Was haben die Fußballfans in dieser Republik jenseits des Weißwurst-Äquators nicht gemeckert und gestöhnt ob der übermächtigen Dominanz der Erben Beckenbauers in den letzten Jahren. 21, 15, 10, 19, 25 – das sind nicht die aktuellen Lottozahlen, sondern die üppigen Punkte-Polster des deutschen Rekordmeisters auf den jeweiligen Tabellen-Zweiten beim Saisonfinale in den vergangenen sechs Jahren. Immer mit dem selben Resultat: Noch ´n Titel für den FC B und danach die obligatorische Feier auf dem Rathaus-Balkon am Münchner Marienplatz. Und nun, wir hatten alle mehr nicht mehr damit gerechnet, endlich mal wieder eine spannende Ausgangsposition vor dem letzten Spieltag. Das engste Titelrennen seit zehn Jahren.
"Es wäre zu schön gewesen", seufzen jetzt sicher alle Nicht-Bayern-Anhänger. Aber Deutschlands erfolgreichster Fußball-Verein hat es schlussendlich doch wieder einmal gewuppt. Zum 7. Mal in Folge Meister. Respekt. Wer neun Punkte Rückstand auf die Dortmunder trotz eigener, diesmal ungewohnt vieler Schwächeanfälle aufholt, hat es sowas von verdient, einmal mehr die Schale in die Höhe zu stemmen.
BVB: Schönspielen allein reicht nicht
Gratulation an die Säbener Straße für diesen Kraftakt. Eine für Bundesliga-Verhältnisse epochale Saison mit ständigen Führungswechseln zwischen dem FC B und dem BVB ist Geschichte. Zwar war Dortmund an 21 von 34 Spieltagen Spitze. Aber Schönspielen allein reicht nicht. Die junge Mannschaft muss sich weiterentwickeln und vor allem kaltschnäuziger und abgebrühter werden, wenn es drauf ankommt. Trainer Lucien Favre ist ein profunder Taktiker und Perfektionist. Aber eben Keiner, der unbedingt an den Erfolg glaubt. Als seine Mannschaft in der Hinrunde die Bayern knackte, hielt er sich die Ohren zu, während seine Spieler in der Kabine lautstark feierten. Nach der Derby-Pleite gegen Schalke am 31. Spieltag hakte er den Titel voreilig ab, obwohl doch noch gar nichts verloren war. Abgesehen von zwei Jubelarien mit dem FC Zürich ist der Schweizer längst noch kein Meistercoach.
Kovac unter Beobachtung
Auch Niko Kovac hat in dieser Hinsicht noch nicht viel gerissen. Der DFB-Pokaltriumpf mit Frankfurt im letzten Jahr und nun also die erste Weißbier-Dusche mit den Bayern sind seine ersten Titel. Aber selbst wenn der Kroate am kommenden Samstag im Pokalfinale gegen Leipzig das Double perfekt machen sollte, kann er bei Uli Hoeneß und Karlheinz Rummenigge nicht sicher sein, dass er die Roten auch in der kommenden Spielzeit trainiert. Von Anfang stand Kovac in München unter Beobachtung. Darüber sollte der 47-jährige Berliner nachdenken. Aber jetzt hat der Bayern-Trainer erst mal allen Grund zum Feiern. Und das sollte ihm wirklich Niemand madig machen. Wie hat es Niko Kovac doch unlängst so schön formuliert: Bei aller berechtigten Kritik, wir müssen alle mehr das Positive sehen."