint, erlebt der Leser dagegen die Ereignisse hautnah mit. 1963 ist die Trennung von Ingeborg Bachmann gerade erst erfolgt, das neue Glück mit der um einiges jüngeren Marianne ist noch sehr frisch.
"Liebe Gisela Andersch, lieber Alfred Andersch,
Ingeborg schreibt mir aus einem Berliner Krankenhaus, sie werde mit der Behauptung konfrontiert, dass sie nach Rom gefahren sei, dort in die Wohnung eingedrungen sei und wertvolle Manuskripte, Tagebücher etc. verbrannt habe, unabsehbarer Verlust, Schaden etc. Ich schreibe Ihnen, um das Unsinnige dieses Gerüchtes sofort aus der Welt zu schaffen, Ihnen, nicht weil ich im mindesten denke, dass Sie das Unsinnige angerichtet hätten; aber weil ich Ihnen gegenüber in Rolm erwähnt habe, was Ingeborg mir gerade damals mitgeteilt hat, nämlich dies: Ingeborg habe in der Uetikon-Wohnung ein privates Tagebuch von mir aus dem Jahr 59 gefunden und laut ihrer eignen Aussage vernichtet. Dabei betonte ich, dass dieses Tagebuch, geschrieben in meiner Gelbsucht-Krankenzeit, keinerlei literarischen Wert habe. Dass ich diesen Tatbestand überhaupt erwähnt habe, war sicherlich, auch wenn kein solches Gerücht daraus geworden wäre, ein unseliger Akt von mir, ein Akt des Zorns. Die gleiche Erwähnung machte ich gegenüber Unseld. Ich war zwei oder drei Tage lang, wie Sie haben sehen müssen, in einem sehr exaltierten Zustand, und meine Schweigekraft war plötzlich erschöpft."
Die Bachmann
Das klingt zwangsläufig direkter als in den autobiografisch-literarischen Darstellungen Frischs. "Exaltierter Zustand", "meine Schweigekraft war erschöpft": Hier ist ein Frisch im Reinzustand zu erleben, völlig ohne literarische Abbreviaturen. Und die Stimmung ist aufgeheizt: Ingeborg Bachmann verdächtigt Max Frisch, dieser wiederum verdächtigt insgeheim Alfred Andersch, obwohl die glücklichen "Max und Marianne-Wochen" gerade erst zurückliegen. Aber Andersch ist mit Bachmann gut befreundet, er war der Verleger ihres ersten Gedichtbandes "Die gestundete Zeit" von 1953 und hat sich als Rundfunkredakteur und Zeitschriftenherausgeber immer für sie eingesetzt. Der Herausgeber des Briefwechsels, Jan Bürger, nimmt sogar an, eine engere Beziehung zwischen Andersch und Frisch sei erst möglich gewesen, nachdem Frisch und Bachmann sich getrennt hätten. Auf Frischs doch sehr alarmierten Brief reagiert Andersch jedoch ganz nach Wunsch:
"Herr und Frau Suter (mit denen wir übrigens nur ganz oberflächlich bekannt sind) sprachen, als das Gespräch auf Sie kam, natürlich von der „armen Ingeborg“. Ich habe darauf nur kurz erwidert, von uns aus gesehen stelle sich das Problem denn doch ein wenig anders dar. Damit war dieser Teil der Unterhaltung beendet. Ich habe natürlich meine persönliche Meinung zu der ganzen Angelegenheit, und die kennen Sie. Auch halte ich nicht dafür, dass Sie in jenen Tagen in Rom sozusagen außer Sinnen waren – meiner Meinung nach haben Sie durchaus richtig reagiert."
Ob Andersch hier zu sehr aus Männersicht spricht und sich vorschnell auf die Seite des von der Beziehung zu Ingeborg Bachmann durchaus beschädigten Max Frisch stellt, kann man durchaus problematisieren. Allerdings spricht zwischen den Zeilen hindurch, dass die spätere einseitige Parteinahme für die von Max Frisch hintergangene Ingeborg Bachmann, die für diese Autorin hegemonial gewordene feministische Perspektive, vielleicht doch zu kurz greift. Max Frisch fühlt sich jedenfalls überfordert, und Alfred Andersch kennt offenkundig die schwierigen Seiten der Persönlichkeit Ingeborg Bachmanns. Später, in einem Brief zu Frischs Roman „Mein Name sei Gantenbein“ von 1964, bezieht er sich lobend auf Frischs Frauenfigur Lila, die in einigen Zügen auf Bachmann verweist: "Grausamer ward nie ein weibliches Insekt beobachtet."
