Swenja Zeremba studiert Germanistik und Journalistik an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Sie gehört zu einer Gruppe von deutschen Studenten, die zusammen mit Kommilitonen von der Manouba-Universität in Tunis ein gemeinsames Lehrmodul erarbeiten:
"Es geht um euro-arabische Parallelen in der Ideengeschichte. Wir schauen uns die Philosophie und die Geschichte von Europa und der arabischen Welt an und vergleichen auf der einen Seite große Denker der Philosophie, und auf der anderen Seite vergleichen wir Motclais, bestimmte Schlüsselbegriffe zum Beispiel Freiheit oder Staat, die wir einerseits von deutscher Seite, von europäischer Sicht beleuchten, auf der anderen Seite eine Studentin aus Tunesien die arabische Sicht beleuchtet. Und dann ist das Ziel, eine gemeinsame Semantik zu erarbeiten, eine Bedeutung von so einem Schlüsselbegriff, mit dem beide Seiten einverstanden sein können."
Die Ergebnisse der deutsch-tunesischen Zusammenarbeit erscheinen demnächst in einer Publikation, außerdem werden sie in den Studiengang "Europäische Kultur- und Ideengeschichte" an der Uni Karlsruhe einfließen.
Die gemeinsame Arbeit, die übrigens auf Französisch abgehalten wird, hat Swenja nicht nur mit dem arabischen Erbe Europas bekannt gemacht, sondern auch mit ungewohnten Umgangsformen an der tunesischen Partneruniversität:
"Überrascht war ich persönlich von den Studeninnen in Tunesien, weil sie unglaublich selbstbewusst gegenüber ihren Professoren auftraten. Da haben wir Deutsche schon eher gekuscht als die Tunesierinnen."
Das Projekt, an dem Swenja Zeremba teilnimmt, ist eine von ungefähr 80 Kooperationen zwischen deutschen und arabischen Hochschulen. Es sind Sommerschulen, gemeinsame Forschungsvorhaben oder bilaterale Studiengänge. Ein besonders ehrgeiziges Projekt ist die Deutsch-Jordanische Universität in Amman. Seit Herbst 2005 bietet sie jungen Jordaniern die Möglichkeit, Betriebswirtschaft, Informatik oder Biomedizintechnik nach dem Vorbild deutscher Fachhochschulen zu studieren. Die Studenten lernen aber auch den Alltag an deutschen Unis und die Arbeitswelt in deutschen Unternehmen kennen. Ein Auslandssemester und ein sechsmonatiges Praktikum sind fester Bestandteil des Studiums. Enthusiastisch erzählt der deutsche Vizpräsident der Universität, Peter Uecker, von den neugierigen und begeisterungsfähigen Studienanfängern. Kopfzerbrechen bereiten ihm allerdings die hierarchischen Strukturen an der Hochschule, ein verbreitetes gesellschaftliches Problem in Jordanien:
"Ich leide sehr, weil plötzlich Berufungen stattfinden, denen ich nicht zugestimmt habe. Es hat kein vernünftiges Auswahlverfahren gegeben. Wir müssen Regeln einführen und starkes Backing der deutschen Seite im Zweifel machen. Die Bereitschaft meines Rektors ist da, aber das System ist schwierig."
Klagen über starre Strukturen und Bürokratie gibt es auch aus Ägypten und Syrien. Günter Meyer von der Uni Mainz weiß allerdings auch von positiven Beispielen zu berichten:
"Wir haben beispielsweise in den erdölreichen Ländern der arabischen Halbinsel gegenwärtig eine sehr hohe Bereitschaft in außerordentlicher flexibler Weise über ganz kurze Wege, Dinge zu realisieren, von denen wir früher nur hätten träumen können."
Spätestens seit dem UNDP-Bericht zur menschlichen Entwicklung aus dem Jahr 2003 bemühen sich arabische Staaten, die akademische Ausbildung zu internationalisieren. Der UNDP-Bericht brachte das schlechte Niveau arabischer Schüler und Studenten im weltweiten Vergleich zutage. Nun sollen internationale Kooperationen und private Universitäten eine Wende bewirken. Deutschland engagiert sich seit einigen Jahren verstärkt für den Export hiesiger Bildungsmodelle in den arabischen Raum. Alaa al-Hamarneh von der Universität Mainz begrüßt dieses Engagement, aber er vermisst ein zukunfsweisendes Konzept von deutscher Seite:
"Wir haben die Deutsche Universität in Kairo, in Jordanien und Syrien gibt es Beispiele. Das sind alles neue Modelle. Jedes für sich ist ein Projekt, aber leider gibt es keine Strategie für den Bildungsexport in Deutschland. Wir haben kein Branding. Das heißt, das eine Uni mit ihrem Namen ins Ausland geht, wie die Sorbonne oder Harvard. Das Label, das wir haben, ist Deutsche Universität, aber dahinter steckt leider keine Strategie."
Der jordanische Wissenschaftler, der an der Uni Mainz lehrt und forscht, wünscht sich einen intensiveren Austausch mit arabischen Hochschulen. Denn jedes Projekt bietet die Möglichkeit, Menschen unterschiedlicher Kulturen persönlich kennenzulernen. Und das ist der beste Garant, um Vorurteile abzubauen.
"Es geht um euro-arabische Parallelen in der Ideengeschichte. Wir schauen uns die Philosophie und die Geschichte von Europa und der arabischen Welt an und vergleichen auf der einen Seite große Denker der Philosophie, und auf der anderen Seite vergleichen wir Motclais, bestimmte Schlüsselbegriffe zum Beispiel Freiheit oder Staat, die wir einerseits von deutscher Seite, von europäischer Sicht beleuchten, auf der anderen Seite eine Studentin aus Tunesien die arabische Sicht beleuchtet. Und dann ist das Ziel, eine gemeinsame Semantik zu erarbeiten, eine Bedeutung von so einem Schlüsselbegriff, mit dem beide Seiten einverstanden sein können."
Die Ergebnisse der deutsch-tunesischen Zusammenarbeit erscheinen demnächst in einer Publikation, außerdem werden sie in den Studiengang "Europäische Kultur- und Ideengeschichte" an der Uni Karlsruhe einfließen.
Die gemeinsame Arbeit, die übrigens auf Französisch abgehalten wird, hat Swenja nicht nur mit dem arabischen Erbe Europas bekannt gemacht, sondern auch mit ungewohnten Umgangsformen an der tunesischen Partneruniversität:
"Überrascht war ich persönlich von den Studeninnen in Tunesien, weil sie unglaublich selbstbewusst gegenüber ihren Professoren auftraten. Da haben wir Deutsche schon eher gekuscht als die Tunesierinnen."
Das Projekt, an dem Swenja Zeremba teilnimmt, ist eine von ungefähr 80 Kooperationen zwischen deutschen und arabischen Hochschulen. Es sind Sommerschulen, gemeinsame Forschungsvorhaben oder bilaterale Studiengänge. Ein besonders ehrgeiziges Projekt ist die Deutsch-Jordanische Universität in Amman. Seit Herbst 2005 bietet sie jungen Jordaniern die Möglichkeit, Betriebswirtschaft, Informatik oder Biomedizintechnik nach dem Vorbild deutscher Fachhochschulen zu studieren. Die Studenten lernen aber auch den Alltag an deutschen Unis und die Arbeitswelt in deutschen Unternehmen kennen. Ein Auslandssemester und ein sechsmonatiges Praktikum sind fester Bestandteil des Studiums. Enthusiastisch erzählt der deutsche Vizpräsident der Universität, Peter Uecker, von den neugierigen und begeisterungsfähigen Studienanfängern. Kopfzerbrechen bereiten ihm allerdings die hierarchischen Strukturen an der Hochschule, ein verbreitetes gesellschaftliches Problem in Jordanien:
"Ich leide sehr, weil plötzlich Berufungen stattfinden, denen ich nicht zugestimmt habe. Es hat kein vernünftiges Auswahlverfahren gegeben. Wir müssen Regeln einführen und starkes Backing der deutschen Seite im Zweifel machen. Die Bereitschaft meines Rektors ist da, aber das System ist schwierig."
Klagen über starre Strukturen und Bürokratie gibt es auch aus Ägypten und Syrien. Günter Meyer von der Uni Mainz weiß allerdings auch von positiven Beispielen zu berichten:
"Wir haben beispielsweise in den erdölreichen Ländern der arabischen Halbinsel gegenwärtig eine sehr hohe Bereitschaft in außerordentlicher flexibler Weise über ganz kurze Wege, Dinge zu realisieren, von denen wir früher nur hätten träumen können."
Spätestens seit dem UNDP-Bericht zur menschlichen Entwicklung aus dem Jahr 2003 bemühen sich arabische Staaten, die akademische Ausbildung zu internationalisieren. Der UNDP-Bericht brachte das schlechte Niveau arabischer Schüler und Studenten im weltweiten Vergleich zutage. Nun sollen internationale Kooperationen und private Universitäten eine Wende bewirken. Deutschland engagiert sich seit einigen Jahren verstärkt für den Export hiesiger Bildungsmodelle in den arabischen Raum. Alaa al-Hamarneh von der Universität Mainz begrüßt dieses Engagement, aber er vermisst ein zukunfsweisendes Konzept von deutscher Seite:
"Wir haben die Deutsche Universität in Kairo, in Jordanien und Syrien gibt es Beispiele. Das sind alles neue Modelle. Jedes für sich ist ein Projekt, aber leider gibt es keine Strategie für den Bildungsexport in Deutschland. Wir haben kein Branding. Das heißt, das eine Uni mit ihrem Namen ins Ausland geht, wie die Sorbonne oder Harvard. Das Label, das wir haben, ist Deutsche Universität, aber dahinter steckt leider keine Strategie."
Der jordanische Wissenschaftler, der an der Uni Mainz lehrt und forscht, wünscht sich einen intensiveren Austausch mit arabischen Hochschulen. Denn jedes Projekt bietet die Möglichkeit, Menschen unterschiedlicher Kulturen persönlich kennenzulernen. Und das ist der beste Garant, um Vorurteile abzubauen.