Körperlicher und seelischer Missbrauch im Britischen Turnverband gehörten zum System. Das ist eines der Ergebnisse der sogenannten „Whyte Untersuchung“. Die Sport-Organisationen Sport England und UK Sport hatten die Anwältin Anne Whyte damit beauftragt, nachdem zahlreiche renommierte britische Turnerinnen vor zwei Jahren öffentlich Vorwürfe erhoben hatten. Anlass war die Netflix-Dokumentation „Athlete A“ über sexuellen Missbrauch im US-Turnen.
Mehr als 400 Betroffene aus zwölf Jahren haben sich bei Whyte gemeldet. Sie berichteten von Essensentzug, verbalen Beleidigungen und Schlägen. Manchen wurde verboten, auf die Toilette zu gehen, sie mussten trotz Verletzung turnen oder wurden als Strafe fürs Weinen in Schränke eingesperrt.
Übereinstimmende Berichte der Betroffenen
All diese Formen von körperlicher und seelischer Gewalt sieht Anne Whyte durch die übereinstimmenden Berichte der Betroffenen bestätigt. Sexuelle Übergriffe stellte sie im Vergleich zu den anderen Vorwürfen deutlich seltener fest.
"Das Wohlergehen der sehr jungen Athletinnen ist für den Britischen Turnverband kein zentrales Anliegen gewesen", schlussfolgert die Juristin.
Zahlreiche Handlungsempfehlungen
Für die Zukunft gibt sie dem Verband zahlreiche Handlungsempfehlungen: British Gymnastics müsse unter anderem auf allen Ebenen den Kinderschutz ausbauen, externe Vertrauenspersonen benennen und Beschwerden unabhängig untersuchen lassen, um nur einige zu nennen.
Innerhalb der kommenden zwei Jahre soll der Britische Turnverband in gewissen Abständen über die Fortschritte bei der Umsetzung der zahlreichen Empfehlungen berichten.