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Bulldozer im Flüchtlingslager
Der "Dschungel" in Calais wird geräumt

Die nordfranzösische Stadt Calais ist seit Jahren vorläufiges Ziel für Flüchtlinge, die illegal nach Großbritannien wollen. Tausende von ihnen stranden in einem Flüchtlingslager, das unter dem Namen"Dschungel" bekannt geworden ist: ein Slum aus Zelten und selbst gebauten Hütten. Seit heute wird das Lager geräumt. Am Nachmittag kam es zu Ausschreitungen.

    Arbeiter mit orangefarbenen Schutzwesten und Helmen machen sich einer selbsterrichteten Baracke aus Holz und Plastikplanenzu schaffen.
    Der "Dschungel" von Calais wird seit heute geräumt. (AFP / PHILIPPE HUGUEN)
    Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot begannen rund 20 Arbeiter damit, die behelfsmäßigen Unterkünfte der Migranten einzureißen – zunächst im südlichen Teil des Lagers am Ärmelkanal. Auch zwei Bulldozer kamen zum Einsatz. Lediglich Gemeinschaftsbereiche wie etwa eine Schule oder ein Theater sollten erhalten bleiben, teilte ein Sprecher der Präfektur von Calais mit.
    Abrissarbeiten dauern Wochen
    Nach offiziellen Angaben sind bis zu 1.000 Menschen von der Räumung betroffen, den Flüchtlingen nahestehende Quellen sprechen von bis zu 3.400. Die Migranten sollen nach Angaben der Behörden in Aufnahmezentren in anderen Landesteilen gebracht werden. Die Präfektur rechnet damit, dass der Abriss mehrere Wochen dauert.
    Grundlage des Einsatzes ist ein Gerichtsentscheid aus der vergangenen Woche. Das Verwaltungsgericht der nordfranzösischen Stadt Lille hatte eine Teilräumung des Lagers gebilligt. Zuvor waren die meisten Versuche, die Flüchtlinge freiwillig zum Verlassen ihrer Unterkünfte zu bewegen, erfolglos geblieben.
    Auch heute waren Helfer in dieser Mission unterwegs, auch heute blieben ihre Versuche größtenteils ohne Erfolg. Nach Angaben der Präfektin von Calais, Fabienne Buccio, wurden einige Helfer beleidigt oder angegriffen. Eine Aktivistin, die sich für die Abschaffung von Grenzen einsetzt, wurde festgenommen. Nach Angaben der Polizei verlief die Aktion zunächst ohne größere Zwischenfälle.
    Am Nachmittag kam es dagegen zu Ausschreitungen. Laut Berichten wurden Ordnungskräfte mit Steinen angegriffen, die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein. Außerdem sollen aus Protest gegen die Räumung Zelte in Brand gesteckt worden sein:
    Die meisten Flüchtlinge, die in dem Lager leben, wollen nicht in anderen Unterkünften untergebracht werden und beantragen kein Asyl in Frankreich. Ihr Ziel ist Großbritannien, wo sie sich bessere Chancen versprechen - der "Dschungel" die Station, wo sie auf eine Gelegenheit warten, dorthin zu gelangen. Viele nehmen für ihre illegale Reise Lebensgefahr in Kauf. Der Weg führt etwa als blinder Passagier an Bord einer Fähre über den Ärmelkanal. Andere versuchen, auf Lastwagen zu springen, die durch den Eurotunnel fahren. An dessen französischem Ende nahe Calais hat sich ein zweites Lager gebildet, der "neue Dschungel".
    (kb/fwa)