Die Kresna-Schlucht im Südwesten Bulgariens gilt als ökologisches Juwel. Über Jahrtausende hat der Fluss Struma sie in das Pirin- und das Malashevska-Gebirge gegraben. Die Schlucht ist Heimat vieler seltener Tiere und Pflanzen.
Die geplante neue Autobahntrasse mit zahlreichen Brücken, Tunneln und Betonhängen ist Teil des "ost-mediterranen Korridors", der Nord- und Ostsee mit den Häfen Griechenlands verbinden soll - ein europäisches Milliardenprojekt.
Bald sollen die Arbeiten im schwierigsten Bauabschnitt beginnen, in der Kresna-Schlucht. Bulgarische Regierung und EU-Kommission weisen auf die Bedeutung der Trasse für Handel und Tourismus hin. Naturschützer und EU-Parlamentarier laufen Sturm gegen die Pläne und warnen vor "dem Verlust eines der wertvollsten Naturschutzgebiete Europas". Gut 30 Reptilien- und über 200 Vogelarten wie Steinadler und Gänsegeier finden Zuflucht in der Kresna-Schlucht. Auch viele Einheimische befürchten eine Verwüstung der Landschaft und den Verlust ihrer Existenz.
Juwel der Artenvielfalt Mehr als 3.500 Arten leben in der Kresna-Schlucht in Bulgarien, vom Steinadler bis zur Schildkröte. Die Schlucht gilt auch als bedeutendes Schmetterlingsbiotop. Seit eine Straße durch das Tal führt, werden viele Tiere plattgefahren. Jetzt wird sogar eine Autobahn gebaut.
Beton im Biotop Die hohen Berge entlang der Kresna-Schlucht sind eine Herausforderung für Bauingenieure: Die geplante neue Autobahntrasse wird aus Viadukten und Tunneln bestehen. Naturschützer hatten auf eine komplette Untertunnelung gehofft, denn das Tal ist ein Tierparadies.
Ausgrabung mit den Baggern im Nacken In Bulgarien stößt man bei Bauarbeiten leicht auf Spuren von Thrakern, Griechen oder Römern - kein Wunder bei 8.000 und mehr Jahren Geschichte. Auch der Bau der umstrittenen neuen Autobahn durch das Kresna-Tal hat Fundstellen freigelegt, die rasch vor den Baggern gerettet werden müssen.
Wirtschaft versus Ökologie Durch die ökologisch bedeutende Kresna-Schlucht im Südwesten Bulgariens soll eine Autobahntrasse bis nach Griechenland führen, finanziert aus EU-Mitteln. Die Regierung betont die Umweltverträglichkeit des Projekts, doch Naturschützer berichten von Einschüchterungsversuchen der Bauindustrie.
Verdächtiger Autobahnbau Bauarbeiten noch vor Abschluss der Ausschreibung und eine Trassenführung durch Naturschutzgebiet: Der Bau der Struma-Autobahn in Bulgarien ist ins Visier investigativer Journalisten geraten, die Korruptionsfälle in ihrem Land aufdecken. Sie fordern mehr Unterstützung von der EU.