Er ist laut, er ist schrill, wettert gegen die gesellschaftlichen Konventionen und ist eher Männersache - soweit die Klischees über den Punk. Was viele nicht wissen: Die Szene war seit ihrem Aufstieg Mitte der 70er-Jahre ziemlich queer. Zwischen der schwul-lesbischen Community und den Punks gab es viele Überschneidungen. Diese gemeinsame Geschichte beschreibt Musikforscher Philipp Meinert in seinem Buch "Homopunk History".
In der Szene akzeptiert
"New York ist ein Schmelztiegel gewesen für das, was man später Punk nannte und damals noch ein bißchen offener war", sagte Meinert in Deutschlandfunk. Neben The-Velvet-Underground-Musiker Lou Reed hätten auch heterosexuelle Künstler wie etwa die New York Dolls dieses Image gepflegt - mit Schminke, toupierten Haaren und Frauenblusen. In London gingen Billy Idol, Siouxsie Sioux und Mitglieder von The Clash in Schwulen-, Lesben- und Transbars. "Der Grund war, das sie in den Läden nicht - anders als in einem durchschnittlichen Pub - einen auf die Fresse gekriegt haben."
Wir haben noch länger mit Philipp Meinert gesprochen -
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Vom deutlich aggressiveren und zum Teil gewalttätigen Hardcore-Punk wurden viele schwule und lesbische Fans verschreckt, wie Meinert erzählte. Erst mit der schwul-lesbischen Gegenbewegung - dem Queercore, der von US-Musikerin G. B. Jones und dem Filmemacher Bruce LaBruce initiiert wurde - war die Verbindung zwischen Punks und Queers wieder präsenter. "Heute sind Homophobie und Transphobie in der Punkszene nicht mehr okay."
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