Immer noch erinnere ich mich genau an den 11. September 2001. Es war ein Dienstag. Ich schaltete am frühen Nachmittag den Fernseher an, um die Nachrichten zu sehen. Da zeigte schon das erste Bild in weiter Entfernung das World Trade Center in New York. Aus einem der beiden Zwillingstürme stiegen dicke Rauchwolken in den blauen Morgenhimmel auf. Niemand schien zu wissen, wie es zu dem Brand gekommen war, als sich plötzlich ein immer größer werdender Punkt den Türmen näherte, offensichtlich ein Flugzeug, das sich schließlich mit unverminderter Geschwindigkeit in den zweiten Turm bohrte und eine riesige Explosion erzeugte. Dieser Moment war ein Schock. Dann sah man etwas später, wie sich aus den qualmenden Türmen in großer Höhe aus den Fenstern Menschen fallen ließen und wie winzige zappelnde Puppen an der Fassade entlang in die Tiefe stürzten, bevor die Türme in sich kollabierten und in einer ungeheuren Staubwolke verschwanden.
Der amerikanische Schriftsteller und Dramatiker Thornton Wilder, wohl am bekanntesten geworden durch sein Stück "Unsere kleine Stadt", hat in seinem 1927 erschienen Roman "Die Brücke von San Luis Rey" eine nicht ganz unähnliche Situation beschrieben, auch wenn er das fiktive Geschehen an den Anfang des 18. Jahrhunderts zurückverlegt in das vom Königreich Spanien besetzte Peru.
"Am Freitag, dem 20. Juli 1714, um die Mittagszeit, riss die schönste Brücke in ganz Peru und ließ fünf Reisende in den Abgrund stürzen. Die Brücke lag an der Straße zwischen Lima und Cuzco und wurde jeden Tag von Hunderten von Menschen überquert. (..). [Sie] schien ein Werk für die Ewigkeit zu sein, und dass sie reißen könnte, war undenkbar. (...) Es war sehr heiß an jenem Mittag, dem verhängnisvollen Mittag, und Bruder Juniper, der gerade um einen Felsvorsprung kam und stehen blieb, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, betrachtete das ferne Panorama der schneebedeckten Wipfel und dann die unter ihm liegende Schlucht ... (...) Dann fiel sein Blick auf die Brücke, und in dem Moment erklang ein scharfer Ton, als risse in einem leeren Zimmer die Saite eines Musikinstruments, und er sah, wie die Brücke entzweiging und fünf wild um sich schlagende Ameisen in das Tal schleuderte."
Beantwortung einer der zentralen Fragen menschlicher Existenz
Wie den Ereignissen des 11. September eine Unzahl von Untersuchungen und Ermittlungen folgten, um das Unfassbare zu rekonstruieren und zu verstehen, so hat Wilder in seinem Roman den Einsturz der Brücke als Anlass für die Beantwortung einer der zentralen Fragen menschlicher Existenz genommen: Ist unser Leben und Tod vom Schicksal bestimmt oder vom Zufall, gibt es eine nachträglich erklärbare Vorbestimmtheit oder leben und enden wir in völliger Beliebigkeit? Anders gefragt: Gibt es einen Gott, der über unseren Lebensweg entscheidet, oder vollzieht sich der Verlauf unsers Daseins unabhängig von einem übergeordneten Willen.
Wenn es einen Plan im Universum gibt, sagt sich der Unglückszeuge Bruder Juniper, wenn das menschliche Dasein vorherbestimmten Mustern folgt,
Wenn es einen Plan im Universum gibt, sagt sich der Unglückszeuge Bruder Juniper, wenn das menschliche Dasein vorherbestimmten Mustern folgt,
"(...) so mussten diese doch, verborgen angelegt, in den so jäh abgeschnittenen Lebensläufen zu finden sein. Entweder wir leben durch Zufall und sterben durch Zufall, oder wir leben nach Plan und sterben nach Plan. Und im selben Augenblick fasste Bruder Juniper den Entschluss, die Geheimnisse jener fünf Menschen zu ergründen, die vor ihm in die Tiefe gestürzt waren (...)."
