Aus Sicherheitskreisen in Berlin hieß es, auch die Gruppierung "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS) selbst, zu der sich Denis Cuspert bekannte, habe den Tod des Salafisten mitgeteilt. Das Auswärtige Amt ist nach Angaben einer Sprecherin in den Fall eingeschaltet. Die Leiterin der "Arbeitsstelle Islamismus und Ultranationalismus" (AStIU) in der ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur, Claudia Dantschke, hält die Berichte für plausibel.
Die Nachricht vom Tod Cusperts sei ernst zu nehmen, da sie unmittelbar aus seinem dschihadistischen Umfeld stamme, sagte Dantschke dem Deutschlandfunk. Aus der Todesmeldung gehe hervor, dass der Islamist bei einer Auseinandersetzung zwischen der radikal-islamischen Al-Nusra-Front und ISIS ums Leben kam. Ganz sicher sei sein Tod allerdings nicht, allenfalls wahrscheinlich. Es gebe auch Twitter-Meldungen, die seinen Tod dementierten, fügte Dantschke hinzu. Darin heiße es, es handele sich um eine Verwechslung. Getötete worden sei ein anderer deutscher Islamist.
Dantschke: Letzter Tweet Cusperts vor zwei Tagen
Ein Hinweis aber sei Cusperts eigener Twitter-Auftritt, bei dem seit zwei Tagen Funkstille herrsche. So habe er beispielsweise sein neues Video "Nasheed" nicht getwittert, unterstricht Dantschke. Am Ostersonntag hatte er unter anderem noch dieses Foto (Cuspert sitzt rechts) veröffentlicht:
"Sitze mit denen, die gesündigt haben und danach bereuten, denn sie sind die mit den weichesten Herzen!" pic.twitter.com/DHqVUeMMdj— Abu Talha Al Almani (@AbuMamadou) 20. April 2014
Die oppositionelle Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, unter den Opfern einer bewaffneten Auseinandersetzung im Nordosten Syriens sei auch ein Kämpfer mit dem Namen Abu Talha Al-Almani gewesen. Dabei handelt es sich um eine weitere Identität, die sich Cuspert neben seinem früheren Rapper-Namen "Deso Dogg" gegeben hatte. Den Aktivisten zufolge ereignete sich der Zwischenfall bereits am späten Sonntagabend. Zwei Selbstmordattentäter der Al-Nusra-Front hätten in der Ortschaft Ghariba nördlich von Deir as-Saur einen Stützpunkt der ISIS angegriffen. 16 Menschen seien getötet worden.
Berichte auch in islamistischen Internetforen
Von unabhängiger Seite geprüft werden konnten die Angaben der Aktivisten jedoch nicht. Dennoch wurden auch in islamistischen Internetforen Nachrufe veröffentlicht. Die libanesische Zeitung "Daily Star" berief sich in ihrem Bericht ebenfalls auf Dschihadisten-Kreise und einen Beobachter. Bereits im Herbst 2013 wurde im Internet die Meldung verbreitet, Cuspert sei in Syrien getötet worden. Wie es später hieß, wurde er aber nur verwundet.
Der in Berlin geborene Salafist war vor zwei Jahren untergetaucht, nachdem der damalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich seine islamistische Organisation "Millatu Ibrahim" verboten hatte. Nach Angaben des Bundesverfassungsschutzes von diesem Februar sind seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs rund 300 Islamisten von Deutschland nach Syrien gereist. Mehr als 20 wurden demnach bereits getötet.
(tj/tgs)