Das allerdings klingt schon ein wenig nach Männerbündelei. Andersch hat allerdings an Frisch Gefallen gefunden, vielleicht ist das der Höhepunkt ihrer Freundschaft: er schlägt ihm vor, doch auch nach Berzona zu ziehen, das sich in dieser Zeit zu einer kleinen Künstlerkolonie zu entwickeln scheint, auch Golo Mann hat dort ein Haus. Die Ehepaare Andersch und Frisch wohnen nur rund tausend Schritte voneinander entfernt, man respektiert sich, fühlt sich politisch verbunden und ist neugierig aufeinander. Durch einige eher gesellschaftlich definierte Gemeinsamkeiten werden die unterschiedlichen literarischen Auffassungen zunächst verdeckt. Max Frisch schreibt von einer Aufführung von "Andorra" aus London etwa enttäuscht über die Inszenierung – und vielleicht auch ein bisschen über das Stück selbst – und spricht vom "Naturalismus", den er nicht meine, vom Text her aber offenbar zulasse. Begeistert ist er von Beckett, der bei der Aufführung dabei war, das sei ein "großer Mann". In Anderschs Antwort blitzt auf, dass er sich getroffen fühlt – vor allem die Bezeichnung „Naturalismus“ wird von ihm anders verwendet:
"Erlauben Sie, dass ich hinsichtlich Ihrer 'Andorra'-Selbstkritik anderer Meinung bin. Wenn 'Andorra' überhaupt eine strukturelle Schwäche hat, dann liegt sie in der Parabel-Form, nicht in der Sprache. Das Thema, Antisemitismus, zwingt Sie zu einer Parabel-Form, verhindert also eigentliche Handlungs-Spannung. Kleine, punktuelle Spannungs-Explosionen können nur innerhalb eines an sich spannungslosen Parabel-Ablaufs passieren, also in Einzelszenen, nicht im ganzen Stück. Als theatralische Parabel ist es meisterhaft und ich wüsste nicht, was da durch einen anderen Sprachduktus zu gewinnen wäre. Ich glaube, es gibt wohl keinen größeren Beckett-Verehrer als mich, aber ich werde niemals einen Versuch machen, mich der ganzen Richtung formal zu nähern. Ich bin nun mal einen Augenblick lang ganz plump und unverschämt, indem ich Sie anflehe, 'naturalistischer' zu schreiben."
Andersch relativiert diese Wortwahl dann sofort wieder, aber dass er andere theoretische Prämissen hat als Frisch, ist beiden klar. Was die beiden aneinander anzog, ist im Briefwechsel selbst nur andeutungsweise zu erfahren, in dieser Übergangsphase der Mediennutzung wurde bereits viel telefoniert, wenn es um akute Einschätzungen ging, und die beiden begegneten sich auch persönlich häufiger. Vor allem in den fünf gemeinsamen Jahren in Berzona lernten sich Andersch und Frisch sehr gut kennen, und man kann die Basis ihrer Freundschaft durchaus benennen: sie sind beide in ihrer Zeit berühmte Schriftsteller, sie begegnen sich auf Augenhöhe, es gibt eine Verbindung durch die Schweiz, aus der Frisch stammt und die Andersch zur Wahlheimat nimmt, ja sogar Schweizer Staatsbürger wird. Das Schärfen eigener politischer Positionen durch Bezug auf die schweizerische Eidgenossenschaft ist ein Leitmotiv in der Beziehung der beiden. In Berzona wird aber wohl auch klar, dass das Naturell von Andersch und Frisch ziemlich unterschiedlich ist. Frisch, als der populärere Autor, ist auch im Umgang burschikoser als der förmliche Andersch. Und vielleicht neidet dieser dem um drei Jahre Älteren doch ein bisschen auch den Publikumserfolg, jedenfalls fließen bei Andersch als dem Jüngeren gewisse Zwischentöne ein, die eher dem Habitus des elder statesman entsprechen. Typisch ist, wie er seinen durchaus lobenden Kommentar zu Frischs "Gantenbein"-Roman einleitet. Er habe dieses Opus Magnum nun gelesen, und: "um mit einem understatement zu beginnen: ich habe die dafür aufgewendete Zeit nicht bedauert."