Am Ende seiner jahrelangen Nachforschungen, die er in einem Buch zusammenfasst, muss sich Bruder Juniper eingestehen, dass ihm der Nachweis einer übernatürlichen Ordnung misslungen ist. Die fünf Lebensläufe der Verunglückten stellen, auch wenn sie sich bisweilen treffen und überschneiden, jeweils ein unabhängiges Ganzes und Einmaliges dar, das eben nur zufällig im selben Moment aufgehört hat zu existieren. Sein Bemühen, der "Theologie ihren Platz unter den exakten Wissenschaften" zuweisen zu können, ist gescheitert. Es bleibt ein "Widerspruch zwischen Glaube und Fakten". Die Suche nach einem allmächtigen Gott scheint vergeblich gewesen zu sein.
Diese Erkenntnis wird Bruder Juniper zum Verhängnis. Die Kirchenväter und Repräsentanten des spanischen Herrschers in Peru finden in Junipers Schriften nichts als den Zweifel an der Allgewalt der katholischen Kirche und des von Gott gegebenen Königreiches. So untersteht er der Inquisition und wird als Ketzer samt seinen Untersuchungen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Nur ein Exemplar seiner Schriften bleibt erhalten und fällt einem neuzeitlichen Erzähler in die Hände, der uns nun an Stelle des Franziskaners dessen wissenschaftlich-theologische Interessen sowie die Lebensläufe der fünf Verunglückten wie in einem Bilderbogen vor Augen führt.
Ein fast archaisch wirkendes Kunstwerk
Wilder, 1897 geboren und bei Erscheinen des Romans gerade erst dreißig Jahre alt, sei, so hieß es schon in den ersten Rezensionen, nicht nur ein Kunststück, sondern ein fast archaisch wirkendes Kunstwerk gelungen, eine Ausnahmeerscheinung in der amerikanischen Literatur jener Zeit. Immer wieder wird nicht nur von der "Anmut" der Prosa gesprochen, sondern auch von einer in sich perfekten Erzählung. Schon bald wird der Roman ein Bestseller, im zweiten Jahr seines Erscheinens klettert die Auflage auf 300.000 Exemplare. Dabei muss man sich vergegenwärtigen, dass das Werk im Vergleich mit anderen erfolgreichen zeitgenössischen Publikationen völlig aus der Rolle fällt. Denn es hat, am Vorabend der Großen Depression, so gar nichts mit der aktuellen Wirklichkeit der USA zu tun, fast könnte man sagen, es verweigert sich geradezu dem damaligen literarischen Trend der sich gerade erst etablierenden amerikanischen Moderne. F. Scotts Fitzgeralds Bloßstellung eines morbiden Snobismus der Upper Class, William Faulkners Behandlung der Bürgerkriegsproblematik in den Südstaaten, das düstere Erlebnis der labyrinthischen Großstadt in den Arbeiten von John Dos Passos, oder Ernest Hemingways gradlinige Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg - von all dem scheint Wilder, der damals zurückgezogen als Französischlehrer in New Jersey lebte, in keiner Weise tangiert. Statt auf politische und gesellschaftliche Verhältnisse seiner Zeit zu reagieren, versetzt er uns in ein pittoreskes Szenarium des kolonialen Peru. Beispielhaft dafür sind insbesondere zwei seiner Figuren, die der Schauspielerin Perichole und der reichen und introvertierten Marquesa de Montemayor.
"Sie war die Tochter eines Tuchhändlers, der sich nur einen Steinwurf weit von der Plaza das Geld der Bewohner von Lima genommen und ihren Hass erworben hatte. Ihre Kindheit war unglücklich: Sie war hässlich; sie stotterte; ihre Mutter setzte ihr, um ein wenig gesellschaftliche Geläufigkeit in ihr zu wecken, mit sarkastischen Wendungen zu und zwang sie, in einem wahren Harnisch aus Schmuck durch die Stadt zu gehen. (...) Mit sechsundzwanzig Jahren schließlich sah sie sich in die Ehe mit einem blasierten, bankrotten Adligen gezwängt, und in der Kathedrale von Lima summte es förmlich vom Getuschel der Hochzeitsgäste. Sie lebte weiterhin allein und dachte allein, und als sie eine wunderschöne Tochter zur Welt brachte, überschüttete sie das Kind mit einer abgöttischen Liebe."
