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Buch der Woche: "Der Boxer"
Tiefer Einblick in die Warschauer Unterwelt der 30er-Jahre

Szczepan Twardochs neuer Roman "Der Boxer" spielt in der Warschauer Unterwelt der späten 1930er-Jahre - zwischen skrupellosen Schutzgeldeintreibern, brutalen Killern und käuflichen Journalisten. Im Mittelpunkt steht der jüdische Boxmeister Jakub Shapiro. Eine raffiniert konstruierte Mischung aus historischem Thriller und Gangsterroman.

Von Marta Kijowska |
    Buchcover: Szczepan Twardoch: „Der Boxer“
    Buchcover: Szczepan Twardoch: „Der Boxer“ (Buchcover: Rowohlt Verlag, Foto: Deutschlandradio/Andreas Buron)
    Warschau ist nicht seine Stadt, schon gar nicht das Warschau der späten Dreißigerjahre. Und doch gelingt es kaum einem polnischen Autor, es auf eine so überraschende, unkonventionelle Weise zum Schauplatz seiner Prosa zu machen wie Szczepan Twardoch. Als vor einigen Jahren sein Roman Morphin erschien, der im Herbst 1939 spielt, glaubte man anfangs, die Kulisse und die Realien nun wirklich gut zu kennen. Denn womit konnte ein polnisches Buch in diesem Fall sonst aufwarten, wenn nicht mit einem deprimierenden Straßenbild und einer traumatisierten Bevölkerung? Und gleichzeitig natürlich mit ihrem Patriotismus, ihrer Tapferkeit und ihrem natürlichen Talent zu Widerstand und Konspiration? Doch man hatte sich getäuscht. Morphin war ein herrlich provokanter Roman, mit dessen Protagonisten, dem drogensüchtigen Lebenskünstler Konstanty Willemann, sich vor allem junge Leser identifizieren konnten.
    Auch in seinem neuesten Roman, Der Boxer, tut der heute 38-Jährige alles, um das alte Warschau von einer neuen Seite zu zeigen. Diesmal spielt die Handlung im Jahr 1937 und setzt mit einer Szene ein, in der es sehr sportlich und sehr hitzig zugeht. In einem städtischen Kino finden die Box-Meisterschaften zwischen zwei Sportvereinen statt: dem polnischen Legia und dem jüdischen Makkabi. Als der letzte Kampf in der Schwergewichtklasse zu Ende geht, erreicht die Temperatur im Saal ihren absoluten Höhepunkt. Der Sieger ist zur allgemeinen Überraschung das Idol des jüdischen Publikums – Jakub Shapiro.
    "Das Publikum tost, springt von den Stühlen, im noch ziellosen Aufruhr der Menge, der ganz aus der Überraschung herrührt, aus der Erregung vom Kampf, der nicht einmal zwei Minuten gedauert hat; schon eine Sekunde später nimmt der Enthusiasmus eine Richtung, schon wissen alle, was passiert ist. Die jüdischen Zuschauer sind aus dem Häuschen vor Begeisterung, als hätten sie selbst gerade jeden Polen auf die Bretter geschickt, der sie jemals schief angesehen hat; das christliche Publikum buht, empört darüber, dass die Ordnung der Dinge durcheinandergeraten ist."
    Die rechte Hand des "Paten"
    Unter den Zuschauern sitzt der siebzehnjährige Mojsche Bernstein, der Erzähler des Romans. Auch er applaudiert begeistert dem jüdischen Kämpfer, zumal er seine Eintrittskarte von ihm bekommen hat und sich als sein persönlicher Gast betrachtet. An sich nichts Ungewöhnliches, könnte man meinen, wäre da nicht ein schockierendes Detail, das den Jungen sonst mit dem Boxer verbindet: Jakub Shapiro hat zwei Tage zuvor seinen Vater, Naum Bernstein, ermordet. Dennoch, oder besser: deswegen weicht Mojsche bald nicht mehr von seiner Seite. Shapiro wird für ihn eine Art Vaterersatz; der nimmt ihn bei sich auf, bringt ihm das Boxen bei – und auch alles andere, was er außerhalb des Boxrings so tut.
