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Bundeskanzler und die Presse
"Merkel versteht die Medien als Teil des Spiels"

Der Kommunikationswissenschaftler Thomas Birkner erforscht das Verhältnis von Kanzlern zu den Medien. Angela Merkel habe die Rolle kritischer Medien für eine funktionierende Demokratie verstanden. Das sei nicht bei jedem ihrer Amtsvorgänger so gewesen, sagte Birkner im DLF.

Thomas Birkner im Gespräch mit Antje Allroggen |
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Vorgänger Gerhard Schröder am 22.09.2015 in Berlin bei der Vorstellung der neuen Schröder-Biografie von Autor Gregor Schöllgen.
    Pfleg(t)en ein gutes Verhältnis zu den Medien: Angela Merkel und Gerhard Schröder (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Blickt Kommunkationswisschenschaftler Thomas Birkner auf das Verhältnis der deutschen Regierungschefs zu den Medien, dann fällt ihm auf: "Kanzler haben von Beginn der Bundesrepublik an den Medien eine Wirkungsmacht zugeschrieben. Sie haben gesagt: Ich brauche die Medien zum Regieren."
    Das habe vor allem Angela Merkel verinnerlicht, die die Rolle kritischer Medien für die Demokratie verstanden habe - anders als einige ihrer ausländischen Amtskollegen. Merkel habe über die Jahre zu einer Palette von Medien ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut - auch, um aus dieser Position heraus gewisse Dinge so anlegen zu können, dass sie als diejenige erscheine, die im Verhältnis von Politik zu Medien in der Vorhand sei, so Birkner.
    Kanzler scheitern mit Versuchen der Einflussnahme
    Einige von Merkels Vorgängern hätten dagegen viel stäker versucht, Medien über Mediepolitik mitzugestalten und ein Mediensystem zu schaffen, das ihnen genehm war - und seien damit gescheitert. "Adenauer wollte Anfang der 60er sein eigenes Fernsehen und hat es nicht bekommen. Helmut Schmidt wollte mit seinem Aufruf für einen fernsehfreien Tag das Privatfernsehen verhindern - auch das ist ihm nicht gelungen."
    Öffentlichkeit und Medien hindern Politiker an Einflussnahme
    Dies zeige laut Birkner, dass die Politik nicht der einzige Player sei. Sowohl die Medien als auch die Öffentlichkeit selbst hätten eine gewisse Macht und würden immer wieder klar machen, was ihre Vorstellungen davon seien, wie Medien in der Gesellschaft zu funktionieren hätten. "Das schränkt den Handlungsspielraum von Politikern an dieser Stelle stark ein."