Die Liebe in ihren verschiedenen Daseinsweisen, ihr Scheitern, ihre Unerfüllbarkeit ist das durchgängige Motiv in diesem Roman.
Die Marquesa de Montemayor, gewiss eine der schillerndsten Figuren der fünf zu Tode Gekommenen, besteht aus einer Vielzahl von Widersprüchlichkeiten: Sie ist wohlhabend und hässlich, im Reden behindert, aber als Briefschreiberin hochverehrt, verschwenderisch und umtriebig und zugleich depressiv und mit der von ihr vergötterten Tochter zutiefst zerstritten. Doch bei aller Unstetigkeit ihres Charakters durchzieht das Leben dieser von ihren Launen geknebelten Person eine einzige Konstante, nämlich die ihrer völlig einseitigen, unerwiderten Liebe zu ihrem Kind, eine Liebessucht, die ihr eigenes Dasein zerfrisst.
Die Marquesa de Montemayor, gewiss eine der schillerndsten Figuren der fünf zu Tode Gekommenen, besteht aus einer Vielzahl von Widersprüchlichkeiten: Sie ist wohlhabend und hässlich, im Reden behindert, aber als Briefschreiberin hochverehrt, verschwenderisch und umtriebig und zugleich depressiv und mit der von ihr vergötterten Tochter zutiefst zerstritten. Doch bei aller Unstetigkeit ihres Charakters durchzieht das Leben dieser von ihren Launen geknebelten Person eine einzige Konstante, nämlich die ihrer völlig einseitigen, unerwiderten Liebe zu ihrem Kind, eine Liebessucht, die ihr eigenes Dasein zerfrisst.
Liebe einer nur sich selbst befriedigenden Leidenschaft
Nach einer ganz anderen Art von Liebe strebt die in Lima zur Berühmtheit gewordenen Schauspielerin Camila Perichole, eine Figur, die Wilder der französischen Theaterliteratur des 19. Jahrhunderts entlehnt hat. Umworben von schönen Jünglingen, als Mätresse des spanischen Vizekönigs Don Andrés de Ribera verwöhnt und verhätschelt, gefeiert vom städtischen Publikum und behütet von ihrem Entdecker und Mentor Onkel Pio, kennt sie nur eine Form von Liebe: die einer nur sich selbst befriedigenden Leidenschaft. "Solche Liebe", kommentiert der Erzähler, "auch wenn sie Visionen und große Dichtungen hervorbringen mag, bleibt doch immer nur Ausdruck von Selbstsucht in ihrer schlimmsten Form."
Onkel Pio wiederum, den die Marquesa zum einen "entzückend" nennt, zum anderen aber auch als "mottenzerfressen von Krankheit und schlechter Gesellschaft", ist der Erzieher der Perichole. Er bringt ihr Lesen und Schreiben bei, lehrt sie die Kunst der Schauspielerei und lässt sich von ihr zugleich wie eine "Dienstmagd" behandeln. Unentwegt schwirrt er um die Schöne herum und erduldet ihren Hochmut ebenso sehr, wie er es nicht lassen kann, ihre Anmut zu bewundern. Gegenüber ihren Liebhabern empfindet er keinerlei Eifersucht, da sie in Wahrheit "keine Gabe für die Liebe hatten (oder besser für das Leiden an der Liebe)". Für ihn ist solche Art der Liebe nichts als "eine grausam edle Krankheit". Er selbst aber fühlt sich der Schauspielerin lediglich "verbunden", denn Onkel Pios Liebe gilt etwas ganz anderem. Durch die Begegnung mit der Perichole ...