    Und das bedeutet, in fremde Wohnungen einzudringen und Schutzgeld einzutreiben, durch die Kneipen den Judenviertels zu ziehen oder in einem jüdischen Bordell herumzusitzen und die zu verprügeln, die mit den dortigen Mädchen brutal umgegangen sind. Denn Shapiro ist die rechte Hand von Jan Kaplica, genannt "der Pate", einem Polen, der früher mal ein Idealist und Mitglied der Sozialistischen Partei war, heute aber eine jüdische Gang anführt und als König der Warschauer Unterwelt gilt. Shapiro hat auch kein Problem damit, jemanden, der "dem Paten" nicht in den Kram passt, zu töten, zu vierteln und irgendwo verschwinden zu lassen – wie Naum Bernstein, der sein Schutzgeld nicht zahlen konnte. Doch die Warschauer Straße liebt ihn trotzdem. Und auch er selbst würde niemals dieses Leben aufgeben oder gegen sein früheres in der polnischen Armee tauschen wollen. Hier, in dieser Welt, in der sich alles um Geld, Alkohol, Nutten, Kokain, schnelle Waffen, luxuriöse Autos und gutes Essen dreht, fühlt er sich zu Hause. Hier kann ihm keiner was anhaben.
    "Seine gelassene Selbstsicherheit ruhte auf sicheren Fundamenten: einer dicken, mit Gummiband zusammengehaltenen Rolle von fünftausend Zloty in der einen Innentasche seiner Jacke und einer zweiten von fünfhundert Dollar in der anderen. In der rechten Manteltasche ruhte die Pistole; in der linken Hosentasche hatte er zweihundert Zloty in kleinen Scheinen, in der rechten einen Schlagring, in den Muskeln die Kraft, ihn auch zu benutzen, und im Herzen die Bereitschaft zur Gewalt. Das machte ihn aus, das war die Basis seiner Macht und seiner Bedeutung: Kraft, Geld und Mut, die Bereitschaft, jederzeit das Recht zu brechen und, falls nötig, ins Gefängnis zu gehen."
    Die schwierige Identitätsfrage
    Die Liebe der Straße zu Jakub Shapiro hat allerdings ihre Grenzen, und zwar im wörtlichen, topographischen Sinne des Wortes. Die Juden lieben ihn genau dafür, was er ist: ein Mafioso, der eigene Regeln aufstellt, ein brutaler Killer mit Herz für Arme und Schwache. Dazu ein Antifaschist und ein Sympathisant des Zionismus. Doch die Polen lieben ihn selten, ja viele hassen ihn allein dafür, dass er Jude ist – jemand also, der, wie einer es formuliert, kein Recht hat, "so stark zu sein, so gut auszusehen, so gut gekleidet und luxuriös motorisiert zu sein". Dieses Privileg wollen sie allein genießen.
    Szczepan Twardoch setzt sich mit dem Thema Identität immer wieder auseinander, zumal es auch ihn persönlich betrifft. Er begreift sich als Schlesier, auch wenn er gleichzeitig behauptet, es sei eine sehr fließende Identität, die erst beginne, sich neu zu definieren. Allerdings bedeutet der Begriff "Identität" für ihn nicht nur die nationale oder ethnische Zugehörigkeit. Er bedeutet auch eine Art Gefasstheit, Souveränität. Nicht zufällig war Konstanty Willemann, sein Protagonist in Morphin, ein in jeder Hinsicht schwankender Mensch: ein gescheiterter Künstler deutsch-polnischer Herkunft, ein untreuer Ehemann, ein schlechter Vater, ein falscher Freund.
