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Überschwemmungen in Libyen
Bürgermeister von Darna befürchtet bis zu 20.000 Tote

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen steigt dort die Zahl der Todesopfer weiter an. In der besonders schwer betroffenen Hafenstadt Darna wird sie inzwischen mit mehr als 3.800 angegeben. Doch es könnten sehr viel mehr werden.

    Das Bild zeigt ein völlig zerstörtes Viertel der Stadt, wo Häuser bis auf die Grundmauern verwüstet wurden.
    Schwere Verwüstungen in Darna. (Jamal Alkomaty/AP/dpa)
    Darnas Bürgermeister sagte, er befürchte bis zu 20.000 Tote. Dies ergebe sich auf Grundlage der Zerstörungen in Teilen der Stadt. Durch Darna war am Sonntag nach einem Dammbruch eine Flutwelle gerast und hatte ganze Straßenzüge ins Meer gespült.
    Ein Arzt sagte der britischen BBC, man benötige dringend logistische Hilfe und Suchhunde. Hilfe aus dem Ausland ist auf dem Weg oder bereits eingetroffen - etwa aus Katar, Kuwait und der Türkei. Deutschland stellt nach Angaben des Entwicklungshilfeministeriums vier Millionen Euro zur Verfügung, um zum Beispiel Notunterkünfte auszustatten.

    Für heute zwei Hilfstransporte der deutschen Luftwaffe geplant

    Die deutsche Luftwaffe plant für heute zwei Hilfstransporte in das Katastrophengebiet in Libyen. Vom Fliegerhorst Wunstorf aus sollen zwei Maschinen Zelten, Decken, Matratzen, Feldbetten und Generatoren des Technischen Hilfswerks in das nordafrikansiche Land bringen. Wie es hieß, hat die Bundesregierung nach einem internationalen Hilfe-Ersuchen Libyens an die Europäische Union schnelle Hilfe zugesagt. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" entsendet ein Notfallteam in das libysche Katastrophengebiet. Logistiker und medizinisches Personal würden nach Darna reisen, um den Hilfsbedarf zu ermitteln, teilte die Organisation mit. Man transportiere zudem medizinische Notfallausrüstung und Leichensäcke für Libyens Wohlfahrtsorganisation "Roter Halbmond".
    Der Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez von der Uni Erfurt beklagte eine mangelnde Aufmerksamkeit für das Unglück. Libyen sei in Deutschland ein weitgehend medial blinder Fleck, sagte er im Deutschlandfunk. Zur Begründung verwies er auf die schwierige politische Situation in dem Land, auf kulturelle Vorbehalte gegenüber vermeintlich fremden Regionen außerhalb des Westens und auf den Abbau von Korrespondentenstellen bei den Medien.
    Wie es zu der Starkregen-Katastrophe in Libyen kommen konnte: Fragen und Antworten.
    Diese Nachricht wurde am 14.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.