Es werden Millionen von deutschen Nachkriegswohnzimmern sein, in denen nach dem Krieg in der Schrankwand Eiche rustikal die damals prestigeträchtigen Bücher von Simmel und Konsalik und Marielouise Fischer standen - aber eben auch von Grass und Lenz und Walser, von Hemingway, Sartre und Faulkner und später dann von Marquéz und Allende. Nur wer genau hinschaute, bemerkte, das etwas anders war: Die Schutzumschläge unterschieden sich von denen im Buchhandel: Gleicher Titel, gleicher Autor - aber andere Illustrationen.
"Buchclubausgabe" hießen diese ansonsten textidentischen Fassungen der Bestseller. Und der führende - und lange der Einzige - unter den deutschen Buchclubs hieß Bertelsmann – früher Bertelsmann Lesering. Was Amazon kann, konnte er schon längst: Man wurde Mitglied und konnte - mit Einverständnis der Verlage unter Umgehung der Buchpreisbindung - verbilligt kaufen, was alle lasen. Musste aber auch eine bestimmte Anzahl von Titel im Jahr kaufen: eine Art preiswertes Buchabonnement also. Dieses Geschäftsmodell ist nun offenbar an sein Ende gekommen. Heute fand beim Bertelsmann Buchclub in Rheda-Wiedenbrück eine Betriebsversammlung statt. Und das - Holger Ehling - ist selten ein gutes Zeichen: Eine lange Geschichte geht zu Ende.