Ein Büro haben sie noch nicht. Die Parkbänke in Sofia dienen als Tische und Stühle. Angela Ivanova und Gergana Stancheva haben vor einem Jahr das Start-up Lam'on gegründet. Sie entwickeln eine umweltfreundliche und biokompostierbare Laminierung für Papier, die auf Biopolymer basiert.
"Unser Produkt wird von denselben Maschinen, wie für reguläre Laminierfolien verwendet. Der Kunde merkt den Unterschied praktisch nicht. Die derzeit verwendeten Laminierfolien bestehen allerdings aus Polyethylen, was giftig für Umwelt und Mensch ist. Unser Produkt hingegen besteht nicht aus giftigen Stoffen und verursacht keine Kopfschmerzen", erklärt Gergana Stancheva, Mitgründerin des Start-ups Lam'on. Sie wollen ihr Produkt in Bulgarien produzieren lassen, die Umgebung für Start-ups sei sehr wohlwollend. Zuerst hoffen sie aber, auf dem deutschen Markt Fuß fassen zu können, bevor sie es auf dem bulgarischen versuchen.
"Bulgarien hinkt in punkto Umweltschutz hinterher. Es gibt keine Politik dafür. Die meisten Menschen denken nicht daran, wie sie die Umwelt schützen können. Aber wir merken so langsam ein Umdenken bei den Menschen um uns herum."
Coding Girls
Im Juni kommt ihr erster Prototyp raus. Der Anteil von Frauen im Technologiesektor ist groß. Im Informations- und Kommunikationstechnologiesektor ist Bulgarien sogar führend - mit über 26 Prozent ist der Frauenanteil der größte in den EU-Ländern. Weit vor Deutschland, mit einem Frauenanteil von 16,6 Prozent.
"Der IT-Sektor entwickelte sich in Bulgarien in den 60er Jahren, es gab viele Unternehmen für Elektronik und Software, in denen Frauen und Männer gearbeitet haben. Es gibt diese Tradition und es gibt Vorbilder für Frauen in Ingenieurberufen und in der Wissenschaft. In Bulgarien treten die Mädchen sozusagen in die Fußstapfen ihrer Mütter",
sagt Sasha Bezuhanova, Gründerin des bulgarischen Zentrums "Frauen in der Technologie". Sie ist seit über 20 Jahren in der IT-Welt in Bulgarien aktiv und Vorbild für viele Frauen. Doch so vorbildlich die Lage in Bulgarien sei, sagt sie, könne man sich nicht einfach auf diesen Ergebnissen ausruhen.
"In Europa gibt es einen Mangel an 350.000 Ingenieuren, 2020 werden 500.000 Tech-Spezialisten fehlen. Dieses Problem lässt sich am einfachsten und schnellsten lösen, wenn gebildete Frauen aktiv beteiligt werden - wenn sie Hand in Hand mit Männern arbeiten - ohne Vorurteile und abgesteckten Territorien, die leider immer noch existieren", sagt Sasha Bezuhanova.
Kampf gegen Stereotype
Anna Radulovski, Mitte 20, spricht oft auf Konferenzen über Diversität im Technologiesektor, gerade ist sie aus Luxemburg zurückgekommen.
"Es gibt Stereotype, die bereits in der Kindheit beginnen - zum Beispiel mit den Spielsachen, die die Kinder bekommen. Die Mädchen kriegen rosa Puppen, die Jungs Lego und Autos. Ohne es zu merken, vergibt man Stereotype, es handelt sich um ein sogenanntes Priming, das die künftige berufliche Richtung vorgibt", sagt Anna Radulovski.