"Es war ein schöner Sommertag: Nachmittags stieg ich noch einmal auf den Observationsturm, auf welchem ich so manche Stunde zugebracht hatte. Die herrliche Landschaft lag still vor mir im heitern, warmen Sonnenschein. Sie erschien mir sogar schöner als je zuvor. Es war mir, als müsste ich von ihr einen letzten Abschied nehmen. 'Wir Preußen müssen ja wahrscheinlich so wie so sterben.' Diese Worte klangen mir in den Ohren, und ich war von ihrer Wahrheit überzeugt. (…) Viele der kühnen Träume von großer, segensreicher Wirksamkeit, denen ich mich früher hingegeben, fielen mir wieder ein, und es schien mir doch recht hart, aus der Welt gehen zu müssen, ehe ich etwas Tüchtiges und Würdiges darin geleistet hätte. Ein Gefühl tiefen Bedauerns überkam mich(). Schließlich blieb mir nichts übrig als der Vorsatz, wenn es denn zu Ende gehen müsse, dem Schicksal mit Mut und Würde ins Auge zu sehen."
Es ist der 21. Juli 1849. Der 20-jährige Carl Schurz steht auf der Steinmauer von Rastatt und nimmt sein "Adieu Welt" in der festen Überzeugung, dass er sich bald den preußischen Regierungstruppen wird ergeben müssen, die die Festung umzingeln. Als einem der radikaldemokratischen Aufständischen und preußischem Untertan droht ihm die Todesstrafe. Wie sollte der junge Mann, der noch wenige Monate zuvor ein eifriger Student der Philologie und Geschichte an der Bonner Universität war, ahnen, dass ihn über fünfzig weitere Lebensjahre und eine Karriere erwarten, angesichts derer sich Historiker und Romanciers gleichermaßen die Finger lecken?
Ein Mantel-und-Degen-Abenteuer erster Güte
Carl Schurz' Zukunft beginnt bereits in der folgenden Nacht. Er entkommt aus dem belagerten Rastatt mit zwei Gefährten durch einen Abwasserkanal. Die Flucht Dantès' aus dem Château d’If in Alexandre Dumas' "Der Graf von Monte Christo" ist nichts dagegen:
"Als wir unsere Bank verließen (…), hörten wir die Turmuhr draußen drei schlagen. Ich ging voraus und erreichte bald den ersten Luftschacht. Ich nahm die Gelegenheit wahr, um mich aufzurichten und ein wenig zu strecken, wobei mir etwas geschah, das auf den ersten Augenblick ein Unglück schien. Ich hatte meinen kurzen Karabiner bei dem gebückten Gehen durch den Kanal als eine Art von Krücke gebraucht. Indem ich mich aufrichtete, fiel mir der Karabiner ins Wasser und machte ein großes Geräusch. 'Holla!' rief eine Stimme just über mir. 'Holla! In diesem Loch steckt was! Kommt hierher!' Und in demselben Augenblicke kam ein Bajonett, wie eine Sondiernadel, von oben herunter durch das Gitter, welches das Luftloch deckte. Ich hörte es, wie es an die eisernen Stäbe des Gitters anstieß, und wich der Spitze desselben durch rasches Bücken aus. 'Nur schnell hinaus!' flüsterte ich meinen Genossen zu, - 'oder wir sind verloren.'"
Verloren scheinen die drei noch ein halbes Dutzend weitere Male, aber natürlich sind sie es nie. Sonst könnte der Erzähler in seinen Memoiren ja kaum so aus dem Vollen schöpfen. Carl Schurz weiß um das Potenzial seines Stoffes und scheut sich nicht, denselben fulminant umzusetzen. Die Befreiung seines Professors, Freundes und Mitstreiters Gottfried Kinkel aus dem Spandauer Gefängnis in Berlin einige Monate später liest sich wie ein Mantel-und-Degen-Abenteuer erster Güte. Zum Nervenkitzel trägt dort zusätzlich bei, dass Schurz für diesen Streich inkognito aus dem Exil in sein Vaterland zurückkehrt und als behördlich Gesuchter nur schon deshalb seinen Hals riskiert. Das alles in einem Alter, in dem manche heute noch nicht einmal gelernt haben, ihren Caramel Macchiato bei Starbucks richtig zu bestellen.
