In der Provinz Unity behandeln Ärzte einer Behelfsklinik den elfjährigen Sohn von Rhoda Nyawika. Er habe einen Bauchschuss erlitten, erzählt seine Mutter.
"Wegen der Kämpfe hatten wir uns unter einem Baum versteckt. Plötzlich wurde mein Sohn von einer Kugel getroffen, wir wissen nicht woher. Dann kamen Leute von der Regierung und vertrieben uns aus unseren Häusern."
Viele der Flüchtlinge im Südsudan können solche oder ähnliche Geschichten erzählen.
Die Erlebnisse der Zivilisten finde er besonders grauenvoll, sagt David Shearer, der UN-Sondergesandte im Südsudan, bei einem Besuch in der Klinik. Die Konfliktparteien würden aus politischen oder militärischen Gründen nicht nur einander bekämpfen. Sie würden auch Dörfer von Zivilisten überfallen, Frauen und Kinder erschießen und ihre Häuser in Brand stecken. Das sei absolut inakzeptabel.
Seit 2013 flohen rund vier Millionen Südsudanesen. Mehrere Zehntausend wurden bei Gefechten und Überfällen getötet. UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock:
"Die Wirtschaft des Landes ist zusammengebrochen. Die Milizen wenden eine Taktik der verbrannten Erde an. Ihre Waffen sind Mord und Vergewaltigung. Sieben Millionen Südsudanesen können inzwischen nur noch mit Nothilfe überleben. Das ist fast die gesamte Bevölkerung."
Bürgerkrieg brach Ende 2013 aus
Im Dezember 2013 wurde der Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Riek Machar zum Bürgerkrieg, nachdem der Präsident einen angeblichen Putschversuch des Vizepräsidenten vereitelte, den dieser allerdings dementierte. Weil beide Rivalen unterschiedlichen Volksgruppen angehören, nahm der Konflikt mehr und mehr ethnische Züge an. Aber im Kern ist er einer um Macht und vor allem um Ressourcen.
UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock betont, wie wichtig deshalb Maßnahmen seien, die die Verantwortlichen vor allem wirtschaftlich treffen. Die verschiedenen Parteien würden sich in dem Konflikt bereichern, am Öl, an den Goldvorkommen, an Teakholz und anderen Ressourcen.
Dass man sich jetzt auf einen Waffenstillstand und auf einen Friedensplan geeinigt hat, hängt nach Ansicht des Südsudan-Experten John Gachie damit zusammen, dass der Druck zuletzt verstärkt worden war.
"Beide Parteien standen unter enormem regionalen und internationalen Druck. Sie möchten vor allem verhindern, dass das Ausland und der UN-Sicherheitsrat Sanktionen beschließen."
Am Mittwoch wurde in Khartoum, der Hauptstadt des nördlichen Nachbarlandes Sudan, das Abkommen schließlich unterzeichnet.
Einrichtung humanitärer Korridore für die Nothilfe
Am Samstag werde eine dauerhafte Waffenruhe beginnen, erklärte Al-Dirdiri Ahmed, der Außenminister des Sudan. Sie folge den Bedingungen der Waffenstillstandsvereinbarung vom Dezember 2017.
Darüber hinaus sieht das Abkommen die Einrichtung humanitärer Korridore für die Nothilfe, einen Gefangenenaustausch und die Bildung einer Übergangsregierung nach vier Monaten vor. Drei Jahre später soll es Wahlen geben. Außerdem will man in Kooperation mit dem Sudan die Förderung und den Export von Öl wieder ankurbeln.
Er sei fest dazu entschlossen, das Abkommen und alle Vereinbarungen, die ihm folgen, zu respektieren, erklärte Präsident Salva Kiir bei der Unterzeichnung.
Diese Vereinbarung sei vor allem deshalb wichtig, betonte sein Rivale Riek Machar, weil sie eine Waffenruhe beinhalte, die den Krieg beende.
Ähnlich optimistisch waren die Kontrahenten übrigens auch 2015, bei der Unterzeichnung des letzten Friedensabkommens sowie 2017 bei der Einigung auf einen Waffenstillstand. Beide Abkommen scheiterten.