Frisch hingegen nimmt sich viel Zeit und Raum für einen Kommentar zu Anderschs Roman "Efraim", der 1967 erscheint. Auch hier gibt es vorsichtige kritische Anmerkungen, die aber angesichts des Gesamtlobs kaum ins Gewicht fallen. Frisch nimmt dabei etwas auf, was Andersch ihm einige Jahre vorher aus Berlin geschrieben hat, da fühlte sich der Wahlschweizer vehement vom Gebaren der Gruppe 47-Autoren um Günter Grass und Uwe Johnson abgestoßen, letzteren bezeichnet er etwa als "pedantischen Lümmel". Den hegemonialen Anspruch, den die Gruppe 47 erhebt und den sie in ihrer Machtposition im Literaturbetrieb auch einlöst, lehnt Andersch ab – dabei hatte er zu den Gründungsvätern dieser Institution gehört. Max Frisch, aus Schweizer Perspektive, dem der deutsche Betrieb durchaus zwiespältige Gefühle eingibt, stimmt da mit ein und schreibt über Anderschs Roman:
"Efraim ist Deutscher, aber die Emigration hat ihm den innerdeutschen Blick genommen; insofern steht das Buch in einem ersehnten Gegensatz zu anderen Büchern, die von Hitler-Deutschland und Deutschland heute erzählen, z.B. zu Grass, Walser, Johnson usw., es provinzialisiert die Katastrophe nicht wie andere Romane, die alles nur von Deutschen her sehen."
Heikel: Frisch porträtiert Andersch
Der Kulminationspunkt der Beziehung zwischen Andersch und Frisch entwickelt sich aus einem Porträt Anderschs, das Frisch in seinem "Tagebuch 1966 bis 1971" veröffentlichen möchte und für das er im Vorfeld listig um Genehmigung ersucht:
"Ich habe seinerzeit auch Brecht gefragt."
Frischs öffentlich gemachtes Tagebuch, ein mit ihm verbundenes literarisches Genre, an dem er immer lange gefeilt hat, hat seine eigene Ästhetik, tariert Privates und Öffentliches auf hohem formalen Niveau aus, und für die Personen, die dabei ins Visier geraten, kann das eine gewisse Prüfung bedeuten. Frisch nennt den Namen des Porträtierten nie, aber im Milieu wüsste natürlich jeder sofort Bescheid, wer dieser Nachbar im Tessin ist. Andersch liest die Passage und ist entsetzt. In dem längeren Text gibt es einzelne prägnante Bemerkungen, bei denen es nachzuvollziehen ist, dass sie Andersch nicht unbedingt gefallen:
"Er hat etwas Striktes, das Ironie kaum zulässt, auch etwas Gerechtes, wenn ich mich einmal ereifere."
"Der Mann, der gegenüber sitzt, die linke Hand an der Pfeife, die rechte Hand in seinen linken Arm gelegt, ist kein Engländer, aber so stelle ich mir die Engländer vor: fair."
"Wenn man beim Boccia sagt, er sei an der Reihe, so hat man das Gefühl von Zumutung; zwar nimmt er die Kugel, aber ein ernstes Gespräch wäre ihm lieber."
Der Text ist für Frisch auch eine Selbstprüfung, er steht in einem größeren Zusammenhang, und er bezeichnet ihn im Begleitschreiben an Andersch als "spröde aus Melancholie über die eigene Existenz."
Der Adressat jedoch fühlt sich persönlich gemeint: "Jeder Deiner ach so höflichen Sätze enthält eine falsche Nachricht."
