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Bundesliga
Neuer Spielball - Derbystar statt Adidas

Wenn jetzt der Ball wieder rollt, dann heißt der Hersteller nicht Adidas: Denn der kleine niederrheinische Sportartikelhersteller Derbystar hat den Marktriesen in der 1. und 2. Bundesliga vom Platz gefegt - und bisher nur gutes Feedback bekommen.

Von Ludger Kazmierczak |
    Der Derbystar-Spielball für die 1. und 2. Bundesliga. Derbystar löst Adidas als Lieferant für die Spielbälle ab
    Der Derbystar-Spielball für die 1. und 2. Bundesliga. Derbystar löst Adidas als Lieferant für die Spielbälle ab (imago sportfotodienst)
    Joachim Böhmer erinnert sich noch ganz genau an den 24. April 2017. Es war 14.40 Uhr, als endlich sein Handy klingelte. Der lang erwartete Anruf des damaligen DFL-Geschäftsführers Jörg Daubitzer.
    Joachim Böhmer, Geschäftsleiter Derbystar, Goch: "Ja, da war die Freude natürlich riesig. Mein Kollege und ich, wir haben dann Flaschen Sekt rausgeholt, die wir kalt gestellt hatten und haben rumgespritzt, wie man es sonst bei der Formel1 sieht. Und alle hatten auch Tränen in den Augen. Das war schon ein besonderer Moment, den man auch nie vergessen wird in der Geschichte von Derbystar."
    Die Bundesliga spielt in den kommenden vier Jahren mit Bällen des niederrheinischen Sportartikelherstellers Derbystar. Das Unternehmen aus Goch – Jahresumsatz 14 Millionen Euro - hat damit den Marktriesen Adidas – 21 Milliarden Umsatz - vom Platz gefegt. Adidas habe sich angeblich freiwillig zurückgezogen heißt es, was Derbystar-Geschäftsleiter Joachim Böhmer nicht so recht glauben mag.
    Fairtrade-Produktion in Pakistan
    "In der 1. und 2. Liga sind wir jetzt der Liga-Ball. In der 3. Liga ist Adidas der Liga-Ball. Also, wenn sie sich ganz zurückgezogen hätten, ist das schon ein bisschen komisch, wenn sie dann in der 3. Liga noch vertreten sind."
    In der Bundesliga war Derbystar schon in den 70er- und 80er-Jahren zu Hause, doch nach der Einführung des Einheitsballs 2010 ließ Adidas der Konkurrenz das Nachsehen. Für das Comeback im Profifußball haben die Gocher nun einen neuen Ball entwickelt: den Brillant APS Bundesligaball. 32 Kunststoff-Teile - mit einem 18 Meter langen Faden und 630 Doppelstichen handvernäht - in einem Fairtrade-zertifizierten Betrieb in Pakistan, der fast zur Hälfte an Derbystar beteiligt ist.
    "Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Flug- und Spieleigenschaften des Balles extrem gut sind. Dass das ein ehrlicher Ball ist. Dass der dahin fliegt, wo man den Ball auch hinhaben will."
    Derbystar gehört zur dänischen Select-Gruppe, die von einem ehemaligen Nationaltorwart gegründet wurde. Der lernte in den 60er-Jahren auf einer Messe in Köln den niederrheinischen Lederfabrikanten Josef Moll-Thissen kennen, der vor allem Reitartikel produzierte. Der Däne hatte den Ball - der Gocher die Technik. Das war die Geburtsstunde von Derbystar.
    "Das Gefühl bei den Spielern war sehr gut"
    "Unsere damalige Agentur hat sich hingesetzt und gesagt: Ok, wir brauchen einen Namen. Also nehmen wir Derby, weil das kommt aus dem Pferdesport und aus dem Fußballsport. Und es sollte halt der beste unter den Fußbällen sein. Da hat man Star genommen. So ist Derbystar entstanden."
    Seit ein paar Wochen trainieren die Profis nun mit dem neuen Bundesligaball. Jeder Verein hat 300 Stück bekommen. Und die ersten Eindrücke, so Werder Bremens Torwarttrainer Christian Vander im Interview mit dem Weser-Kurier, seien durchweg positiv.
    "Das Gefühl bei den Spielern war sehr gut, und bei den Torhütern auch vom ersten Tag an sehr gut. Dass war damals beim adidas-Ball - erinnere ich mich - da war das am ersten Tag, war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Und jetzt ist das erste Feedback nur positiv."
    Es kann also losgehen mit der neuen Saison und mit dem neuen Ball. Derbystar ist zurück im Profifußball. Oder wie es im neuen Firmen-Slogan heißt "The ball is back!"