Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland beschreibt in einer Studie, dass in der intensiven Landwirtschaft vor allem bei der Zucht von Ferkeln routinemäßig Hormone verabreicht werden. Sauen würden die Mittel per Injektion oder über das Futter bekommen, um mehr Eier zu stimulieren und mehr Ferkel pro Wurf zu erzeugen. Dabei gelte, je mehr Sauen in einem Großstall gehalten würden, desto mehr Hormone würden eingesetzt. Der Hormoneinsatz bei Turbosauen ginge auf Kosten von Tier und Umwelt, beklagt auch Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher von Bündnis 90 die Grünen. Durch den Einsatz von Hormonpräparaten würden Tiere zu Brutmaschinen degradiert. Außerdem ginge es vor allem darum, die Arbeitsabläufe zu optimieren.
"Montags, dienstags, das ist der Rhythmus, wird besamt. Donnerstags und Freitags ferkeln die Sauen, damit am Wochenende der Arbeitsanfall gering ist und die Arbeitsspitzen in der Woche sind, wo die Lohnarbeitskräfte anders zur Verfügung stehen und andere Kosten verursachen als am Wochenende mit Wochenendzuschlag und all diesen Dingen."
Hormone für gesunde Tiere
Laut BUND werden Hormone vor allem an gesunde Tiere verabreicht und nur nachrangig zur Therapie kranker Sauen eingesetzt. Der Deutsche Bauernverband kritisiert die Vorwürfe des BUND als Angstmacherei gegenüber dem Verbraucher und bezweifelt die fachliche Qualität Studie. So würden nach Angaben von Tierärzten höchstens 15 Prozent der Sauen in Deutschland mit Hormonpräparaten behandelt und das lediglich um den Geburtsvorgang zu erleichtern und die Sterblichkeitsrate der Ferkel zu verringern. Zudem seien alle verwendeten Hormone als Tierarzneimittel geprüft und durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit amtlich zugelassen, erklärt Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands.
"Es wird ja der Eindruck erweckt, es folgt zur Leistungssteigerung und es wird der Eindruck erweckt, das führt hinterher zu irrsinnigen Hormonkonzentrationen im Grundwasser und das ist alles nicht richtig. Es ist eine fahrlässige, eine zum Teil bewusst falsche und grenzwertige Darstellung und damit haben wir natürlich ein Problem."
BUND warnt vor negativen Folgen
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bestätigt, dass in der Sauenhaltung fast 30 hormonhaltige Präparate zugelassen sind. Negative Folgen für die Umwelt seien der Behörde allerdings nicht bekannt. Es wird jedoch eingeräumt, dass die meisten dieser Tierarzneimittel nicht nach dem heutigen Stand der Wissenschaft auf ihr Umweltrisiko hin geprüft worden seien. Der BUND fordert ein Verbot der hormonhaltigen Medikamente und warnt vor negativen Folgen für die Umwelt. Die verabreichten Hormone würden über die Ausscheidungen der Tiere Böden und Gewässer belasten. Ein Zusammenhang, der längst feststeht, erklärt Stephan Haufe vom Umweltbundesamt.
"Wir als Umweltbundesamt können sehen, dass die Hormonpräparate, die für die Brunstsynchronisation eingesetzt werden, durch die Ausscheidung der Tiere, auch wieder in die Umwelt gelangen können. Wir wissen, dass Frösche und Amphibien durch schon sehr geringe Mengen bei ihrer Fortpflanzung und auch bei ihrer Geschlechtsausbildung gestört werden."
Studien der vergangenen Jahre würden belegen, dass bereits geringe Mengen derartiger Mittel die Umwelt belasten. Entsprechend fordert das Umweltbundesamt ein neues Zulassungsverfahren für Hormonpräparate in der Schweinezucht.
"Bei der europäischen Arzneimittelagentur liegen mittlerweile mehrere Anträge auf Zulassung von Hormonpräparaten für die Brunstsynchronisation vor. Für uns ist das der Anlass, genauer hinzuschauen weil wir eben wissen, dass die Stoffe auch in sehr geringen Mengen unter den gesetzlichen Triggerwerten, Probleme für Fische und vor allem Amphibien auslösen können."
Langfristig sollen für hormonhaltige Tierarzneimittel die gleichen Umweltstandards gelten wie für hormonhaltige Arzneimittel in der Humanmedizin, so die Forderung des Umweltbundesamtes. In wenigen Tagen beginnt in Berlin die Grüne Woche. Das Thema hormonhaltige Medikamente in der Schweinezucht steht bereits auf der Agenda des Deutschen Bauernverbands.