Selten waren sich die Mosambikaner in letzter Zeit so einig: Ärzte und Arbeitslose, Studenten und Taxifahrer, sie alle gingen in dieser Woche auf die Straße. Rund zehntausend Menschen protestierten in der Hauptstadt Maputo für ein gemeinsames Ziel:
"Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden", bringt es diese Frau auf den Punkt. Vielen bereitet der schwelende Konflikt zwischen der oppositionellen Renamo und der regierenden Frelimo schon seit längerem Sorgen. 21 Jahre lang herrschte Frieden. Doch seit die Renamo das Friedensabkommen aufgekündigt hat, ginge das Gespenst des Bürgerkrieges wieder um, sagt dieser junge Mosambikaner.
"Früher erzählten nur unsere Eltern und Großeltern vom Krieg. Für uns waren das nicht mehr als Erinnerungen. Aber heute haben viele Angst davor, dass der Krieg wieder ausbrechen könnte."
Seit dem Frühjahr flammt die Gewalt zwischen den ehemaligen Erzfeinden wieder auf. Renamo-Kämpfer haben in den vergangenen Monaten Busse, Zugverbindungen und Polizeistationen angegriffen, es gab mehrere Tote und Verletzte. Soldaten der mosambikanischen Armee besetzten daraufhin das Hauptquartier der ehemaligen Rebellenbewegung; ihr Anführer Afonso Dhlakama ist seitdem untergetaucht. Viele bezweifeln, dass er die Renamo noch unter Kontrolle hat. Einige Guerilla-Splittergruppen greifen bereits auf eigene Faust an. Der Renamo fehle für einen Sturz der Regierung zwar sowohl die Unterstützung der Bevölkerung als auch die militärische Stärke, sagt der Politikwissenschaftler Egidio Vaz, trotzdem dürfe man sie nicht unterschätzen.
"Es geht nicht in erster Linie um das militärische Potenzial, sondern um die psychologische Wirkung dieser Angriffe. Nach 21 Jahren Frieden leben wir jetzt wieder in einer kriegerischen Situation. Bald finden Wahlen statt, doch die Bevölkerung ist verunsichert und verängstigt. Ein gezielter Schuss würde reichen, damit die Leute zu Hause bleiben. Nach Angriffen bei Muxungue, auf die wichtigste Nord-Süd-Verbindung des Landes, eskortieren nun Armee und Polizei die Fahrzeuge. Das ist ein enormer Aufwand. Es geht also um die Gefährdung von Stabilität und Sicherheit und die damit verbundenen Konsequenzen."
Im Hintergrund schwelt seit Langem ein Machtkampf, der sich jetzt, wenige Wochen vor den Gemeindewahlen, neu entzündet. Die Renamo wirft der mit überwältigender Mehrheit regierenden Frelimo vor, ihre wirtschaftliche und politische Macht zu missbrauchen. Die Renamo will mehr Einfluss innerhalb der Armee und sie will in der nationalen Wahlkommission vertreten sein. Tatsächlich ist sie einseitig besetzt, doch Verhandlungen darüber waren mehrmals gescheitert.
"Wir befinden uns in einer Pattsituation und der Ausgang ist ungewiss. Beide Seiten müssten jetzt guten Willen beweisen, um diese grundsätzlichen Probleme zu lösen. Denn was die Renamo wirklich anstrebt, ist ein politisches Abkommen."
Seit der letzten Eskalation betonen beide Seiten, dass sie keinen neuen Bürgerkrieg wollen. Staatspräsident Armando Guebuza signalisierte Gesprächsbereitschaft. Denn Mosambik hat viel zu verlieren. Das ist in der Hauptstadt Maputo unübersehbar.
Im Zentrum der subtropischen Hafenmetropole wird überall gebaut, noch gibt es viel zu wenig Wohnungen und Büros, Mieten liegen über dem Niveau einiger europäischer Großstädte. Auf den frisch geteerten Straßen stauen sich nagelneue Autos, in den Strafencafés sitzen Geschäftsmänner in gut geschnittenen Anzügen. Viele hat der Rohstoffboom ins Land gelockt, Mosambik ist reich an Gas und Kohle. Doch die Kohlevorkommen liegen ausgerechnet in Renamo-Hochburgen. Sie könnten deshalb zum Ziel neuer Angriffe werden. Das wäre ein Dämpfer für die Wirtschaft, die in den letzten Jahren, im Schnitt um sieben Prozent gewachsen ist.
