"Unsere Generation wurde in folgende Lage gebracht: Wir waren '45 15, 16 Jahre alt. Wir hatten also einen abrupten Bruch zu vollziehen mit dem, was uns in Kindheit und Jugend eingeflößt, eingetrichtert wurde. Was also zum Teil zu Gläubigkeit, zu anderen Arten von Abhängigkeit geführt hat. Wir haben diese neue, diese andere Generation, wir haben also diese neue Lehre, alles, was uns entgegengebracht wurde, auch die Möglichkeit der Mitarbeit in der neuen Gesellschaft - darum hängen wir doch so daran - haben wir voll angenommen. Dann kam also der zweite Bruch, also nach dem XX. Parteitag, und diesen zweiten Bruch haben sehr viele Angehörige unserer Generation nicht vollziehen können. Sie sind in einer gewissen Pose erstarrt, sie haben diese zweite Abrechnung mit sich selbst nicht geschafft. Und deshalb scheint mir unsere Generation in einer bestimmten, misslichen Lage als Gesprächspartner für die Jüngeren zu sein. Ich bin froh, wenn ich eines Besseren in nächster Zeit belehrt werde."
Brüche in den Biographien
Generation in misslicher Lage
2. November 1989. Christa Wolf im DDR-Jugendradio DT 64 zur politischen Sprachlosigkeit zwischen den Generationen: