Eine Woche nach den beiden verheerenden Anschlägen können die belgischen Sicherheitsbehörden noch immer keinen durchgreifenden Erfolg vermelden. Über die Hintermänner der Attentate mit mindestens 35 Toten ist bislang nichts bekannt geworden. Zudem ist einer der mutmaßlichen Terroristen vom Flughafen Zaventem – der Mann mit Hut und weißer Jacke auf dem Fahndungsvideo - noch immer auch der Flucht. Ein Verdächtiger, der freie Journalist Faysal Chiffou, musste inzwischen wieder frei gelassen werden. Nachdem ihn zuvor ein Taxifahrer angeblich erkannt haben wollte.
Der Verdacht gegen ihn habe sich jedoch nicht erhärtet, hieß es vonseiten der Staatsanwaltschaft. Trotzdem soll weiter gegen ihn ermittelt werden. Doch Faycal Chiffou habe beweisen können, dass er während der Attentate zuhause war, erklärte jetzt sein Anwalt Olivier Martins gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF und wies zudem auf Widersprüche bei den Fahndungen hin: "Ich habe dem Untersuchungsrichter gesagt, dass der Taxifahrer eigentlich nur eine Person mit Hut und Brille erkannt hat, man kann aber nur schwer behaupten, dass er Hern Chiffou formell identifizieren konnte."
Keine Rückkehr zur Normalität möglich
Und so sucht die Polizei weiterhin fieberhaft nach zwei Verdächtigen, denn auch der potentielle Helfer des Selbstmordattentäters in der Metro konnte bislang nicht gefasst werden. Insofern kann aber von einer Rückkehr zur Normalität in Brüssel derzeit keine Rede sein, zumal längst auch ein politischer Streit über Versäumnisse, Pannen und Fehleinschätzungen der Verantwortlichen ausgebrochen ist.
Trauriger Höhepunkt der Aufmarsch von rund 400 pöbelnden Hooligans am Sonntag in der Brüsseler Innenstadt, der von der Polizei nicht verhindert wurde. Obwohl es entsprechende Vorwarnungen gegeben hatte. Längst hat deshalb ein Schwarzer-Peter-Spiel eingesetzt - mit harschen verbalen Attacken des Bürgermeisters von Brüssel, Yvan Mayeur, ein Sozialist, gegen Innenminister Jan Jambon, der wiederum der nationalistischen N-VA angehört: "Als ich von diesen ganzen Leute gehört habe, die sich in Vilvoorde versammelt haben; dass die Polizei nichts unternommen hat; dass sie sie in den Zügen gelassen hat; dass die Bundespolizei unter Innenminister Jambon nichts getan hat, war ich entsetzt. Die Verantwortung liegt ganz bei dem Innenminister und den Behörden von Vilvoorde."
Testbetrieb am Flughafen Zaventeem
Die belgischen Medien reagierten heute kritisch auf die politische Polemik: Niemand fühle sich verantwortlich für das Hooligan-Desaster an der Börse – weder Mayeur noch Jambon noch der Bürgermeister von Vilvorde, kommentiert etwa De Standaard. Belgien habe sich bis auf die Knochen blamiert, wieder einmal stehe der Eindruck eines gescheiterten Staates im Raum, heißt auch bei Het Nieuwsblad.
Immerhin könnte der Flughafen Zaventem, dessen Abflughalle durch zwei Explosionen vor einer Woche schwer beschädigt wurde, morgen zumindest den Teilbetrieb wieder aufnehmen. Heute wurden Sicherheitsmaßnahmen, Brandschutz und Gepäckabfertigung getestet. Ein Ergebnis liege aber noch nicht vor, erklärte eine Flughafensprecherin auf Anfrage. Doch selbst wenn der Test erfolgreich verläuft – zunächst einmal, so hieß es schon im Vorfeld, könnten dann höchstens 20 Prozent des normalen Betriebes wieder anlaufen.