Doch von Aufschwung und Rohstoffreichtum profitieren längst nicht alle. Mitten in der Innenstadt hausen Obdachlose in den Ruinen alter Villen aus der Kolonialzeit, Kriegsversehrte und Straßenkinder betteln an den belebten Kreuzungen. Mosambik gehört noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt, laut offiziellen Statistiken ist mindestens jeder Vierte arbeitslos. Kein Wunder also, das nicht nur in der Renamo, sondern auch in der Bevölkerung der Unmut wächst, meint João Nhampossa von der mosambikanischen Menschenrechtsliga. Er wirft der Regierung vor, die Interessen der Wirtschaft über die der Bürger zu stellen.
"Es gibt keinen gesellschaftlichen Dialog. Die Regierung verhandelt mit den großen Konzernen, aber Bürger und Zivilgesellschaft bleiben meistens außen vor. Es ist nicht klar, wohin die Rohstoffeinnahmen fließen und wer von ihnen profitiert. Die Bevölkerung offensichtlich nicht. Wer aufmuckt, wird eingeschüchtert. Selbst auf friedliche Proteste reagiert die Regierung mit Militär- oder Polizeigewalt. Seit Jahren hören wir, dass wir Geduld haben müssen, dass sich der Rohstoffreichtum nicht sofort auszahlt. Aber wie lange noch? Anscheinend sollen wir ebenso geduldig hinnehmen, dass unsere Bürgerrechte verletzt werden."
Die Frelimo könnte Stimmen verlieren, wahrscheinlich aber nicht die Regierungsmehrheit. Nach den Regionalwahlen Ende dieses Monats finden in einem Jahr Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Die Renamo droht mit einem Boykott und weiteren Angriffen. Vor allem die junge Oppositionspartei, MDM, könnte davon politisch profitieren. Sie hat sich bislang aus dem Konflikt herausgehalten. Viele Mosambikaner hoffen, das Gespenst des Krieges mit ihrer Hilfe endlich vertreiben zu können.
"Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden", bringt es diese Frau auf den Punkt. Vielen bereitet der schwelende Konflikt zwischen der oppositionellen Renamo und der regierenden Frelimo schon seit längerem Sorgen. 21 Jahre lang herrschte Frieden. Doch seit die Renamo das Friedensabkommen aufgekündigt hat, ginge das Gespenst des Bürgerkrieges wieder um, sagt dieser junge Mosambikaner.
"Früher erzählten nur unsere Eltern und Großeltern vom Krieg. Für uns waren das nicht mehr als Erinnerungen. Aber heute haben viele Angst davor, dass der Krieg wieder ausbrechen könnte."
Seit dem Frühjahr flammt die Gewalt zwischen den ehemaligen Erzfeinden wieder auf. Renamo-Kämpfer haben in den vergangenen Monaten Busse, Zugverbindungen und Polizeistationen angegriffen, es gab mehrere Tote und Verletzte. Soldaten der mosambikanischen Armee besetzten daraufhin das Hauptquartier der ehemaligen Rebellenbewegung; ihr Anführer Afonso Dhlakama ist seitdem untergetaucht. Viele bezweifeln, dass er die Renamo noch unter Kontrolle hat. Einige Guerilla-Splittergruppen greifen bereits auf eigene Faust an. Der Renamo fehle für einen Sturz der Regierung zwar sowohl die Unterstützung der Bevölkerung als auch die militärische Stärke, sagt der Politikwissenschaftler Egidio Vaz, trotzdem dürfe man sie nicht unterschätzen.
"Es geht nicht in erster Linie um das militärische Potenzial, sondern um die psychologische Wirkung dieser Angriffe. Nach 21 Jahren Frieden leben wir jetzt wieder in einer kriegerischen Situation. Bald finden Wahlen statt, doch die Bevölkerung ist verunsichert und verängstigt. Ein gezielter Schuss würde reichen, damit die Leute zu Hause bleiben. Nach Angriffen bei Muxungue, auf die wichtigste Nord-Süd-Verbindung des Landes, eskortieren nun Armee und Polizei die Fahrzeuge. Das ist ein enormer Aufwand. Es geht also um die Gefährdung von Stabilität und Sicherheit und die damit verbundenen Konsequenzen."