    Ein Mann, den die eigene Persönlichkeitsschwäche das Leben kostete. Nicht viel anders verhält es sich mit Jakub Shapiro. Nach außen ist er ein Gangster und Mörder, in Wirklichkeit ein sehr unsicherer Mensch, hin und her gerissen zwischen dem Jüdischen und dem Polnischen, zwischen der Liebe zu seiner Familie und der Loyalität für seinen Gangsterboss. In ärmsten Verhältnissen aufgewachsen, doch süchtig nach Reichtum und Macht, was ihm schließlich auch zum Verhängnis wird. Bis es so weit ist, tut er das, was er am besten kann:
    "Gewalt säen und Gewalt ernten, wie beim Boxen. Du steckst einen Schlag ein, gibst zurück, isst und wirst gefressen, du stammst von Gott und kehrst zu Gott zurück, du kommst aus der Erde und wirst zu Erde, wenn dich die Mikroben fressen, das ist Gewalt, und wenn du eine Spinne zerdrückst, ist das Gewalt, alles ist Gewalt."
    Jakub Shapiro ist eine erfundene Figur, doch er gehört einer Welt an, die es wirklich gab, und nimmt an einem Geschehen teil, dessen Hauptakteure oft ihre Entsprechung im realen Leben hatten. Das gilt für den "Paten" Kaplica ebenso wie für einige Männer aus seiner Bande. Ähnlich ist es mit der politischen Ebene der Handlung – auch hier vermischt sich Authentisches mit Erfundenem. Eine rechte Gruppierung unternimmt einen Putschversuch, den es in Wirklichkeit niemals gab. Doch die Ziele, die sie und die gesamte faschistoide Rechte verfolgt, gab es durchaus, und den Mann, der sie einem von Kaplicas Leuten erklärt, erst recht: Es ist Boleslaw Piasecki, der damals an der Spitze der rechtsradikalen Bewegung der "Falangisten" stand und dabei immer selbstbewusster auftrat.
    "Meine Organisation steht vor wichtigen Aufgaben. Vielleicht den wichtigsten in der Geschichte unseres Volkes", ereiferte er sich. "Polen wird groß sein, oder es wird gar nicht sein. Niemand anders wird ihm diese Größe geben als wir, ich, meine Organisation. Unser Imperium wird erstehen, auch wenn wir unser Blut dafür vergießen müssen, verstehen Sie? Nein, verstehen Sie nicht, denn ihr denkt anders."
    Mythen und Tabus
    Es sind einige literarische Tabus und historische Mythen, mit denen Twardoch bricht. Es fängt schon mit der Tatsache an, dass er sich als nichtjüdischer Autor an die Beschreibung dessen heranwagt, was bis jetzt jüdischen Autoren wie Isaak Singer oder Jozef Hen überlassen wurde – der Eigenart des Warschauer Judenviertels, aus dem sie selbst stammten und dessen Bevölkerung gar nicht den Ehrgeiz hatte, es zu verlassen. Die polnischen Schriftsteller beschrieben zwar gern die Fremdartigkeit dieses Viertels, zu den Protagonisten ihrer Bücher machten sie aber am liebsten die assimilierten Juden. Zum zweiten sind es all die Charaktereigenschaften, die Jakub Shapiro im Übermaß verkörpert, die aber bisher polnischen Protagonisten vorbehalten waren: Schönheit, Mut, Stärke, Stolz, Arroganz. Twardoch geht gar so weit, dass er sie nicht nur Shapiro, sondern auch allen Frauen in seiner Umgebung verleiht: der Bordellbesitzerin Ryfka, seiner Frau Emilia oder Mojsches Freundin Magda.
    "Sie waren sich so ähnlich, Magda und Emilia, neue Jüdinnen, neue Frauen, Jüdinnen, wie die Welt sie nie zuvor gekannt hatte, sportlich, selbstsicher, stark, solche Jüdinnen haben danach unseren Staat aufgebaut, haben mit stumpfem Werkzeug die unfruchtbare, trockene Erde in unseren Kibbuzim und Moschawas aufgegraben. Die Erde brachte Frucht, und ihre Lenden gebaren wahre Israeliten, gewachsen aus dem Land Israel, Tzabarim. Sie schoren ihre Köpfe nicht, sie glaubten nicht an Hexerei, sie lebten."