1829 in Liblar bei Köln geboren
Carl Schurz, 1829 in Liblar bei Köln geboren, 1906 in New York gestorben, war ein Märzrevolutionär, Vollblutrepublikaner und Emigrant, der in Amerika zum Innenminister aufstieg, nachdem er seiner Wahlheimat bereits als Generalmajor der Union im Bürgerkrieg und als erster fremdstämmiger Senator überhaupt gedient hatte. Carl Schurz war der berühmteste Deutschamerikaner des 19. Jahrhunderts.
"Es war auf den dringenden Wunsch meiner Kinder, dass ich vor mehreren Jahren diese Erinnerungen niederzuschreiben begann."
Stets sind es die Kinder, die Verwandten, die Freunde, die nach einer Autobiografie verlangen. Nie darf es das Bewusstsein der eigenen Bedeutung sein. Das verbietet die Bescheidenheit. So konventionell Carl Schurz anhebt, so ehrlich fährt er fort. Er wolle gern gestehen, dass ...
"...während ich schrieb, auch die Lust des Erzählens, die Freude des schriftstellerischen Schaffens über mich kam und mich zur Darstellung unbedeutender Dinge verführt haben mag, die, die wie ich hoffe, der freundliche Leser verzeihen wird."
Der freundliche Leser verzeiht. Jedenfalls meistens. Besonders der erste Band lebt von den "unbedeutenden Dingen", die diesem Teil der Erinnerungen eine romanhafte Farbigkeit verleihen.
"Klarheit, Anschaulichkeit und Direktheit ..."
... seien die Haupterfordernisse eines guten Stils, so hat man es ihm beigebracht. Und mit dieser Maxime schildert Carl Schurz seine idyllische Kindheit auf dem Lande, seine Zeit als lernbegieriger Schüler und Student in Köln und Bonn und sein zunehmendes Engagement mit den Einheits- und Unabhängigkeitserhebungen des liberalen Bürgertums, das sich gegen die Restaurationsbestrebungen der europäischen Herrscherhäuser wendet. Band Nummer eins endet mit Schurz' unfreiwilliger, aber doch optimistischer Auswanderung in die Vereinigten Staaten 1852.
"Meine junge Frau und ich schifften uns im August in Portsmouth ein und landeten an einem sonnigen Septembermorgen im Hafen von New York. Mit dem heiteren Mut jugendlicher Herzen begrüßten wir die Neue Welt.
Band 2: weniger Privates, mehr Politik
In Band Nummer zwei ändert sich der Ton. Nicht sofort und vollständig, aber doch deutlich. Carl Schurz erzählt von seiner Niederlassung im Mittleren Westen und dann eigentlich nur noch von Politik. Und von Politikern. Es spricht Carl Schurz, die öffentliche Person. Privates, die Familie, Einzelheiten über den Alltag der neuen Immigranten treten in den Hintergrund, um bald ganz zu verschwinden. Wenn Schurz schreibt:
"Da wurde auch das Licht und die Wärme unseres Sonnenscheins noch durch das Erscheinen einer zweiten Tochter vermehrt."
Vergisst er, dass vom Erscheinen einer ersten Tochter nirgendwo die Rede war. Genauso wenig erfährt man von der Geburt zweier weiterer Kinder, von denen eines stirbt, oder Näheres über seine Frau Margarethe Schurz, die, wie Briefen im ausführlichen Anhang zu entnehmen ist, eine ungemein wichtige Rolle als Schurz' Beraterin spielt und ihm seine aufreibende politische Karriere überhaupt erst ermöglicht. Während ihr Gatte oft monatelang für Wahlkämpfe und in anderen Missionen unterwegs ist – vom Bürgerkrieg ganz zu schweigen –, hält sie trotz des chronischen Geldmangels der Familie und trotz ihres fragilen Gesundheitszustands den Haushalt am Laufen, wo immer sich dieser Haushalt gerade befindet. Nicht nur das: Margarethe Schurz gründet den ersten Kindergarten der Vereinigten Staaten. Ihr Mann erwähnt kein Wort davon.