Andersch fühlt sich als Freund missbraucht, Frisch knipse bloß eine "Momentaufnahme", während er die gesamte Geschichte ihrer Beziehung im Blickfeld habe. Die Freundschaft erscheint durch den distanzierten, phänomenologischen Blick Frischs verraten, die Nachbarschaft ausgenutzt. Dazu passt, dass Frisch in seinen Schlusswendungen allgemeiner wird und grundsätzliche Gegensätze thematisiert. Frisch stellt nüchtern die unterschiedliche Interpretation der Rolle des Schriftstellers dar, die beide Autoren vornehmen, und dies hat auch ästhetische Konsequenzen. Schriftsteller sei für Andersch „ein Rang“, er führe eine „Existenz qua Schriftsteller“. Frischs letzter Satz, der Privates und Öffentliches zusammenführt, scheint ein Zerwürfnis schon vorwegzunehmen:
"Dass der andere eben dieses Selbstverständnis nicht hat, muss ihn befremden; das ist mit Nachbarschaft nicht aufzuheben."
Andersch reagiert mit einem harschen, verletzten Brief, kündigt die Freundschaft und reagiert nicht mehr auf Frischs Erklärungen. Dieser arbeitet sich an Anderschs Zurückweisung aber durchaus ab und wirbt um ihn. In mehreren Anläufen macht er sich die Unterschiede zu Andersch noch einmal klar, entwirft Briefe und mehrere andere Tagebuch-Notate, eines davon ist jetzt auch im "Berliner Journal" enthalten. Frisch versucht, sich Andersch zu erklären, er schickt ihm auch die Einladung zu einer repräsentativen Anthologie in den USA – doch Andersch bleibt harsch. Am interessantesten ist der spezielle Schweiz-Komplex, dem sich Frisch ebenfalls in mehreren Entwürfen widmet. Im Tagebuch-Manuskript steht hier: "Er schätzt die Schweiz, sie beschäftigt ihn nicht."
Das war nicht negativ gemeint, hat aber mit Frischs eigener Distanz zu seinem Heimatland zu tun. Umso mehr ereifert er sich aber über Anderschs Erwiderung: "Ich liebe die Schweiz, und sie beschäftigt mich sehr."
Daran knüpfen sich im folgenden viele Assoziationen Frischs. Anderschs berühmte Desertion aus der deutschen Wehrmacht – wie stellt sie sich dar, nachdem Andersch Schweizer Bürger geworden ist und also auch die Verpflichtung zur Landesverteidigung hat? Sieht Andersch hier eine Problematik der Dienstverweigerung? Und warum nimmt Andersch von Frischs Schweiz-Kritik überhaupt keine Notiz? Frisch verwickelt in seinen Notaten, die dankenswerterweise in den Briefband mit aufgenommen worden sind, Andersch in diverse Widersprüche, während Andersch sich zunächst mit Frisch nicht mehr weiter beschäftigt.
Wie es dann, in den letzten Lebensjahren Anderschs, doch noch zu einer "zweiten Freundschaft" der beiden kam, ist im Briefwechsel nicht nachzuweisen. Herausgeber Jan Bürger hat aber Dokumente beigefügt, die davon künden. Bemerkenswert ist Frischs Rede zu Anderschs 65. Geburtstag 1979 – sehr ernst, bewundernd, das Schweiz-Thema bewusst aufnehmend und problematisierend. Es fehlen sämtliche humoristischen Schlenker, Anekdoten und Beiläufigkeiten, die bei solch einem Anlass auch damals schon selbstverständlich waren: Frisch spricht über Andersch im Stil von Andersch, und das ist wohl die höchste Form von Ehrerbietung. So ist diese Edition, trotz vieler nicht einzuholender Telefonate und persönlicher Gespräche, ein aufschlussreiches Zeugnis über die Beziehung zweier höchst unterschiedlicher Autoren, die dennoch etwas aneinanderfesselte: politisches Denken im klassischen Sinn.
Alfred Andersch/Max Frisch: "Briefwechsel". Herausgegeben von Jan Bürger
Diogenes Verlag, Zürich 2014. 192 Seiten, 19,90 €
Diogenes Verlag, Zürich 2014. 192 Seiten, 19,90 €