... stolperte er in ein Abenteuer, das wie ein seltsames Geschenk vom Himmel fiel und das die drei großen Ziele seines Lebens miteinander verknüpfte: seine Leidenschaft, das Leben anderer zu überwachen, seiner Verehrung schöner Frauen und seine Bewunderung für den Reichtum der spanischen Literatur.
Onkel Pio, der allem materiellen Besitz entsagt hat, liebt nicht das Gefühl, sondern den Gefühlsüberschwang. Er begeistert sich für die Kunst, die Perfektion einer Scheinwelt, die "Momente absoluter Vollkommenheit" auf dem Theater, wie er sie etwa in der Literatur Calderons findet. Seine Leidenschaft, "das Leben anderer zu überwachen", hört auch dann nicht auf, als die Perichole, das einstige Schönheitsideal, an Pocken erkrankt und sich, von Narben verunstaltet, in die Berge zurückzieht. Da will er wenigstens ihren kleinen Sohn vor der in Selbsthass umgeschlagenen Eigenliebe der Mutter retten und ihn fern von ihr in der Stadt aufwachsen lassen. Doch auf dem Weg dorthin stürzt er mit dem Kind in die Tiefe.
Dasselbe Schicksal teilen auch die junge Pepita, die der Marquesa als Gesellschafterin dient, und Esteban, einer von zwei Zwillingsbrüdern. Alle drei sind als Waisenkinder im Kloster unter der Obhut der Vorsteherin Madre María aufgewachsen. Die Äbtissin verwirklicht ihre Liebe allein im Gedanken christlicher Güte den Armen und Leidenden gegenüber. Pepita, zu keinerlei Leidenschaft fähig, hat sie zu "fast krankhaftem Gehorsam" erzogen. Die beiden wortkargen, voneinander kaum zu unterscheidenden Brüder Esteban und Manuel können sich als Spiegelungen ihres Selbst auf niemanden als auf sich beziehen. Daher versucht Esteban, als Manuel plötzlich an einer Blutvergiftung stirbt, sich das Leben zu nehmen, wird aber im letzten Moment gerettet, um dann wenig später auf dem Weg nach Lima die verhängnisvolle Brücke zu betreten.
Hier schließt sich der Kreis der Lebensgeschichten im Buch des Bruder Juniper, ein Buch mit Biografien von Individuen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Juniper hat keine andere Wahl, als festzustellen, dass allen fünf nicht nur ein christlicher Begriff von Liebe fehlt, sondern auch all ihre Leidenschaften nie die Tiefe einer Empfindung erreichen, die für eine allesübergreifende selbstlose liebe ausreichend wäre. Allein der gemeinsame Nenner einer vorurteilslosen gegenseitigen Zuneigung könnte rechtfertigen, dass ihr Tod Gottes Wille war. Doch wenn eine solche Erklärung nicht möglich ist, wenn es keinen alleslenkenden Gott zu geben scheint, wofür steht die Brücke dann, wofür der plötzliche Tod?
Überraschende Erklärung am Ende
Thornton Wilder gibt am Ende des Romans eine überraschende Erklärung, die wie ein Orakel klingt. Er lässt noch einmal die Äbtissin auftreten, in der, wie er meint, wenigstens "eine Zeitlang in Peru eine selbstlose Liebe erblüht und verblasst war". Wir gehen mit ihr durch die Abteilungen des Klosters zu den Blinden und Kranken, an die sie zur Nacht noch ein paar beruhigende Worte richten will. "Doch während sie sprach", heißt es, "bewegten sie insgeheim andere Gedanken." Sie räsoniert, wie schnell die Schicksale der fünf durch den Sturz von der Brücke vergessen sein werden. Und beendet ihre Überlegungen mit den biblisch klingenden Worten:
"Aber bald sterben auch wir, und jede Erinnerung an diese fünf wird von der Erde verschwunden sein, und wir selbst werden noch eine Weile geliebt und vergessen werden. Aber die Liebe ist genug; denn die Liebe fließt zurück in die Kraft, aus der wir geschaffen wurden. Selbst die Erinnerung ist nicht notwendig für die Liebe. Es gibt ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe, sie allein überlebt, sie allein gibt einen Sinn."
