Noch neun Spieltage stehen in der laufenden Bundesligasaison aus. Die Deutsche Fußball-Liga DFL, zuständig für die 36 Profivereine in der 1. und 2. Liga, plant diese zeitnah fortzusetzen. Als reine Geisterspiele. Der Geschäftsführer der DFL, Christian Seifert, weiß um die Sensibilität der Lage, wie er Ende März nach der letzten Mitgliederversammlung der Profivereine erklärte:
"Wir anerkennen selbstverständlich, dass dafür noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. Aber wenn der Zeitpunkt da ist, dann werden wir als Bundesliga nicht nur bereit sein, sondern wir freuen uns dann darauf, den Menschen ein kleines Stückchen Normalität zurückzubringen!"
Der Verbund fast aller Fankurven stellt sich gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs
Im besten Fall soll die Saison laut DFL Ende Juni regulär zu Ende sein. Das bedeutet aber wohl auch, dass die Bundesliga schon wieder im Mai starten müsste. Die DFL arbeitet aktuell an einem Hygienekonzept.
Angesichts der aktuellen Lage und der strengen Einschränkungen, die für die Bevölkerung noch bis mindestens Anfang Mai gelten, melden sich die Fanszenen Deutschland zu Wort: Der Verbund fast aller Fankurven von der Bundesliga bis runter in die Regionalligen stellt sich gegen die Planspiele der DFL: Sie schreiben in einer heute veröffentlichten Stellungnahme:
"Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wiederaufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren."
Die DFL und die Vereine brauchen die Spiele
Diese Kritik der Fußballfans kommt für die DFL zu einem unpassenden Zeitpunkt. Denn sie braucht die Spiele, damit die Profiklubs Einnahmen generieren können, und nicht von der Insolvenz bedroht sind. Deshalb wirbt die Bundesliga offensiv für ihre Rolle in der Gesellschaft, auf die DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hinweist:
"Der Profifußball bedeutet sehr vielen Menschen in diesem Land sehr viel.Vor der Aussetzung der Spiele schauten fast jedes Wochenende 20 Millionen Menschen in irgendeiner Weise zu, oder verfolgten die Spiele von Bundesliga und 2. Bundesliga im Radio."
Zuletzt ergänze Seifert noch, dass der Eindruck nicht entstehen dürfe, der Fußball ignoriere in seiner Selbstbezogenheit die Realität. Doch trotz seines Stellenwertes in der Gesellschaft - systemrelevant ist der Fußball mit seiner Bedeutung für die Gesellschaft nicht. Darauf weisen jetzt eben auch die Fanszenen hin.
"Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb erneut zu starten!"
Wie man mit der Kritik umgeht, wird sich spätestens kommende Woche zeigen: Dann entscheidet die DFL in einer virtuellen Mitgliederversammlung, wie es weitergehen soll.