Die gestern Abend eröffnete Frankfurter Buchmesse findet ausschließlich digital statt. Britta Jürgs, Gründerin des Berliner Aviva-Verlags und Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung bewertet die aktuelle Situation: "Die Buchmesse findet im Kopf trotzdem statt. Sie findet natürlich nicht so statt wie in den vergangenen Jahren. Es ist ein sehr seltsames Gefühl, jetzt in Berlin zu sitzen und nicht in Frankfurt am Stand zu stehen und sich auf das zu freuen, was in den kommenden Tagen passieren wird."
"All together now" heißt dennoch einer der Buchmessen-Slogans. Es wird keine realen Begegnungen geben, keine Partys, keine Gespräche an den Buchmesse-Ständen, Gedränge in den Messehallen. "Es fehlen wichtige Veranstaltung. Normalerweise ist immer ein Highlight die Hotlist-Preisverleihung und mit der anschließenden Party der Independent. Die Hotlist, das sind die zehn Bücher aus unabhängigen Verlagen, die gekürt werden – und eines ganz besonders mit dem Hotlist-Preis", sagt Jürgs, "natürlich haben wir normalerweise auch immer den Kurt-Wolff-Stand und tanzen aus der Reihe. Donnerstagnachmittags gibt es Happy Hour mit ganz vielen anderen Verlagen. Man kann das, woran man monatelang gearbeitet hat endlich der Welt vorstellen."
"Eine Vielfalt an kleineren Veranstaltungen"
Aber hat sich die Branche, die ihre Sachen 2020 nicht der Welt von Frankfurt aus vorstellen kann, richtig verhalten in den vergangenen Monaten? Tom Kraushaar, Verleger von Klett-Cotta zeigt im aktuellen Spiegel-Magazin, auf welche Weise die Verlage den rechtzeitigen Wandel verschlafen haben. Nach Ansicht von Britta Jürgs ist in den kommenden Monaten wichtig, "dass wir versuchen, eine Vielfalt an kleineren Veranstaltungen weiterzumachen, dass wir versuchen, natürlich auch in Kommunikation mit den Buchhandlungen und mit anderen Kulturorten zu schauen, was können wir gegensteuern, was können wir tun?"