    Die Ähnlichkeit der jüdischen Frauen ist übrigens eine der Schwächen des Romans, zumal es noch eine vierte, polnische Protagonistin gibt, die diese neue weibliche Stärke in einer sehr überspitzten Form verkörpert.
    Und schließlich der dritte Mythos, den Twardoch in Frage stellt: Das Warschau der Zwischenkriegszeit ist bis heute in der Vorstellung vieler "das Paris des Nordens" geblieben – eine schöne, freundliche, elegante Stadt, deren harmonisches Bild sich auch im Leben ihrer Bewohner spiegelte. In diesem Roman hingegen gibt es keine Harmonie, sondern eine starke Asymmetrie zweier sich fremd gebliebener Welten, der polnischen und der jüdischen, die höchstens eines verbindet: die Aussicht, bald gemeinsam in Dunkelheit und Chaos abzustürzen. Denn über beiden Teilen Warschaus zieht ein Unheil heran, verkörpert durch ein seltsames, graues Wesen.
    "Draußen, über der Nalewki-Straße, schwebte ein grauer Pottwal. Sein flammendes Auge ruhte auf mir, der große Schädel streifte die Schornsteine. Litani, ich bin Litani. Asche deines Haars, Schulamit – sang er und entblößte den zahnbewerten Kiefer, um dann zu verschwinden, abzutauchen zwischen den Mietshäusern."
    Der wahre Erzähler
    Wer ihn bemerkt, der verspürt eine starke Unruhe, denn er weiß, dass die Pottwale ihre Beute nicht beißen, sondern sie einsaugen und ganz verschlingen. Es ist bereit das zweite Mal, dass Twardoch in einem Roman eine metaphysische Kraft einführt und sie zu einer zusätzlichen Erzählinstanz macht – eine Manier, die zuweilen etwas irritiert. In Morphin war es eine geheimnisvolle "Schicksalsgöttin", die den Protagonisten ständig begleitete und auch seine Vergangenheit und seine Zukunft kannte. Nun ist es der über Warschau schwebende Pottwal.
    Und wer ist der wahre Erzähler dieses Romans? Ist es wirklich der junge Mojsche Bernstein bzw. seine spätere Ausgabe, der emeritierte General Mosche Inbar, der in seiner Tel Aviver Wohnung sitzt und seine Erinnerungen aufschreibt? Oder ist es womöglich Jakub Shapiro selbst? In den Schlusskapiteln des Buches beginnt jene Art Narration, die Szczepan Twardoch meisterhaft beherrscht: Sie hat etwas von einer kubistischen Figur, in der alle Versionen der Ereignisse gleichzeitig sichtbar werden. In diesem Fall ist es die Geschichte von Jakub Shapiro, der Mojsze in Wirklichkeit niemals zu sich genommen hat.
    "Ich wollte ihn zu mir nehmen, damals wollte ich diesen armen, jüdischen Jungen retten, den ich zweimal im Leben gesehen hatte. Einmal, als ich seinen Vater geholt habe, und das zweite Mal, als ich mit Emilia ins Theater ging und ihn dort mit Magda Aszer sah."
    Und es ist die von derselben Stimme erzählte Geschichte von Mojsze, der seit dem Tod seines Vaters auf der Straße lebt. Und der dessen Mörder nicht vergessen kann. Einmal will er Shapiro sein Taschenmesser in den Rücken stoßen, doch er rutscht dabei aus und trifft nur eine Gesäßbacke. Seine Rache gelingt ihm genauso wenig wie all das, was er sich für sein späteres Leben erträumt.
    "Ich bin nicht nach Palästina ausgewandert. Habe weder in der Palma noch in der Hagana gedient, auch nicht den Namen Inbar angenommen, keine Kinder mit Magda Aszer gehabt, bin nicht General geworden, nichts ist passiert oder besser gesagt, alles, nur nicht mir, sondern einem anderen. Ein anderer hatte Söhne, war General, hat gedient, hat Medaillen und Wunden abbekommen, ich nichts, nichts, ich gar nicht."
