Kristian Mitow sitzt an einem Tisch in der Ecke, vor ihm stehen bereits ein Stück Schokoladentorte und roter Traubensaft. Nach dem Abitur 2003 verließ Kristian das heimatliche Sofia, studierte in Mannheim an der Fachhochschule Wirtschaftsingenieur und kehrte 2010 nach Bulgarien zurück. Eine eigene Geschäftsidee hatte er rasch gefunden: "Free Sofia Tour", so heißt sein Unternehmen. Kostenlose Stadtführungen, an deren Ende die Touristen Trinkgeld geben können - aber nicht müssen. Seinen ersten Geschäftstag hat Kristian nie vergessen:
"Das war am Freitag, 13. August 2010, war die erste Führung. Ist nur ein Junge gekommen aus den USA und eine Freundin von mir, wir haben zusammen in Mannheim studiert, Wanja."
Zurück nach der Finanzkrise
Nach und nach baute Kristian sein Unternehmen aus, bietet inzwischen auch Kneipen-Touren an, kulinarische Führungen, Stadtspaziergänge durch das kommunistische Erbe Sofias. "Free Sofia Tour" sei inzwischen sehr populär geworden - und erfolgreich:
"Nach sieben Jahren gibt es schon ungefähr 180.000 Leute, die uns besucht haben."
Von Anfang an sei für ihn klar gewesen, dass er zum Studieren ins Ausland gehen würde, bekennt Kristian. Denn er habe dadurch den Lebenstraum seiner Eltern erfüllt.
Für Ewgeni Petrow stand nach seinem Abitur 2001 fest: zum Studieren ins Ausland:
"Es war trendy einfach. Von 26 Mitschülern sind 23 gegangen, 22 nach Deutschland und eine Dame ist nach Amerika gegangen."
Ewgeni studierte Betriebswirtschaft an der Fachhochschule München, machte in England anschließend einen Magister-Abschluss und entschied sich dann, Ende 2009, in seine Heimat zurückzukehren.
"Es war die Finanzkrise, die berühmte Weltkrise. Da dachte ich mir: Okay, es ist in Bulgarien vielleicht doch ein bisschen die Chance für mich besser, einen Job zu finden. Es war auch eine pragmatische Entscheidung. Man konnte immer zurück nach Deutschland. Und auch jetzt, wenn ich möchte, steht es nicht im Wege."
Guter Zugang zum Arbeitsmarkt
Ewgeni hat mit Mitte 30 bereits Führungsverantwortung in einem Kupfer verarbeitenden Unternehmen – in Deutschland hätte er vermutlich deutlich länger warten müssen, um einen vergleichbaren Job zu erhalten. Das schätze er an Bulgarien, sagt der Manager:
"Wenn man jung ist, kurz vor 30, 28 oder so, kann man leichter nach Bulgarien zurückkehren. Jetzt meine ehemaligen Freunde aus der Studienzeit, die in Deutschland geblieben sind, die würde eher vielleicht nicht zurückkommen. Sie sind in einem fortgeschrittenen Stadium ihrer Karriere, das private Leben auch, das Umfeld, der Freundeskreis ist schon dort."
Die Wirtschaftslage hat sich verbessert, das Wachstum liegt bei über 3,5 Prozent, auf dem Arbeitsmarkt werden inzwischen Fachkräfte knapp. Derzeit, so bilanziert Marin Lessenski vom Open Society Institut in Sofia, nehme die Auswanderungstendenz ab und die Anzahl der Rückkehrer zu:
"Wenn man jung ist, kurz vor 30, 28 oder so, kann man leichter nach Bulgarien zurückkehren. Jetzt meine ehemaligen Freunde aus der Studienzeit, die in Deutschland geblieben sind, die würde eher vielleicht nicht zurückkommen. Sie sind in einem fortgeschrittenen Stadium ihrer Karriere, das private Leben auch, das Umfeld, der Freundeskreis ist schon dort."
Die Wirtschaftslage hat sich verbessert, das Wachstum liegt bei über 3,5 Prozent, auf dem Arbeitsmarkt werden inzwischen Fachkräfte knapp. Derzeit, so bilanziert Marin Lessenski vom Open Society Institut in Sofia, nehme die Auswanderungstendenz ab und die Anzahl der Rückkehrer zu:
"Die Anzahl der Menschen, die das Land verlassen, verringert sich, und die Anzahl der Menschen, die zurückkommen, nimmt zu. Die Netto-Migration wird kleiner. Das ist ein positiver Trend, den wir in den vergangenen vier Jahren beobachtet haben. Wir hoffen, dass es so weitergeht, Die Situation in Bulgarien verbessert sich, viele Menschen beabsichtigen zurückzukommen - sie sehen ihre Zukunft hier."