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Bürgermeisterin Anne Hidalgo
Der grüne Umbau von Paris

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will ihre Stadt ökologischer und lebenswerter machen. Mehr Grün, weniger Abgase und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. Die Neuverteilung des öffentlichen Raumes sorgt für Widerstand. Doch Hidalgo hält an ihrem Kurs fest. Jetzt hat sie ihre Pläne präzisiert.

Von Anke Schaefer |
Anne Hidalgo arrivant a Matignon NEWS : Edouard Philippe recoit Anne Hidalgo - Paris - 19/03/2019 MichaelBaucher/Panoramic PUBLICATIONxNOTxINxFRAxITAxBEL
Anne Hidalgo hat sich Feinde gemacht mit ihrer Politik. Laut Umfragen ist sie aber beliebt bei den Wählern. (www.imago-images.de)
Der Verkehr in Paris: Massiv. Die Feinstaubwerte auch. Wie hoch sie sind, das soll jetzt jeder jederzeit im Internet nachschauen können. Die Pariser Bürgermeisterin, die Sozialistin Anne Hidalgo, stellt eine Webseite vor, die stündlich aktualisiert wird. Genaue Informationen über Stickstoffdioxid-Werte, Ozon- und Feinstaub-Werte.
Speziell ausgerüstete Autos sollen auf den Pariser Straßen unterwegs sein, um die Verschmutzung zu messen. Wenn die Leute wissen, wie hoch die Emissionen sind, werden sie sich verändern - so die Hoffnung.
"Wir stecken inmitten einer Phase des Wandels. Und was in dieser Phase am schwierigsten ist: Das ist, dass wir unsere Gewohnheiten ändern müssen", sagte Anne Hidalgo im August in einem Interview mit dem Fernsehsender BFMTV. Seit 2014 ist sie dabei, die Stadt umzubauen.
Die Stadtautobahn soll zum Boulevard werden
"Es liegt in unserer Verantwortung, diese Arbeit jetzt zu tun. Wenn wir das alles jetzt nicht täten, dann würden wir den Generationen nach uns nicht die Möglichkeit geben, gut zu leben in einer Stadt wie Paris."
Im März, also in sechs Monaten, sind Kommunalwahlen. Anne Hidalgo hat zwar ihre Kandidatur noch nicht offiziell bekannt gegeben, doch es ist kein Geheimnis, dass sie ihr Amt als Bürgermeisterin behalten möchte. In einem 60-seitigen Papier hat sie veröffentlichen lassen, was sie als nächstes vorhat.
Darunter: Der Umbau des Périphérique - also der Ringautobahn, die zwischen 1954 und 1973 rund um Paris gebaut wurde. In nur sechs Jahren wollen Hidalgo und ihr Team diese Autobahn zu einem ganz normalen Stadt-Boulevard machen. Schon ab nächstem Jahr könnte die Höchstgeschwindigkeit gesenkt werden. Und die Spuren will die Bürgermeisterin neu verteilen: Nur noch eine Spur für Busse und Fahrgemeinschaften und eine einzige Spur für die normalen Autos, in der ein einzelner Mensch sitzt:
"Natürlich wird es auch weiterhin Leute geben, die Auto fahren. Aber: Autos mit Verbrennungsmotoren, in denen ein einzelner Mensch sitzt - das ist das Modell der Vergangenheit."
Nur noch eine Spur für Autos
Die Dritte Spur auf dem erneuerten Périphérique soll halb bepflanzt werden und halb den Fahrrädern gehören. Die Zahl der Bäume stiege von 10.000 auf 20.000 - sodass der Périphérique zu einem "grünen Korridor" würde. Von manchen wurde Anne Hidalgo von Anfang an für solche Projekte gelobt, sehr viele aber kritisieren das Engagement der Bürgermeisterin für die grüne Stadt.
Was ist mit den Kleinunternehmern, die auf keinen Fall aufs eigene Auto verzichten können? Und: Was ist mit den Baustellen, die entstanden sind, während überall in der Innenstadt die Fahrradwege gebaut werden? Sie führen zu Staus und die BFM-Journalistin Ruth Elkrief empfindet sie in Vertretung vieler Pariser Autofahrer als "die Hölle":
"Das ist die Hölle, mit den Betonpollern, dem Anstieg der Luftverschmutzung et cetera", sagt Ruth Elkrief. "Ja", antwortet Anne Hidalgo, "Sie haben Recht, ich verstehe den Ärger! Wenn Sie mir sagen, es ist schwer zu ertragen, diese Zeit, diese vielen Baustellen - und gleichzeitig die Verpflichtung, unsere Art und Weise zu hinterfragen, wie wir uns in Zukunft fortbewegen wollen - ja, das ist ein komplizierter Moment. Das stimmt."
Es gibt Kritik - aber auch Zuspruch
Die Speerspitze der Kritik verkörpern die beiden Journalisten Airy Routier und Nadia Le Brun. Sie haben gerade ihr zweites Anti-Hidalgo-Buch herausgegeben. Ihr Credo: Paris sei in die Hände einer Bande von Verschwörern geraten, die die Stadt zum Experimentierfeld für ihre verworrenen Theorien machten.
Aber: Wäre der erste Wahlgang der im März anstehenden Kommunalwahlen schon am vergangenen Sonntag gewesen, hätte Anne Hidalgo mit ihrer Liste "Paris en commun" den Umfragen zufolge mit 24 Prozent trotzdem die meisten Stimmen bekommen.