Solch reine Liebe, gewissermaßen eine 'Liebe an sich', überbrückt alle Vergangenheit, alle schlechten wie guten Taten und menschlichen Irrtümer. Mit einem derart asexuellen und ahistorischen Liebesbegriff hat der calvinistisch erzogene Wilder, der sein Leben lang unverheiratet blieb und über lange Zeit bei seiner Mutter wohnte, ein allzu menschliches Wort in eine Sphäre gerückt, in deren Zeitlosigkeit sich alle Fragen nach Verantwortung und Schuld verflüchtigen. Nicht von ungefähr hat der frühere Premierminister von England Tony Blair auf einer Feier anlässlich der britischen Opfer der Terroranschläge am 11. September 2001 seine Trauerrede mit eben diesen letzten Sätzen aus Wilders Roman beendet, wie um das Schreckliche der Terroranschläge in einem alles übergreifenden Trostgedanken aufzuheben. Sogar nachträglich scheinen darin auch alle kriegerischen Handlungen mit ihren zigtausenden Toten der auf den 11. September 2001 folgenden Jahre vergessen.
Thornton Wilder erhielt 1928 für seinen Roman den Pulitzerpreis, die angesehenste Auszeichnung für Literatur in den USA. Verliehen wird sie alljährlich für ein Werk, das, wie es heißt, auf besondere Weise "den höchsten Standard amerikanischer Lebensart und Tapferkeit" repräsentiert. Das klingt ein wenig befremdend, denn von "amerikanischer Lebensart" ist in dem Roman konkret nichts zu finden. Mag sein, dass die Zeitlosigkeit seiner Botschaft dem geheimen Wunsch entsprach, in ihr alle aktuellen und sich anbahnenden gesellschaftlichen Konflikte und Probleme aufgehoben zu sehen. Gleichwohl trug zur Entscheidung der Jury gewiss auch bei, dass Wilder seine Botschaft mit einer bis dahin stilistisch und kompositorisch kaum dagewesenen Eleganz in einem wie ätherisch wirkenden Kunstwerk verdichtete.
Bislang drei Verfilmungen
"Die Brücke von San Luis Rey" wurde bislang drei Mal verfilmt, zuletzt 2010 in einem sich eng an den Roman haltenden opulenten Kostümfilm mit Hollywoodstars wie Kathy Bates und Robert de Niro. Auf deutsch erschien das Buch bereits 1928 und liegt bis heute in einer ganzen Reihe von Taschenbuchausgaben vor, allerdings nur in einer einzigen Übersetzung, die der Österreicher Herbert E. Herlitschka besorgte. Der damaligen Zeit entsprechend ist sie in ihrem Stil von vielen Schnörkeln und sprachlichen Wendungen durchzogen, die uns heute altertümlich und schwerfällig erscheinen. So kann man die flüssige, unserem Empfinden und der komprimierten Sprache Wilders angeglichene Neuübersetzung durch Brigitte Jakobeit, die der Arche Verlag anlässlich seines 70jährigen Bestehens veranlasste, nur begrüßen. Das übliche interpretierende Nachwort ist angenehmerweise durch eine kurze Erzählung des Schriftstellers Patrick Roth ersetzt. Roth greift darin den Trostgedanken einer alles Schicksal übergreifenden Liebe auf, doch notgedrungen muss der Text eher wie eine Sammlung von Anekdoten wirken gegenüber dem kompakten Kosmos, den Wilder erschaffen hat. Man kann nur hoffen und wünschen, dass die gelungene Neuausgabe dieses in den letzten Jahrzehnten ein wenig in Vergessenheit geratenen Meisterwerks der amerikanischen Literatur dem Roman zu vielen Lesern verhilft.
Thornton Wilder: "Die Brücke von San Luis Rey". Roman. Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit. Mit einem Nachwort von Patrick Roth. Arche Verlag, Hamburg 2014, 175 S., ISBN-13: 978-3716027219, 16,99 Euro