Der britische Schriftsteller und Neurologe Oliver Sacks ist am Sonntag in New York gestorben. Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf seine langjährige Mitarbeiterin Kate Edgar. Sacks wurde 82 Jahre alt.
Bekannt wurde der Autor und Hirnforscher mit Erzählungen, in denen er neurologische Krankheitsbilder anschaulich und in teils humorvollem Stil darstellte. Bücher wie "Zeit des Erwachens" oder "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" wurden Bestseller. Erst im Februar hatte er in einem Essay für die "New York Times" über seine Krebserkrankung geschrieben. Der Tod sei "nicht länger ein abstraktes Konzept", schrieb er dort, sondern "eine Gegenwart - eine allzu nahe, nicht zu verneinende Gegenwart". Anfang des Jahres hatte Sacks erfahren, dass seine Leber von Metastasen befallen war - neun Jahre, nachdem man ihm einen Tumor am Auge entfernt hatte.
Geboren wurde Oliver Sacks 1933 als Sohn eines jüdischen Ärztepaares in London. Er machte Abschlüsse in mehreren Fachrichtungen, darunter einen Bachelor in Physiologie und Biologie sowie Medizin. 1960 verließ Sacks Großbritannien, um Ferien in Kanada zu machen - und blieb. Danach zog es ihn in die USA. Nach New York. Dort eröffnete er eine neurologische Praxis. Außerdem arbeitete er am Einstein College in der Bronx und an der New Yorker Columbia Universität.
Die eigene Normalität in Frage gestellt
In den 1970er-Jahren begann Sacks, populärwissenschaftliche Bücher zu verfassen über Menschen, die durch eine Krankheit aus dem Raster der Gesunden gefallen sind - und wurde damit zum vielleicht bekanntesten Neurologen der Welt. Als "Überlebensgeschichten" bezeichnete er seine Bücher einmal. "Geschichten davon, wie man mit diesen Krankheiten lebt." Gleich mit seinem literarischen Erstling "Zeit des Erwachens" (1973), der von Opfern der "Europäischen Schlafkrankheit" handelt, landete er einen internationalen Bestseller. Das Buch wurde später mit Robin Williams und Robert De Niro verfilmt.
In "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" (1985) - ebenfalls ein Bestseller - erzählte Sacks in 24 Fallgeschichten, wie wenig genügt, damit Menschen aus der vermeintlichen Normalität fallen. Auch weitere Büchern von Sacks waren Erfolge. Mit den Fallgeschichten - witzig und einfach geschrieben - stellt Sacks die eigene Normalität immer wieder infrage. "Eine winzige Hirnverletzung, und wir geraten in eine andere Welt", erklärte er. In diesem Jahr ist seine sehr persönliche Autobiografie "On the Move" erschienen.