Fußball-Bundesliga der Frauen
Leverkusen greift die Spitze an

In der Fußball-Bundesliga der Frauen wird der Konkurrenzkampf härter. Mit Bayer Leverkusen hat sich zur Saison-Halbzeit eine neue Mannschaft in die Riege der Topteams gespielt. Ein Sieg gegen Wolfsburg zeigt die Stärke aufstrebender Vereine.

Von Jessica Sturmberg |
Lilla Turanyi von Bayer 04 Leverkusen springt beim Kopfball hoch.
Überflügelt: Leverkusen schlägt Wolfsburg zum Hinrundenabschluss und zieht in der Tabelle vorbei. (picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS / BEAUTIFUL SPORTS / Axel Kohring)
Beim Schlusspfiff im Leverkusener Ulrich-Haberland-Stadion am Freitag Abend (6.12) war der Jubel groß, die Bayer-Elf hatte überraschend Spitzenreiter VfL Wolfsburg mit 1:0 besiegt und damit erst einmal über Nacht die Tabellenspitze erobert.

"Uns selbst überrascht"

Die 1.500 Zuschauerinnen und Zuschauer bekamen ein Spiel auf hohem Niveau zu sehen - beide Teams technisch sehr versiert. Was von Wolfsburg als Rekordmeister erwartet wird, bei Leverkusen – in der vergangenen Saison Sechster – ist es eine Entwicklung, die auch das Team selbst noch staunen lässt, wie Leverkusens Toptorjägerin Cornelia Kramer zugibt:
Es ist schwer dafür Worte zu finden. Wir haben alle damit überrascht, auch uns selbst. Für uns bedeutet das alles, wir lassen alles auf dem Platz. Es ist unsere Mentalität, die uns hierhin gebracht hat.“
Cornelia Kramer, dänische Nationalspielerin, belegt in der Torjägerliste der Liga Rang 3. Trainer Roberto Pätzold stachelt sein Team von der Seitenlinie lautstark an, er wird dabei auch öfter emotional, was ihm auch schon gelbe Karten beschert hat. Aber sein Wirken ist ganz offensichtlich effektiv. Was er nun aus dieser Topplatzierung ableitet als Anspruch für die Rückrunde, dazu sagt er:
„Ja, wir haben auch vor der Saison keine Tabellenplatzierung ausgelobt und das aus gutem Grund. Wir wollen uns weiterentwickeln. Wir wollen unsere Spielidee, unsere Prinzipien möglichst zu hohem Prozentsatz auf den Platz bringen. Wir wollen viel investieren. Wir wollen ein unangenehmer Gegner sein für jede Mannschaft, egal wie der Name ist.“

Ähnliche Investitionen, unterschiedliche Resultate

Investiert hat der Club in seinen Kader mit 6 Nationalspielerinnen aus fünf Nationen, und einem umfassenden Scouting. Am anderen Ende der Tabelle hat auch der Nachbar 1. FC Köln investiert, auch mit einem überdurchschnittlichen Liga-Etat. In den Resultaten spiegelt sich das allerdings nicht nieder. Der 1. FC Köln steht zur Saisonhälfte weit hinter den eigenen Ansprüchen, am unteren Ende der Tabelle. Im letzten Heimspiel gab es von den Fans erstmals lautstarke Rufe, Trainer Daniel Weber zu entlassen, was der Club in der Woche darauf auch tat.
Leverkusen klatschen nach dem Spiel in Richtung der Tribüne.
Jubel nach dem Sieg: Leverkusen zieht an Wolfsburg vorbei (Sturmberg/Dlf)
Köln könnte sich am Ende retten, auch weil es der Aufstockung der Liga wegen nur einen Absteiger gibt. Für Kölns Trainerin Jaqueline Dünker war es ein Spiel, das mit dem dünnen Vorsprung bis zum Schluss offen blieb, auch wenn Köln das bessere Team war: „Umso schöner, dass es geklappt hat und wir die ersten 3 Punkte geholt haben.“

Weitere Topvereine schieben nach

Dünker und Freiburgs gerade aus der Elternzeit zurückgekehrte Teresa Merk sind die einzigen Chef-Trainerinnen in der Liga, die erstmals einen Vierkampf an der Spitze zeigt. Statt dem ewigen Duell zwischen Wolfsburg und Bayern zeigen sich auch Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt in der Lage, diese Saison zu gewinnen oder auf einen der begehrten Champions-League-Ränge vorzustoßen. Es ist in der Liga sehr viel ausgeglichener geworden als in den Vorjahren.
So reiste die bisherige Co-Trainerin Jacqueline Dünker zum Spiel der Abstiegsbedrohten nach Potsdam, wo sich der FC heute mit einem knappen 1:0-Sieg erst einmal Luft von den ganz akuten Abstiegssorgen verschafft hat. Eine vorgezogene Entscheidung im Kampf um den Klassenerhalt, der für Turbine Potsdam mit kleinem Etat ohne Männer-Lizenzverein im Hintergrund sehr schwer werden dürfte.
So, dass die Doppelbelastung aus internationalen und Liga-Spielen Wolfsburgs Tommy Stroot inzwischen als Nachteil nennt in einem Spitzenspiel wie dem gegen Leverkusen, "Vor allem dann, wenn wir und die Bayern im Drei-Tages-Rhythmus unterwegs sind, dann auch mit der Ansetzung auf Freitag wir sehr sehr wenig Zeit hatten mit vielen hochbelasteten Nationalspielerinnen. Das sorgt eben dafür, dass immer mal wieder genau solche Ergebnisse entstehen."
Und: in der kommende Saison wird die Belastung noch steigen, denn dann wird die Liga von 12 auf 14 Teams aufgestockt. Die Frauenteams von Union Berlin und dem Hamburger Sportverein drängen nach oben. Und perspektivisch werden auch die Frauenmannschaften von Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 sich nach oben weiter vorarbeiten. Der Druck von unten steigt. Und das heißt: der Wettbewerb wird schärfer und alle Vereine müssen sich weiterentwickeln.