    Die nahende Katastrophe
    Bis Mojsche sein Scheitern offenbart, weiß man auch längst, welche realen Formen die sich anbahnende allgemeine Katastrophe annehmen wird. Die Haupthandlung ist, wie gesagt, in den späten Dreißigern angesiedelt, und die Putschpläne der extremen Rechten, begleitet von Demonstrationen, Straßenkämpfen und Schlägereien an der Universität, wo gerade ein Bankghetto eingeführt wurde, bringen auch den Alltag von Kaplica und seinen Gangstern durcheinander. Ihm selbst wird ein politischer Mord angehängt, wonach er in das berüchtigte Lager Bereza Kartuska kommt, wo er nach allen Regeln der KZ-Kunst zu Tode gequält wird.
    Mit der Ermordung Kaplicas bricht alles endgültig zusammen. Ein gnadenloser Unterweltkrieg bricht aus, in dem ein Tod den nächsten nach sich zieht, sodass auch Jakub Shapiro nicht viel ausrichten kann. Unter den Opfern befindet sich sein jüngerer Bruder Moryc – ein Zionist und Student der Warschauer Universität, der nur ein Ziel hatte: nach Palästina auszuwandern. Für einen Augenblick wird auch Jakub schwach und will es, zusammen mit seiner Familie, ebenfalls tun. Doch ein Blick aus dem Fenster des startenden Flugzeugs genügt, damit er sich bewusst wird, wo sein Platz ist: dort unten, im jüdischen Warschau.
    "Ich gucke. Ich sehe die Striche der Straßen. Ich weiß nicht, welche welche ist, aber ich wie, dass sie dort sind, ich kenne jeden, der über ihr Pflaster geht. Und ganz bestimmt kennt jeder dort mich, auf den Straßen dort bin ich Jakub Shapiro, die Polizisten grüßen mich, die Mädchen lächeln mir zu, fromme Juden wenden empört den Blick ab, Faschisten und Markthändler fürchten mich, ich bin Jakub Shapiro."
    Und so kehrt Jakub Shapiro in sein Warschau zurück, um für eine Weile selbst dessen König zu werden. Wie seine Regentschaft enden wird, kann man aufgrund der Zeit der Handlung erahnen: Zwei Jahre später werden die Nazis in Warschau einmarschieren, kurz danach ein Ghetto einrichten und die gesamte Welt der Warschauer Juden ein für alle Male verschwinden lassen.
    Szczepan Twardochs Boxer ist vieles gleichzeitig: ein Krimi, ein Gangsterroman, ein historischer Roman. Oder besser: eine Romanphantasie, durchsetzt mit vielen authentischen historischen Details, zu denen sogar etliche Einlagen im Warschauer Vorkriegsjiddisch gehören. Es ist auch ein politisches Statement, das im heutigen, von der rechtskonservativen PiS-Partei regierten Polen eine besondere Aktualität bekommt: gegen den Antisemitismus, gegen die Propagierung eines ethnisch homogegen Staates, gegen den Versuch, die Geschichte zu beschönigen oder zu korrigieren.
    Und es ist natürlich ein großes Lesevergnügen. Gewiss, manche werden sich an den häufigen Exzessen der Gewalt oder den vielen Vulgarismen stören. Andere werden bei manchen Figuren psychologische Tiefe vermissen. Noch andere – den respektlosen Umgang mit der schwierigen polnisch-jüdischen Thematik als zu sehr auf Provokation, auf Skandal, auf Erfolg kalkuliert empfinden. All das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man sich der besonderen Aura dieses raffiniert konstruierten und sprachlich virtuosen Buches kaum entziehen kann.
    Szczepan Twardoch: Der Boxer
    Roman. Rowohlt Berlin 2018. 463 Seiten, 22,95 Euro