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Afrika
Bundeskanzler Scholz will Migrationszentren in Nigeria ausbauen - Energielieferungen nach Deutschland im Gespräch

Bundeskanzler Scholz hat bei seinem Besuch im westafrikanischen Nigeria für eine engere Partnerschaft zur Steuerung der Migration geworben. Zur Rückführung von Menschen ohne Bleiberecht in Deutschland sollten die Migrationszentren in Nigeria weiter ausgebaut werden, sagte Scholz beim Besuch eines Wirtschaftsforums in der Küstenmetropole Lagos.

    Lagos: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), besucht mit Simon Bako Lalong (r), Arbeitsminister von Nigeria, das Deutsch-Nigerianische Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration in der der Wirtschaftsmetropole Lagos.
    Kanzler Scholz in Nigeria (Michael Kappeler / dpa / Michael Kappeler)
    Diese Zentren sollten sich künftig auch um die Beratung von Fachkräften kümmern, die in Deutschland Fuß fassen könnten. Präsident Tinubu hatte sich gestern nach Gesprächen mit Scholz offen für die Rücknahme von Flüchtlingen gezeigt.
    Bei der Veranstaltung wurden auch Fragen der Energieversorgung erörtert. Scholz betrachtet Nigeria als möglichen Lieferanten von Wasserstoff. Den größten Teil werde Deutschland künftig importieren müssen, betonte Scholz. Dabei kämen Länder wie Nigeria in Frage. Nach Angaben von Thyssenkrupp braucht allein der Stahlhersteller nach der Energiewende 140.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr.

    Statt Erdgas aus Russland: Flüssiggas aus Nigeria?

    Nigeria könnte perspektivisch auch Flüssiggas liefern. Bis der Wasserstoffmarkt voll etabliert sei, brauche Deutschland weiterhin Lieferungen aus dem Ausland, sagte Scholz. Als Konsequenz aus dem russischen Überfall bezieht Deutschland mittlerweile auch Flüssig-Erdgas aus verschiedenen Teilen der Welt. Scholz unterstützte auf dem Wirtschaftsforum den Aufbau der afrikanischen Freihandelszone. Sie besteht offiziell seit 2021, die Umsetzung des Abkommens schreitet jedoch nur langsam voran. Scholz sagte, als Mitglied der Europäischen Union wisse Deutschland um die Vorteile regionaler Wirtschafts-Integration.
    Mit rund 220 Millionen Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas und zugleich die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Der Politologe Maihack von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung sagte bei Deutschlandfunk Kultur, die Kanzlerreise sei ein wichtiges Signal, da ein Land wie Nigeria das Recht habe, die kommende Weltordnung mitzugestalten. Maihack warb dafür, afrikanischen Ländern gute Angebote zu machen, um ein guter Partner zu werden. Zugleich müsse Europa sich an die Multipolarität gewöhnen: Kein afrikanisches Land werde etwa nur mit Europa oder nur mit China zusammenarbeiten.
    Diese Nachricht wurde am 30.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.