Im Hintergrund schwelt seit Langem ein Machtkampf, der sich jetzt, wenige Wochen vor den Gemeindewahlen, neu entzündet. Die Renamo wirft der mit überwältigender Mehrheit regierenden Frelimo vor, ihre wirtschaftliche und politische Macht zu missbrauchen. Die Renamo will mehr Einfluss innerhalb der Armee und sie will in der nationalen Wahlkommission vertreten sein. Tatsächlich ist sie einseitig besetzt, doch Verhandlungen darüber waren mehrmals gescheitert.
"Wir befinden uns in einer Pattsituation und der Ausgang ist ungewiss. Beide Seiten müssten jetzt guten Willen beweisen, um diese grundsätzlichen Probleme zu lösen. Denn was die Renamo wirklich anstrebt, ist ein politisches Abkommen."
Seit der letzten Eskalation betonen beide Seiten, dass sie keinen neuen Bürgerkrieg wollen. Staatspräsident Armando Guebuza signalisierte Gesprächsbereitschaft. Denn Mosambik hat viel zu verlieren. Das ist in der Hauptstadt Maputo unübersehbar.
Im Zentrum der subtropischen Hafenmetropole wird überall gebaut, noch gibt es viel zu wenig Wohnungen und Büros, Mieten liegen über dem Niveau einiger europäischer Großstädte. Auf den frisch geteerten Straßen stauen sich nagelneue Autos, in den Strafencafés sitzen Geschäftsmänner in gut geschnittenen Anzügen. Viele hat der Rohstoffboom ins Land gelockt, Mosambik ist reich an Gas und Kohle. Doch die Kohlevorkommen liegen ausgerechnet in Renamo-Hochburgen. Sie könnten deshalb zum Ziel neuer Angriffe werden. Das wäre ein Dämpfer für die Wirtschaft, die in den letzten Jahren, im Schnitt um sieben Prozent gewachsen ist.
Doch von Aufschwung und Rohstoffreichtum profitieren längst nicht alle. Mitten in der Innenstadt hausen Obdachlose in den Ruinen alter Villen aus der Kolonialzeit, Kriegsversehrte und Straßenkinder betteln an den belebten Kreuzungen. Mosambik gehört noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt, laut offiziellen Statistiken ist mindestens jeder Vierte arbeitslos. Kein Wunder also, das nicht nur in der Renamo, sondern auch in der Bevölkerung der Unmut wächst, meint João Nhampossa von der mosambikanischen Menschenrechtsliga. Er wirft der Regierung vor, die Interessen der Wirtschaft über die der Bürger zu stellen.
"Es gibt keinen gesellschaftlichen Dialog. Die Regierung verhandelt mit den großen Konzernen, aber Bürger und Zivilgesellschaft bleiben meistens außen vor. Es ist nicht klar, wohin die Rohstoffeinnahmen fließen und wer von ihnen profitiert. Die Bevölkerung offensichtlich nicht. Wer aufmuckt, wird eingeschüchtert. Selbst auf friedliche Proteste reagiert die Regierung mit Militär- oder Polizeigewalt. Seit Jahren hören wir, dass wir Geduld haben müssen, dass sich der Rohstoffreichtum nicht sofort auszahlt. Aber wie lange noch? Anscheinend sollen wir ebenso geduldig hinnehmen, dass unsere Bürgerrechte verletzt werden."
Die Frelimo könnte Stimmen verlieren, wahrscheinlich aber nicht die Regierungsmehrheit. Nach den Regionalwahlen Ende dieses Monats finden in einem Jahr Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Die Renamo droht mit einem Boykott und weiteren Angriffen. Vor allem die junge Oppositionspartei, MDM, könnte davon politisch profitieren. Sie hat sich bislang aus dem Konflikt herausgehalten. Viele Mosambikaner hoffen, das Gespenst des Krieges mit ihrer Hilfe endlich vertreiben zu können.