Man sei "kein Land des Gegeneinanders, auch nicht des Aneinandervorbeis, sondern ein Land des Miteinanders", erklärte Scholz und verwies darauf, dass dies bereits im vermeintlich Kleinen und Alltäglichen beginne: "Wo die Großeltern auf die Enkel aufpassen, die Nachbarn für das alte Ehepaar im Haus einkaufen oder Familien ihre Angehörigen pflegen. Wo Eltern den Fahrdienst im Sportverein übernehmen oder Kuchen backen für den Schulbasar." Viele sagten über ihr Engagement, es sei doch nicht der Rede wert: "Aber dieses millionenfache Einstehen füreinander ist der Rede wert." Daraus lasse sich in schwierigen Zeiten wie diesen Kraft schöpfen.
Wirtschaftslage und Kriege
Der Kanzler zeigte Verständnis für die Sorgen der Bürger angesichts der Wirtschaftslage und von Kriegen sowie steigender Lebenshaltungskosten. Zugleich machte er Mut und betonte: "Wir haben es gemeinsam in der Hand: Wir können 2025 zu einem guten Jahr machen. Mit Respekt voreinander, mit Vertrauen zueinander, mit Interesse aneinander und mit Engagement füreinander."
Viele blickten auch mit einem Gefühl wachsender Beklemmung auf Russlands brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Ich versichere Ihnen, dass wir die Ukraine nicht alleine lassen und weiter unterstützen wie niemand sonst in Europa", betonte Scholz. Zugleich werde die Regierung aber auch weiterhin einen kühlen Kopf bewahren, damit der Krieg sich nicht ausweite.
Der Kanzler verwies auch auf die deutsche Wiedervereinigung, die sich 2025 zum 35. Mal jährt: "Sie war das Ergebnis hunderttausender Entscheidungen Einzelner, gemeinsam das Richtige zu tun. Mutige Bürgerinnen und Bürger der DDR gingen Seite an Seite auf die Straße und riefen trotz aller Angst vor der Stasi: 'Wir sind das Volk.' Und später dann: 'Wir sind ein Volk.'" Deutschland habe die Erfahrung gemacht, "dass Zusammenhalt die Dinge zum Besseren verändern, dass Zusammenhalt sogar Mauern zum Einsturz bringen kann".
Social Media und Wahlen
Scholz ging auch auf mögliche Versuche einer Einflussnahme auf den Bundestagswahlkampf aus dem Ausland ein. Die Bürgerinnen und Bürger bestimmten, wie es in Deutschland weitergehe, und nicht "die Inhaber sozialer Medien. Damit dürfte der Kanzler auf die Wahlempfehlung des US-Unternehmers Musk für die AfD angespielt haben, ohne ihn jedoch konkret zu benennen. Der Multimilliardär und Inhaber der Plattform X hatte sich zunächst in seinem eigenen Netzwerk und am Wochenende erneut in einem umstrittenen Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" entsprechend geäußert.
Weiter erklärte Scholz, man könne manchmal den Eindruck gewinnen, je extremer eine Meinung sei, desto größer sei die Aufmerksamkeit: "Aber nicht, wer am lautesten schreit, bestimmt darüber, wie es in Deutschland weitergeht. Sondern die ganz große Mehrheit der Vernünftigen und Anständigen." Der Kanzler rief die Wählerinnen und Wähler in diesem Zusammenhang dazu auf, am 23. Februar ihre Stimme abzugeben und fügte hinzu: "Ich wünsche uns, dass wir uns nicht gegeneinander aufwiegeln lassen."
Der Deutschlandfunk strahlt die etwa zehnminütige Neujahrsansprache des Bundeskanzlers am Silvesterabend gegen 19:05 Uhr aus.
Diese Nachricht wurde am 31.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.