Dass Schurz sich bei der Beschreibung seiner Bekanntschaft Margarethe 1852 in den Londoner Exilantenkreisen auf drei Zeilen beschränkt, und seine Werbung um die damals 18-Jährige sowie ihre Hochzeit in eineinhalb Zeilen zusammenfasst, mag noch als Diskretion durchgehen. Allerdings hätten ein paar Indiskretionen mehr dem zweiten Teil dieser Erinnerungen sehr gutgetan.
Weder Idealist noch Ideologe
Zur Niederschrift seines dritten Lebenskapitels nach seiner Wahl in den Senat 1869 ist Schurz nicht mehr gekommen. Umso beherzter beschließt er das zweite:
"Würde ich je imstande sein, diesem Land meine Dankesschuld abzutragen und die Ehren, mit denen ich überhäuft worden war, zu rechtfertigen? Um dies zu erfüllen, konnte mein Begriff von Pflicht nicht hoch genug gespannt sein. Im tiefsten Herzen leistete ich einen feierlichen Eid, wenigstens ehrlich danach zu streben, jene Pflicht zu erfüllen, dem Grundsatz 'salus populi suprema lex' gewissenhaft treu zu bleiben, niemals weder einzelnen Mächtigen noch der großen Menge niedrig zu schmeicheln, nötigenfalls ganz allein meine Ansicht von Wahrheit und Recht zu vertreten und für meine Hingabe an die Republik kein persönliches Opfer zu schwer zu achten."
Carl Schurz ist weder Idealist noch Ideologe. Seine Erfahrungen in Deutschland haben ihn zum Pragmatiker gemacht. Seine Beobachtungen in Amerika bestärken ihn darin. Gleich nach seiner Ankunft unternimmt er eine Reise in verschiedene Landesteile, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie die Republik, die er sich für seine alte Heimat vergeblich gewünscht hat, in seiner neuen Heimat funktioniert. Er entdeckt dabei eine Regierungsform, die zwar nicht ohne Probleme, aber doch ...
"...eine Republik war, auf klare gesunde, gerechte, humane, unumstößliche Prinzipien begründet: die bewusste Verkörperung der höchsten Ziele des modernen Zeitalters. Und diese Republik war bewohnt von einem Volk, das warme Teilnahme an allen Freiheitsbestrebungen in der ganzen Welt beseelte und das erfüllt war von begeistertem Bewusstsein seines eigenen hohen Geschicks als Anführer der Menschheit im Kampfe für Freiheit und Gerechtigkeit, für allgemeinen Frieden und allgemeine Menschenliebe."
Mit Champagner und Zigarren auf Stimmenfang
Es ist verlockend Carl Schurz' Amerika mit den Vereinigten Staaten der Gegenwart zu vergleichen. Offenbar war da die Politik schon im vorletzten Jahrhundert eine kostspielige Angelegenheit. Schurz beschreibt wiederholt, wie bei Wahlen die Demokraten und die neu gegründeten Republikaner gleichermaßen mit Champagner und Zigarren Stimmen zu gewinnen versuchen und wie andere wiederum mit Champagner und Zigarren Demokraten und Republikaner gewinnen. Lobbying im Zylinderhut.
Auch das sogenannte "Beutesystem" hat Tradition. Carl Schurz ist davon zunächst schockiert:
"Dass die Amerikaner, jedes Mal, wenn eine andere Partei ans Ruder kam, jeden Postmeister im Lande wechselten, hatte ich allerdings schon gehört (…), dass aber fast alle Ämter unter der gegenwärtigen Regierung als 'öffentliche Beute' betrachtet werden sollten, und dass Staatsmänner, die in den Kongress geschickt wurden, um Gesetze zum Besten des ganzen Landes zu machen, ihre Zeit und Arbeitskraft dazu verwandten, diese öffentliche Beute zu erlangen und zu verteilen, und dass ein freies intelligentes Volk sich dem fügen sollte – das überstieg alle Begriffe."
