"Das ist eine richtige Form von Diskriminierung, die unter keinen Umständen durchgeht. So was ist eine ökonomische Diktatur eines Monopolisten. Das ist einfach eine Schweinerei." Fred Breinersdorfer ist wütend angesichts der Verhandlungsmethoden von Amazon. Er ist einer der über 1.600 Autoren, die den offenen Brief an das Online-Versandhaus unterschrieben haben. Sie unterstützen damit den Vorstoß des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Als Vertreter der Verlage hat er sich bei der deutschen Kartellbehörde über das Vorgehen des Konzerns beschwert.
Dahinter steckt eine große Angst der gesamten Branche vor der Konkurrenz aus dem Internet, so der Vorsteher des Börsenvereins Heinrich Riethmüller: "Nicht nur die Verleger sondern auch die Buchhändler haben durchaus Angst vor Amazon, weil unserer Ansicht nach das erklärte Ziel von Amazon ist, die Wertschöpfungskette zwischen dem Autor und dem Leser, also Verlage, Buchhandlungen, Zwischenbuchhandlungen, aufzulösen und das Geschäft ganz alleine zu machen."
Dahinter steckt eine große Angst der gesamten Branche vor der Konkurrenz aus dem Internet, so der Vorsteher des Börsenvereins Heinrich Riethmüller: "Nicht nur die Verleger sondern auch die Buchhändler haben durchaus Angst vor Amazon, weil unserer Ansicht nach das erklärte Ziel von Amazon ist, die Wertschöpfungskette zwischen dem Autor und dem Leser, also Verlage, Buchhandlungen, Zwischenbuchhandlungen, aufzulösen und das Geschäft ganz alleine zu machen."
Monopolisierung des Buchmarktes
Soweit die Anklage, bei der man genau hinhören muss: Klassische Buchhandlungen und Verlage kämpfen gegen die Monopolisierung des Buchmarktes durch Amazon. Aber in dem Kampf geht es nicht um Gut oder Böse, sondern ums Geschäft. So sieht es die freie Roman-Autorin Ina Körner: "Da kann man nun sagen, das Buch ist ein ganz besonderes Kulturgut. Das ist es womöglich auch, aber zum Schluss, in der Wirtschaftsordnung, in der wir leben, ist es ein Produkt, das an den Leser gebracht werden soll und nichts anderes wollen Verlage. Da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Verlage sind nicht die großen Kulturgut-Schützer, als die sie sich gerade sehen und Amazon ist nicht der große böse Wolf, als der er dargestellt wird. Da ist eine ganze Menge Grau dazwischen und wie sich das entwickelt, bleibt abzuwarten."
Ina Körner hat unter dem Pseudonym Marah Woolf schon sechs Bücher ohne Verlag, direkt bei Amazon veröffentlicht. Und sie verkauft ihre Werke recht erfolgreich, obwohl sie zunächst keiner verlegen wollte. Mit solchen Möglichkeiten hat Amazon frischen Wind und innovative Ideen in den Buchmarkt gebracht. Neben den Autoren können auch die Leser profitieren: Zum einen von einer größeren Auswahl, und zum zweiten von der Möglichkeit, selbst eine Rezension zu veröffentlichen und so mit anderen Lesern in Dialog zu treten. Amazon stiftet also unübersehbaren Nutzen für den Buchmarkt, wird aber gleichzeitig als seelenloser Verkäufer der Buchkultur bekämpft.
Ökonomie schafft Kultur
Diesen Widerspruch erklärt der Buchwissenschaftler Prof. Dr. Ernst Fischer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zwar sieht Amazon das Buch tatsächlich als Ware und nicht als Kulturgut. "Aber aus wissenschaftlicher Distanz betrachtet kann man feststellen, dass es nicht immer einer Kulturgesinnung bedarf, um kulturelle Werte zu schaffen. Also so könnte es auch sein, dass Amazon aus seiner sehr straighten ökonomischen Einstellung heraus trotzdem für unsere Buchkultur wichtige Leistungen erbringt und aufs Ganze betrachtet vielleicht sogar wichtigere als die kleine Buchhandlung ums Eck oder der kleine idealistisch geführte Verlag."
Ist die Angst, die die Verlage vor Amazon hegen, also gerechtfertigt? Heinrich Riethmüller vom Börsenverein des deutschen Buchhandels deutet diesen Innovationsschub so: "Natürlich hat Amazon durch seine Aktivitäten den Buchhandel auch aufgemischt. Aber der Buchhandel hat gerade durch diese Konkurrenz von Amazon einen enormen Innovationsschub herbeigeführt und ist ja heutzutage auch in der Lage, das zu leisten, was Amazon kann."
Umsatzzahlen des Buchhandels steigen
Die Zahlen bestätigen, dass das auch bei den Kunden angekommen ist: Im vergangenen Jahr stiegen die Umsatzzahlen des stationären Buchhandels erstmal wieder leicht an. Und auch der Buchwissenschaftler Ernst Fischer sieht keine Anzeichen für den nahenden Tod der klassischen Buchhandlungen und Verlage: "Wie gesagt, es kann niemand ein Interesse daran haben, dass Amazon den Buchhandel nach und nach monopolisiert. Aber das sehe ich auch nicht. Es geht hier sicherlich nicht um ein Entweder-Oder, sondern um einen vernünftigen Mix aller Vertriebswege des Buches, um den Zugang zum Buch optimal zu gestalten."
Im letzten Akt dieser Verhandlungsschlacht werden Amazon und die betroffenen Verlagsgruppen vermutlich einen Kompromiss aushandeln. Und dazu werden sie sich auch wieder aus der Öffentlichkeit hinter verschlossene Türen zurückziehen.