Der FC Schalke 04 hat beim Land Nordrhein-Westfalen eine Bürgschaft von 31,5 Millionen Euro beantragt. Damit soll das Land für den finanziell angeschlagenen Revierklub bürgen, damit dieser einen Kredit beantragen kann. Der FC Schalke befindet sich in einer schwierigen finanziellen Lage. "Über viele Jahre wurden die hohen Ausgaben mit entsprechenden Einnahmen gerechtfertigt. Die sportlichen Erfolge sind zuletzt mit Ausnahme der Vizemeisterschaft 2018 aber ausgeblieben, das macht ja etwas mit der Einnahmenseite", erläuterte Vorstand Jochen Schneider zuletzt. Hinzu kommen die Auswirkungen der Coronavirus-Krise: "Jedes Heimspiel ohne Zuschauer kostet uns zwei bis 2,5 Millionen Euro", sagte Schneider mit Blick auf die Geisterspiele.
Im Deutschlandfunk sprach sich Ex-NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) gegen eine Bürgschaft für Schalke aus. "Der Steuerzahler sollten auf keinen Fall für einen Fußballverein bürgen", sagte Jäger, der aktuell im Sportausschuss des NRW-Landtags sitzt.
"Ich finde das geht nicht!"
Früher habe es zwar auch Bürgschaften für Vereine gegeben - auch Schalke -, erklärte Jäger, dabei habe man aber nur den Bau der Schalke-Arena mitfinanziert, um sie dann 2006 als WM-Stadion nutzen zu können. Diese Bürgschaft hat Schalke nicht in Anspruch genommen, die Arena ist inzwischen abbezahlt.*
Im aktuellen Fall solle der Verein Bürgschaften für laufende Betriebskosten erhalten, sagte Jäger. "Das bedeutet schlichtweg für den Fall, falls Schalke den Kredit nicht zurückzahlen kann, dass der Steuerzahler die Millionengehälter von Spielern und Trainern finanzieren muss. Ich finde das geht nicht!"
Jäger ging sogar noch weiter und sprach von einer Wettbewerbsverzerrung, wenn ein Verein, der in der Vergangenheit schlecht gewirtschaftet hat, gegenüber anderen begünstigt werde indem er Kredite vom Bund oder Land bekommt. "Das muss Schalke jetzt für sich selbst regeln", sagte der SPD-Politiker. Der Verein müsse seine Kostenstruktur reduzieren und könne nicht den Steuerzahler in die Pflicht nehmen.
"Volle Stadien wird es erstmal nicht geben"
Im Interview äußerte sich Jäger auch zu den Plänen zu Beginn der neuen Bundesliga-Saison die Stadion, zumindet für einen Teil der Fans wieder zu öffnen. Zuletzt hatte der Plan von Union Berlin für Aussehen gesorgt, dass der Bundesligist zu Saisonbeginn trotz Coronavirus-Pandemie ein volles Stadion anstrebt. Wie der Klub am Freitag mitteilte, soll es "spätestens ab dem 1. Spieltag der Saison 2020/21" eine "Vollauslastung" geben.
Erreicht werden soll dieses ehrgeizige Ziel mit Hilfe von Coronatests für alle 22.012 Karteninhaber sowie alle Anwesenden vor Ort. "Zugang zum Stadion erhält man dann mit einer gültigen Eintrittskarte und einem negativen Testergebnis, das zum Zeitpunkt der Stadionschließung nicht älter als 24 Stunden sein darf", hieß es in der Mitteilung.
Das angedachte Konzept von Union Berlin, beurteilte Jäger skeptisch. "Ich halte das für praktikabel kaum durchführbar", sagte Jäger. Außerdem müsste diesem Vorschlag ja auch erst das örtliche Gesundheitsamt zustimmen.
"Die Gesundheit steht an oberster Stelle, dem muss sich alles unterordnen", sagte der ehemalige NRW-Innenminister.
Deswegen müssten die Vereine schlüssige Hygeniekonzepte vorlegen und auch bei den Fans ein hohes Maß an Disziplin vorherrschen, damit nicht alle gleichzeitg an den Bierstand oder zur Toilette rennen würden. "Volle Stadien wird es erstmal nicht geben", sagte Jäger.
Deswegen müssten die Vereine schlüssige Hygeniekonzepte vorlegen und auch bei den Fans ein hohes Maß an Disziplin vorherrschen, damit nicht alle gleichzeitg an den Bierstand oder zur Toilette rennen würden. "Volle Stadien wird es erstmal nicht geben", sagte Jäger.
Das Risiko sei sonst zu groß, dass nur ein, zwei infizierte Zuschauer bei einem Spiel Dutzende weitere Fans anstecken. Er glaube zudem nicht, dass Stehplätze geöffnet werden und er vermutet auch, dass die Gastronomiebereiche geschlossen sind. Es sei zudem extrem wichtig, genau nachverfolgen zu können, wann und wo genau sich welche Fans im Stadion gesessen haben. Überall wo sich Menschen aufhalten, müsste nachverfolgt werden, wer mit wem Kontakt hatte, sagte der SPD-Politiker. Das sei im Restaurant nicht anders, als im Stadion.
*Update 12.07.2020: Wir haben diesen Satz ergänzt, um deutlich zu machen, dass das Land NRW bei den bisherigen Bürgschaften für Schalke kein Geld zahlen musste.