In einem Gewerbegebiet, zwischen Autoreifenverkäufern und halbzerfallen Lagerhallen, liegt es - das Flüchtlingszentrum Voenna Rampa, im Norden der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Die Fassade des alten Plattenbaus ist in freundlichen Farben gestrichen – in weiß und gelb. Dahinter sieht es trauriger aus. Zwar sind die Büros und Besprechungsräume renoviert, doch in den darüber liegenden Wohnräumen von Flüchtlingen fällt der Putz von der Wand, an manchen Türen fehlen Klinken, Fenster sind mit Tüchern verhängt, weil es keine Gardinen gibt. Plamen Penow führt uns durch das Gebäude, das früher eine Schule war. Der ältere Herr mit silbergrauem Haar, Anzug und Krawatte, ist der Leiter aller Flüchtlingszentren in Sofia.
Flüchtlingsheim ist nicht ausgelastet
Er zeigt uns den Ankunftsraum, ein Zimmer mit hoher Decke und Steinfußboden, das voller Etagenbetten aus Metall steht. Von hier aus gehen die Migranten zum medizinischen Check, erzählt der Leiter des Flüchtlingsheims. Anschließend werden sie registriert mit Namen, persönlichen Daten und Fingerabdrücken, erzählt Penow. 800 Menschen finden in diesem großen Gebäude Platz. Doch im Moment sind nur 156 Flüchtlinge hier, also gerade einmal 20 Prozent. Woran liegt es, das mittlerweile nur noch wenige Migranten nach Bulgarien kommen, wollen wir wissen.
"Das liegt zum einen daran, dass die Vereinbarung zwischen der EU und der Türkei funktioniert, sagt der Leiter der Flüchtlingszentren in Sofia. Hinzu käme die gute Bewachung der bulgarisch-türkischen Grenze."
"Das liegt zum einen daran, dass die Vereinbarung zwischen der EU und der Türkei funktioniert, sagt der Leiter der Flüchtlingszentren in Sofia. Hinzu käme die gute Bewachung der bulgarisch-türkischen Grenze."
Hoher Grenzzaun und Menschenschlepper
Der Zaun zwischen Bulgarien und der Türkei ist rund 270 Kilometer lang, und wird von Grenzschützern und Soldaten bewacht. Aber: er hat Löcher. Und: Menschenschlepper kennen versteckte Übergänge. Somaya Sharifi ist zu Fuß genau über diese Grenze gekommen. Die 34-jährige Frau aus Afghanistan flüchtete mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen, weil sie in ihrem Heimatland von den Taliban und der Terrorgruppe Islamischer Staat verfolgt worden seien, erzählt sie.
Sie flüchteten aus Afghanistan in den Iran, dann weiter durch die Türkei nach Bulgarien. Für die letzte Etappe kassierte ein Menschenschlepper 4.000 Euro von der vierköpfigen Familie. Als sie nach Sofia gebracht wurden, hätten sie nicht einmal gewusst, dass sie in Bulgarien sind. Wir wussten nichts über das Land, sagt Somaya, wir wollten eigentlich wie alle nach Österreich oder Deutschland.
Sie flüchteten aus Afghanistan in den Iran, dann weiter durch die Türkei nach Bulgarien. Für die letzte Etappe kassierte ein Menschenschlepper 4.000 Euro von der vierköpfigen Familie. Als sie nach Sofia gebracht wurden, hätten sie nicht einmal gewusst, dass sie in Bulgarien sind. Wir wussten nichts über das Land, sagt Somaya, wir wollten eigentlich wie alle nach Österreich oder Deutschland.
Weil Bulgarien auf dem Weg liegt
Warum ausgerechnet Bulgarien? Das ärmste EU-Land, in dem es Fremdenfeindlichkeit gibt und Vorbehalte gegen Muslime. Weil es auf dem Weg liegt. Weil es auf der Fluchtroute das erste EU-Land ist, dass man über die Türkei auf dem Landweg erreichen kann. Somaya und ihre Familie sind nun schon seit gut einem Jahr in Bulgarien und warten hier auf ihren Flüchtlingsstatus. Sie und ihr Mann arbeiten in einer Fabrik, in der Plastikbesteck hergestellt wird. Ihre beiden Söhne gehen in eine bulgarische Schule. Was wünscht sie sich für die Zukunft?
"Das einzige, das ich mir wünsche ist, dass wir in diesem ruhigen Land bleiben können und meine Kinder eine gute Ausbildung bekommen. Das ist eigentlich alles, sagt Somaya und lächelt vorsichtig. Nein, Bulgarien war sicherlich nicht ihr Traumland, aber, es könnte eine neue Heimat werden. Vielleicht."
"Das einzige, das ich mir wünsche ist, dass wir in diesem ruhigen Land bleiben können und meine Kinder eine gute Ausbildung bekommen. Das ist eigentlich alles, sagt Somaya und lächelt vorsichtig. Nein, Bulgarien war sicherlich nicht ihr Traumland, aber, es könnte eine neue Heimat werden. Vielleicht."