"Ich komme aus der Provinz Süd-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo. In meiner Stadt Kabare wurden viele Frauen von Rebellen vergewaltigt. Viele Familien wurden ermordet. Ich selbst habe ein Familienmitglied verloren. Und ich sah, dass niemand etwas dagegen unternahm."
Thérèse Mema Mapenzi war 25 Jahre alt als sie begann, sich mit dem Schicksal von Frauen zu beschäftigen, die im Krieg um kostbare Rohstoffquellen Opfer sexueller Gewalt werden. Als Sozialarbeiterin engagierte sie sich in der "Kommission für Gerechtigkeit und Frieden" in Bukavu. Sie erkannte, dass die sexuelle Gewalt gegen Frauen, die sozialen Gemeinschaften in ihrer Region zerstörte:
"Die Rebellen fallen über die Dörfer her und versuchen, sie von ihrem Land zu vertreiben. Sie benutzen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe. Sie wissen um die Bedeutung der Frau für unsere Gemeinschaften. Wenn man eine Frau vergewaltigt, zerstört man sie und das heißt, dass man die ganze Familie zerstört. Frauen sind Mütter, Schwestern, Tanten und wenn Du meine Frau vergewaltigst, dann erniedrigst Du mich und zwingst Du mich, Sie zu verlassen und meine eigene Familie zu zerstören."
Ziel der Vergewaltigungen sei nicht die Befriedigung sexueller Bedürfnisse, sondern die Demütigung der Gemeinschaft, sagt Thérèse Mema Mapenzi.
"Es gibt Fälle, da zwingen die Rebellen die ganze Dorfgemeinschaft dazu, bei einer Vergewaltigung zuzusehen. Sie zwingen die Zuschauer dazu, zu klatschen. Sie fordern Väter auf, vor den Augen aller ihre Töchter zu vergewaltigen und Söhne, ihre Mütter zu vergewaltigen. Wer sich weigert, wird sofort getötet. Danach entführen sie Frauen in die Wälder und machen sie zu Sexsklaven und lassen sie zugleich in den Minen Coltan, Gold und Kupfer schürfen."
"Noch nie war die Chance größer, eine Kriegsursache zu eliminieren"
Wenn die Frauen lebend aus den Wäldern zurückkehrten, würden sie oftmals von ihren Ehemännern verstoßen. In ihrer Dorfgemeinschaft seien sie stigmatisiert. Thérèse Mema Mapenzi nennt diese Frauen 'doppelte Opfer'. Mit Unterstützung Internationaler Hilfswerke gründete sie ein Traumazentrum in Bukavu. Dort versucht sie, die traumatischen Erinnerungen der Frauen, ihrer Familien und ihrer Dorfgemeinschaften zu heilen. Das Traumazentrum in Bukavu ist eines von insgesamt 16 in der Demokratischen Republik Kongo. Sie alle behandeln die Auswirkungen des Rohstoffkrieges. Thérèse Mema Mapenzi fordert aber, auch die Ursachen der Gewaltexzesse zu bekämpfen. Sie kritisiert die UN-Friedensmission im Ostkongo und fordert, sie dürfe der Barbarei der Rebellen nicht nur zusehen:
"Wenn wir von den UN-Leuten hören, ihr Mandat sei begrenzt, dann ist uns klar, dass sie ihre Zeit verschwenden. Wie können sie der Ermordung von Zivilisten einfach nur beobachten? Wir haben den Eindruck, dass die Welt uns aufgegeben hat. Die in diesem Krieg Ermordeten, die vergewaltigten Frauen, die aus den Vergewaltigungen hervorgegangenen Kinder, sie haben keine Zukunft. Sie opfern ihr Leben, um die Weltwirtschaft zu versorgen mit Gold, Kupfer und Coltan für ihre Smartphones und andere elektronische Geräte."
Deshalb haben die Hilfswerke die Kampagne "Saubere Handys" auf den Weg gebracht. Sie appellieren an die Mobilfunkhersteller, keine direkten oder indirekten Geschäfte mit Rebellen im Kongo zu machen. Zugleich versuchen sie, die Konsumenten für die Bedingungen der Rohstoffgewinnung zu sensibilisieren, sagt Jörg Nowak, Mitarbeiter eines Hilfswerks:
"Wir wissen, dass der Krieg im Kongo etwas mit unseren Handys zu tun hat. Ich glaube, dass es möglich ist, die angeblich so komplexen Lieferketten nachzuvollziehen und zu schauen, dass man ein möglichst sauberes Smartphone herstellt. Ich glaube, die Chance war noch nie so groß, diese eine Kriegsursache, nämlich die Blutmineralien zu eliminieren und einen kleinen Beitrag für Frieden zu leisten."