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Britisches Königshaus
Die pikanten Briefe von Prinz Charles

Mit krakeliger Handschrift soll Prinz Charles Briefe an britische Minister geschrieben haben. Darum tobt ein juristischer Streit: Falls sich der britische Thronfolger in die Politik eingemischt hat, könnte sein Ruf darunter leiden.

Von Jochen Spengler |
    Der britische Thronfolger Prinz Charles während der Wildlife Trade Conference am 13.2.2014 in London
    Der britische Thronfolger Prinz Charles mischt sich gern ein in die öffentliche Debatte (picture-alliance / dpa / Facundo Arrizabalaga)
    Das schreckliche, Herz zerreißende Geschehen in Syrien und dem Irak habe das Thema religiöser Freiheit und Verfolgung in den Mittelpunkt der Nachrichten gerückt. Mit diesen Worten wendet sich Prinz Charles in einer Video-Botschaft Anfang November an die Hilfsorganisation Kirche in Not:
    "Mir scheint es, dass unsere Zukunft als freie Gesellschaft hier in Großbritannien und in der Welt davon abhängt, dass wir die entscheidende Rolle, die Gläubigen zukommt, anerkennen."
    Der 66-jährige britische Thronfolger mischt sich gern und leidenschaftlich in die öffentliche Debatte ein - ganz anders als seine Mutter die Queen, die als Muster der Zurückhaltung gilt. Um die Monarchie zu sichern, hat Elizabeth hat während ihrer 62-jährigen Regentschaft strikt auf Nicht-Einmischung geachtet, erläutert Thomas Kielinger, Queen-Biograf und Publizist:
    "Sie möchte wirklich völlig neutral sein, sie muss ja über den Parteien stehen."
    Ihr Sohn hat sich dagegen einen Namen gemacht als Kritiker moderner, seelenloser Architektur, als Warner vor der Klimakatastrophe und vor genveränderten Organismen. Charles befürwortet die Naturheilkunde und ist ein Verfechter des ökologischen Landbaus, der mit seinen Pflanzen spricht und sie im Wachstum unterweist. Natürlich hat er damit Architekten, Schulmediziner und Klimawandel-Leugner vergrätzt, anderen aber imponiert er. Nach Ansicht Thomas Kielinger immer mehr Briten, denn:
    "Der Mann geht aus der Deckung, der hat eine Überzeugung, der ist nicht nur so ein herumhängender Thronfolger, der hier und da mal ein paar Hospitäler eröffnet."
    Vielleicht aber schwinde die Sympathie für den Prinzen, wenn bekannt würde, was genau in jenen 27 Briefen steht, die er vor zehn Jahren, als Tony Blair Premier war, an verschiedene Minister geschrieben hat.
    Journalisten kämpfen um Veröffentlichung der Schreiben
    Man müsse wohl davon ausgehen, dass dies Briefe waren, um die Politik in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen, sagt Alan Rusbridger, Chefredakteur des linksliberalen Guardian, der seit inzwischen neun Jahren um die Veröffentlichung der Briefe kämpft, die wegen Charles krakeliger Handschrift als "Black Spider Memos" berühmt sind.
    "Die meisten von uns denken, dass es ganz nett ist im 21. Jahrhundert eine Monarchie zu haben, die sich nicht in die Politik einmischt. Aber wenn wir hier jemand, der fast schon König ist, glaubt, es gehöre zu seiner Rolle, mit Briefen Politik zu machen, dann sollten wir das wissen und darüber eine öffentliche Debatte und Transparenz haben."
    Zweimal schon urteilten Gerichte, dass das Informationsfreiheitsgesetz es verlange, die Briefe öffentlich zu machen. Doch jedes Mal erhob der Generalstaatsanwalt Einspruch.
    Rusbridger: "Sein Argument war, dass die Briefe besonders unverblümt seien. Weswegen er befürchte, dass sie einen gewaltigen Schaden für die Monarchie selbst bedeuten, da die Menschen bezweifeln könnten, dass Charles ein unparteiischer König wäre."
    Nun werden die sieben Richter des Obersten Gerichts die neunjährige Juristenschlacht endgültig entscheiden. Unklar ist, ob Charles eine Veröffentlichung wirklich ungelegen käme. Letzte Woche wurde von Kreisen, die ihm nahestehen, gestreut, dass der Thronfolger beabsichtige, die Rolle des Monarchen neu zu formen und sich mit Herzensanliegen ins nationale Leben einzuschalten. Konservative Kommentatoren fürchten um die Zukunft der Monarchie und sind entsetzt.