Schurz gewöhnt sich daran. Er gewöhnt sich auch an Washington. Als Vertrauter Abraham Lincolns und vieler politischer Führer nach ihm geht er dort lange genug ein und aus, um die Entwicklung dieses Kuhdorfs zur angemessen prächtigen Hauptstadt zu verfolgen.
Bemerkenswert ist die Selbstverständlichkeit, mit der sich Schurz der Sache der Abolition annimmt. Von der Religion hat er sich bereits als junger Mann abgewandt. Schurz glaubt an den Menschen. Und dieser Mensch hat frei zu sein. Knechtschaft und Unterdrückung verstoßen gegen das Prinzip seines weltlichen Glaubens. Und so hält Schurz seine erste politische Rede in Amerika über die Abschaffung der Sklaverei. Die deutschen Einwanderer stellten im 19. Jahrhundert ein großes und wichtiges Wählersegment in den USA dar. Schurz soll seine Landesgenossen für die Republikaner gewinnen, die das Ende der Sklavenhaltung zu einem ihrer Ziele erklärt haben.
"Für mich (lag) der Hauptreiz der Anti-Sklaverei-Bewegung in der Tatsache, dass sie sich zur Aufgabe stellte, die in dieser Erklärung niedergelegten Grundsätze nicht zur theoretisch zu verkünden, sondern sie in ihrer Allgemeinheit praktisch anzuwenden. Hier fand ich endlich die Verwirklichung des Ideals, das ich aus den unglücklichen Kämpfen für freie Regierung aus meinem Heimatlande mitgebracht hatte."
Mit seiner Rhetorik bewegte er die Massen
Seine ersten Reden hält Schurz noch auf Deutsch. Aber schon bald referiert er auf Englisch und reist er als gefragter Wahlredner durch die Staaten.
"Ich appellierte nicht an die sentimentalen Sympathien der Zuhörer, indem ich mich über die Ungerechtigkeit und Grausamkeit des Sklavensystems und die Leiden der Geknechteten verbreitete, sondern ich suchte in gemessener Sprache die naturgemäße Unverträglichkeit der Sklaverei mit freien Regierungsformen darzulegen, die unausbleiblichen und weittragenden Kämpfe, welche die Existenz der Sklaverei notgedrungen hervorrufen musste, und die Notwendigkeit, die politische Macht der Sklaverei in unserer Republik zu zerstören, wenn der demokratische Charakter ihrer Regierungsform Bestand haben sollte."
Beefsteak und Sherry – darauf beschränkte sich Schurz’ englischer Wortschatz, als er in Amerika ankam. Jetzt bewegt er in der neuen Sprache rhetorisch die Massen.
"Seit ich als Redner und Schriftsteller in englischer sowohl als in deutscher Sprache bekannt geworden bin, wurde ich oft gefragt, ob ich, während ich spreche oder schreibe, englisch oder deutsch denke, und ob ich beständig von einer in die andere Sprache übersetze. (…) Man hat auch wohl nur wissen wollen, in welcher Sprache ich vorziehe zu denken und zu schreiben. Ich konnte darauf nur sagen, dass es vom Gegenstand, vom Zweck und von den Umständen abhänge."
Ein ideenpolitisches Vermächtnis
Den ersten Teil seiner Erinnerungen hat Carl Schurz auf Deutsch verfasst. Ans Quittengelee, das ihn einst über seinen allerersten Liebeskummer hinweg tröstete, denkt er in seiner Muttersprache. Ebenso an sein Dasein als politischer Flüchtling in Europa, über dessen Trostlosigkeit auch die Begegnungen mit dem "Who is who" der vertriebenen Intelligenzia seiner Zeit, von Richard Wagner bis zu Karl Marx, ihn nie hinwegtäuschten.
