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Buch von Maik Brüggemeyer
Ein Wegweiser durch die Popmusik

Zurzeit boomen Sachbücher über Popmusik und Popkultur. Nun fügt Journalist Maik Brüggemeyer dem Puzzle ein weiteres Stück hinzu. „Pop hat immer noch eine unheimliche Kraft“, sagte der „Rolling Stone“-Redakteur im Dlf. Doch die digitale Omnipräsenz von Musik gefährde konstruktive Pop-Diskurse.

Maik Brüggemeyer im Corsogespräch mit Juliane Reil |
Der Autor und Musikjournalist Maik Brüggemeyer blickt lächelnd in die Kamera.
Der Autor und Musikjournalist Maik Brüggemeyer (Friederike Göckeler)
Was ist das beste Album aller Zeiten? Wer war für die Beatles wichtiger, Paul McCartney oder John Lennon? Und wann wurde Country eigentlich cool? Genau um diese Fragen geht es im Buch "Pop – Eine Gebrauchsanweisung". Autor Maik Brüggemeyer beobachtet, dass Streamingdienste und digitale Empfehlungsalgorithmen einen Pop-Diskurs zunehmend erschweren. "Ich dachte, da geht etwas verloren, was nicht verloren gehen sollte: nämlich das Reden über Popmusik, das Streiten über Popmusik. Da habe ich mir gedacht: Ich schreibe mal ein Buch, in dem so etwas vorkommt, in dem man dafür sich wappnen kann", so der Musikjournalist im Dlf.
Bloßes Nachgucken statt richtiges Nachleben
Durch das Internet habe jeder jederzeit Zugang zu Popmusik, auch zu Hintergrundinformationen. Daher könne man davon ausgehen, dass der Pop-Diskurs sich erweitert habe. Brüggemeyer ist dennoch skeptisch: "Natürlich kann man alles irgendwie nachgucken, und das führt dann dazu, dass man das eben nur nachguckt und weniger nachlebt."
Maik Brüggemeyer ist es allerdings wichtig zu betonen, kein kulturpessimistisches Buch geschrieben zu haben: "Es geht tatsächlich eher darum, Anregungen zu geben. Ich sage nicht: Früher war alles besser", so der "Rolling Stone"-Redakteur. Pop habe noch immer eine unheimliche Kraft, sagte Brüggemeyer. Es fehle aber eine tiefergehende Beschäftigung mit Musik: "Es ist wichtig zu gucken: Woher kommt die Musik? Was macht die mit mir? In welchen Kontexten ist diese Musik entstanden?"
Demokratisierung der Vermittlung von Popmusik
Andererseits sei aber auch eine Demokratisierung der Vermittlung von Popmusik zu beobachten, analysierte Brüggemeyer. Das führe dazu, dass sich Künstlerinnen und Künstler ganz anders darstellen könnten und damit auch den "männlichen Blick der Musikindustrie" umgehen könnten. "Wenn man den Unterschied sich anguckt zwischen Britney Spears und Billie Eilish, hat man das Gefühl, das ist eine andere Art mit Weiblichkeit umzugehen, mit dem weiblichen Körper umzugehen, die eben nicht bestimmt ist von einem männlichen Blick, sondern von einer weiblichen Selbstbestimmung."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Maik Brüggemeyer: " Pop. Eine Gebrauchsanweisung - Der Rolling-Stone-Redakteur über alle großen Fragen der Popgeschichte"
Penguin Verlag München, 2019. 368 Seiten, 10 Euro.