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Bücher über Depressionen
Karrierebooster für Promis

Grau ist das neue Schwarz - zumindest in England: Auf die Welle der Promi-Kochbücher folgt nun das Bekenntnis zur Depression. Prinzen, Popstars und Partypeople - alle leiden unter dem "schwarzen Hund", wie schon Winston Churchill die Depression nannte.

Von Louise Brown |
    Frau mit geschriebenen Wörtern im Gesicht als Symbolbild für Depressionen und Hilflosigkeit
    Depression - der große Gleichmacher (imago / Westend61)
    Grau ist das neue Schwarz: Innerhalb einer Woche berichteten Sängerin Lady Gaga, Schauspielerin Sarah Silverman, Model Cara Delevingne und Reality-Star Sharon Osbourne über ihre jeweiligen psychischen Leiden. Am liebsten publikumswirksam per Twitter - wie Delevingne - oder auf der Bühne - wie Kesha. Nun auch - frei nach dem Motto von Sängerin Kelly Osbornes Autobiografie "There's no f***ing Secret" – in Buchform.
    Von Comedian Ruby Wax' "Frazzled" und Susan Calmans "Cheer Up Love" bis hin zu Schriftsteller Matt Haigs "Reasons to Stay Alive" und Fernseh- und Radio-Moderatorin Fearne Cottons Buch "Happy":
    "The response has been amazing!"
    Die Reaktionen darauf waren überwältigend, so Cotton. Haigs Werk schaffte es gar 49 Wochen lang in die Top-Ten-Liste der beliebtesten britischen Bücher. Selbst die harte Welt des Hip-Hop hat sich des Themas angenommen: Der Südlondoner Grime-Rapper Stormzy greift in seinem neuen Album "Gang Signs & Prayer" die Kehrseite des schnellen Stardoms auf. Die Musik-Bibel "NME Magazine" erschien dazu mit dem passenden Titel: "Depression: It's Time To Talk, wise words from Stormzy, Gaga, Bastile & More" – Es sei Zeit zu reden. Weise Worte von Stormzy, Lady Gaga und anderen.
    Depression als Karriereschritt
    Es ist nicht lange her, da konnte das Zugeben einer seelischen Erkrankung das Ende einer Karriere bedeuten. Heute gilt der vermeintlich tiefe Einblick in die Seele als notwendiger Karriereschritt, um privilegierte Menschen noch menschlicher erscheinen zu lassen. Die Depression ist zum großen Gleichmacher geworden, kann sie doch jeden treffen, laut Statistik jeden Vierten.
    Selbst Prinz Harry erzählte neulich überraschend, nach dem Tod seiner Mutter professionelle Hilfe hinzugezogen zu haben, um seine Trauer zu verarbeiten. Mit ihrer Kampagne "Heads Together", mit der sich die Prinzen für die Verbesserung der seelischen Gesundheit der Briten engagieren, haben ihre Imageberater offenbar erkannt, wie sehr sie damit für das Königshaus punkten können.
    "The black dog"
    Tatsächlich sprachen die, angeblich zugeknöpften, Briten schon lange vor Prinz Harry über seelische Gesundheit. Churchill machte den schwarzen Hund als Metapher für Depressionen berühmt.
    "... the black dog will get me…"
    Während in Deutschland das Thema mit großer Ernsthaftigkeit behandelt wird, schaffen die Briten, es mit einer Leichtigkeit aufzunehmen, ohne es gleich lächerlich zu machen. Schriftsteller Matt Haig amüsiert in seinem Buch etwa mit vielen leichtlebigen Listen, darunter eine der "Dinge, die mir passiert sind, die mehr Sympathie erzeugt haben, als die Depression" - zu denen er das Verspeisen einer verdorbenen Krabbe zählt.
    "Ich mag Medikamente"
    Generell ist jedes Bekennen psychischer Erkrankungen nur zu begrüßen. Fragwürdig bleibt die Motivation von Menschen, die ohnehin in der Öffentlichkeit stehen und ihr Depressionsleiden scheinbar als Chance sehen, mehr Filme, Bücher oder Alben zu verkaufen. Und wie bei dem Clean-Eating-Trend, bei dem Promis die allesheilende Wirkung von Maca-Wurzel und Grünkohl propagieren, bietet auch dieser Trend die Gefahr, dass gutgläubige Fans es hinnehmen, wenn etwa Pop-Moderatorin Fearne Cotton in ihrem Buch berichtet, mit Meditation und weniger Zeit auf Instagram ihre Depression "überwunden" zu haben. Oder wenn Comedian Ruby Wax verkündet:
    "Ich mag Medikamente. Oder Du besuchst einen Psychologen. Ich mag beides."
    "Life gets easier"
    Da kann man schon viel eher Wax' Vorstoß begrüßen, die, nach der Show und dem Buch zum Thema, nun in einer beliebten britischen Kaufhauskette eine Reihe von Pop-Up-Cafés initiiert hat. Hier können Betroffene in den kommenden Monaten zwar keine therapeutische Hilfe finden, aber in einer Art "Anonyme Alkoholiker Gruppe" für Gestresste zumindest über ihre Ängste und Sorgen sprechen.
    Ruby Wax: "At Frazzled Café you get to meet other passengers ... The fact that you can unload on us, I'm telling you, life gets easier!"
    Seine Gedanken mit anderen zu teilen, mache das Leben leichter, so Wax. Wer selbst Erfahrungen mit Depressionen gemacht hat, weiß, dass die beste Medizin manchmal das einfache Gespräch sein kann. Eine schlichte Erkenntnis, die auch Prinz William im Skype-Talk mit Lady Gaga propagiert:
    "Just having a conversation with a friend or family member can make such a difference."