Das amerikanische Leben spielt sich in Schurz' Kopf auf Englisch ab. Den zweiten Teil seiner Autobiografie haben nach seinem Tod 1906 seine Töchter Agathe und Marianne ins Deutsche übersetzt. Auffällig sind darin die unzähligen, oft doppelten Verneinungen. Kein muttersprachlicher Amerikaner würde negativ formulieren, was er auch positiv sagen kann. Ein Tag, der für Schurz nicht herrlicher sein könnte, ist für einen Amerikaner schlicht herrlich. Wendungen wie "nicht nur kein, sondern auch nicht", die im Deutschen häufig vorkommen, sind im Englischen äußerst selten.
Dass sich der Ton im zweiten Band von Schurz' Erinnerungen von jenem im ersten unterscheidet, wurde bereits angedeutet. Was darin verhandelt wird, ist vielfach abstrakter als das Material von Schurz' Lehr- und Wanderjahren. Es geht dem Autor um sein ideenpolitisches Vermächtnis. Dabei scheint es, als würde er sich in seinem Bemühen um Objektivität in die Hügel der syntaktischen Umständlichkeit zurückziehen.
Straßen und Schulen tragen seinen Namen
Mark Twain zählte zu Carl Schurz' Freunden. Leider tritt er in dessen Lebenserinnerungen nicht auf. Twain schrieb:
"Biografien sind nur die Kleider und Knöpfe des Menschen – die Biografie des Menschen selbst lässt sich nicht schreiben."
Otto von Bismarck zählte zu Schurz' Bekannten. Er widmete seine Autobiografie "den Söhnen und Enkeln zum Verständnis der Vergangenheit und Lehre für die Zukunft."
Carl Schurz hat seinen Erinnerungen keine vollmundige Widmung vorangestellt, und er äußert sich auch nicht darüber, was, außer Kleidern und Knöpfen, er seinen Lesern zu enthüllen gedenkt.
"Denn dieses scheint mir die Hauptaufgabe der Biografie zu sein, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen, und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich eine Welt- und Menschenansicht daraus gebildet, und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schriftsteller ist, wieder nach außen abgespiegelt."
Johann Wolfgang von Goethe hat Carl Schurz nicht gekannt. Doch was jenem die "Hauptaufgabe der Biografie" zu sein schien, nämlich "den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen", diese Aufgabe hat Schurz mit seinen Erinnerungen erfüllt. Er breitet darin das Panorama eines Jahrhunderts auf zwei Kontinenten aus. Er gibt der Geschichte einen individuellen Anstrich, weil es seine eigene Geschichte ist. Manche Details mögen heute nur noch von marginalem Interesse sein – wer sich bei welcher Parteiinitiative mit wem verbündet hat und warum, wo genau welches Regiment rastet, um dann vom Bataillon so und so diese oder jene Botschaft zu erhalten. Doch was man in diesen beiden Bänden über das Leben und Denken in den Epochen lernt, aus der die Welt von heute hervorgegangen ist, das macht jede Weitschweifigkeit wett.
In New York steht die offizielle Residenz des Bürgermeisters im Carl Schurz Park. In Nevada ist eine Stadt nach Schurz benannt, im Yellowstone Nationalpark eine Bergspitze. In Deutschland existieren einige Carl Schurz-Schulen und -Straßen, sowie eine Carl Schurz-Brücke über dem Neckar. Dennoch brauchte es ein Kooperationsprojekt der Wüstenrot Stiftung und der Deutschen Akademie für Sprache, um diese sorgfältig edierte Ausgabe der Schurz'schen Erinnerungen möglich und für ein breiteres Publikum erschwinglich zu machen. Der einleitende Essay von Uwe Timm ist an sich schon ein einsichts- und aufschlussreicher Genuss. Es bleibt, Carl Schurz viele Leser zu wünschen, die ihn auf seiner abenteuerlichen Reise aus der rheinländischen Provinz in die Neue Welt und dort in den Wilden Westen der Politik begleiten.
Carl Schurz: Lebenserinnerungen. Mit einem Essay von Uwe Timm. Herausgegeben von Daniel Göske. Wallstein Verlag, Göttingen 2015. 2 Bände. 1276 Seiten. 39 Euro.