Blickt Kommunkationswisschenschaftler Thomas Birkner auf das Verhältnis der deutschen Regierungschefs zu den Medien, dann fällt ihm auf: "Kanzler haben von Beginn der Bundesrepublik an den Medien eine Wirkungsmacht zugeschrieben. Sie haben gesagt: Ich brauche die Medien zum Regieren."
Das habe vor allem Angela Merkel verinnerlicht, die die Rolle kritischer Medien für die Demokratie verstanden habe - anders als einige ihrer ausländischen Amtskollegen. Merkel habe über die Jahre zu einer Palette von Medien ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut - auch, um aus dieser Position heraus gewisse Dinge so anlegen zu können, dass sie als diejenige erscheine, die im Verhältnis von Politik zu Medien in der Vorhand sei, so Birkner.
Kanzler scheitern mit Versuchen der Einflussnahme
Einige von Merkels Vorgängern hätten dagegen viel stäker versucht, Medien über Mediepolitik mitzugestalten und ein Mediensystem zu schaffen, das ihnen genehm war - und seien damit gescheitert. "Adenauer wollte Anfang der 60er sein eigenes Fernsehen und hat es nicht bekommen. Helmut Schmidt wollte mit seinem Aufruf für einen fernsehfreien Tag das Privatfernsehen verhindern - auch das ist ihm nicht gelungen."
Öffentlichkeit und Medien hindern Politiker an Einflussnahme
Dies zeige laut Birkner, dass die Politik nicht der einzige Player sei. Sowohl die Medien als auch die Öffentlichkeit selbst hätten eine gewisse Macht und würden immer wieder klar machen, was ihre Vorstellungen davon seien, wie Medien in der Gesellschaft zu funktionieren hätten. "Das schränkt den Handlungsspielraum von Politikern an dieser Stelle stark ein."