Analyse der Bundesliga-Saison
Sportjournalist Max-Jacob Ost: Saison zeigt Umbruchphase in der Bundesliga

Nach elf Jahren gewinnen die Bayern mal keine Meisterschale, das Tabellenmittelfeld ist extrem eng und Leverkusen hat ein neues Ballbesitz-Spiel entwickelt - Journalist und Podcaster Max-Jacob Ost erkennt darin eine Umbruchphase in der Bundesliga.

Max-Jacob Ost im Gespräch mit Matthias Friebe | 18.05.2024
Die Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen feiert die Meisterschaft und Torwart Lukas Hradecky hebt die Meisterschale hoch.
Bayer Leverkusen beendet mit dieser Saison seinen Ruf als "Vizekusen" und wird zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Meister. (IMAGO / Moritz Müller / IMAGO / Moritz Mueller)
Ohne eine einzige Niederlage gewinnt die 61. Bundesliga-Saison Bayer 04 Leverkusen – verdient, findet Max-Jacob Ost, Host des Fußball-Podcasts „Rasenfunk“: Leverkusen habe eine Weiterentwicklung im Ballbesitz-Fußball gemacht.
Während das jahrelang mitbestimmende System des spanischen Fußballtrainers Pep Guardiola vor allem auf Positionsspiel fokussiert war, seien die Leverkusener „wie ein Schwamm ganz eng zusammen“, analysiert Ost im Deutschlandfunk-Interview. Mit einer „unglaublichen Ballsicherheit“ habe man nicht nur die Gegner ermüdet, sondern sich auch gute Chancen erarbeitet. Ost glaubt, „Leverkusen hat einen nächsten Schritt in der Entwicklung des Fußballspiels gefunden.“
Für die nächste Saison rechnet der Sportjournalist Bayer 04 Leverkusen ebenfalls gute Chancen zu, mit um die Meisterschaft zu spielen, auch wenn „das Ungeschlagensein wie ein Damokles-Schwert über ihnen hängen wird.“
Und auch die Vizemeisterschaft gehe verdient an den VfB Stuttgart wegen ihres „extrem guten Offensiv-Fußballs“.

FC-Abstieg sei verdient

Auf der anderen Seite der Tabelle steigen der 1. FC Köln und die Darmstädter in die zweite Liga ab. Mit nur 28 Toren findet es Max-Jacob Ost „bemerkenswert, wie lange die Kölner den Abstieg noch verhindern konnten“. Demnach sei der auch verdient, es sei einfach zu viel in dieser Saison für den 1. FC Köln schief gegangen.
Auf dem Relegationsplatz wird sich der VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf behaupten müssen. Zwar entscheiden sich diese Spiele meistens für den Bundesligisten, Düsseldorf hat in seiner Vereinsgeschichte aber auch schon einmal gegen Hertha 2012 als Zweitligist gewonnen. „Düsseldorf kommt aus einer aktuell starken Phase“, so Ost und sieht Bochum noch nicht sicher die Klasse halten.

Bundesliga in dieser Saison weniger eintönig

Mit dem Sieg von Leverkusen dürfen die Bayern nach elf Jahren zum ersten Mal keinen Meistertitel feiern. Die Münchner hätten in dieser Saison nicht schlecht gespielt, allen voran mit Top-Stürmer Harry Kane, sagt Ost.
Wegen der Überlegenheit der Bayern in den letzten Jahren wird der Bundesliga oft Eintönigkeit vorgeworfen. Dazu Ost: „Ich denke, die Saison wäre langweilig gewesen, wenn der Fußball der anderen Teams nicht so schön gewesen wäre. Diese Saison war doch mal deutlich anders, wie so ein Frühlingmorgen nach einem langen heißen Sommer.“ Und auch die Bayern mit ihrer nicht enden wollenden Suche nach einem Trainer seien unterhaltsam „wie so eine gute Daily-Soap.“
Insgesamt glaubt Podcaster Ost, dass sich die Bundesliga gerade in einer Übergangsphase befindet und der Fußball sich taktisch weiterentwickle. Das mache neugierig auf die nächste Saison und auch die nächsten Jahre. Man habe gesehen, „der BVB ist besser, wenn er aus der Außenseiter-Position agieren kann“ und insgesamt könne es reichen, wenn man mit einem guten Matchplan in den großen Spielen punkten kann.

Umbruchphase und Neusortierung

„Die Bayern sind nicht mehr ganz so groß wie früher“ – das könne sich auch halten, überlegt Autor und Journalist Ost im Interview. Und auffällig sei, wie dreigeteilt die Liga ist: Nach den ersten fünf Teams komme ein harter Cut und „dann ein zusammengestauchtes Mittelfeld“, das sich gerade neusortiere. Manche Teams hätten dort einfach Pech gehabt, aber die meisten seien gerade in einer Umbruchsituation und würden sich neu sortieren. Auch das mache Vorfreude auf die 62. Saison.
Ost glaubt, in dieser Saison „eine leichte Weichenstellung“ gesehen zu habe, sodass „sich ein paar Gewichte wieder neu verschieben in der Liga“.
Möglich ist auch, dass die 2. Liga der Bundesliga demnächst in der Attraktivität Konkurrenz machen könnte: Die 2. Liga sei der besserer Wettbewerb, denn „naturgemäß ist alles ein bisschen enger zusammen“, so Ost. Das füllt auch die Stadien und macht die Spiele spannend.